Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
unterwegs.
Ein Streifenpolizist kam vom Parkplatz gelaufen und stellte sich Bigg Ja mit gezogener Pistole in den Weg. Der bremste, um die scharfe Linkskurve in die Newport Street zu kriegen. Der Polizist schoss, und Bigg Jas Windschutzscheibe ging zu Bruch, was ihn aber nicht aufhielt. Ich schaltete herunter und knirschte mit den Zähnen beim Gedanken, was ich nun tun musste – ich gab Gas und rammte den GTO schräg von hinten.
Wir schleuderten ein Stück Seite an Seite, bevor wir voneinander loskamen. Bigg Ja gelang es, die Kontrolle über seinen GTO wiederzugewinnen. Er ließ eine weitere Salve aus seiner Uzi auf mich ab, bevor er bei einem Fischrestaurant in eine Seitenstraße abbog.
Nun raste er die Straße hinunter, direkt auf den Pier zu. Seine Reifen drehten quietschend durch, bevor sie auf der nassen Betonpiste Halt fanden und er den Damm entlangschlingerte. Angler warfen ihre Ruten weg und sprangen ins Wasser.
Bigg Ja gelang es noch einmal, den Wagen geradeaus zu richten, dann hielt er mit Vollgas auf das Ende des Kais zu, das sich nach links und rechts in zwei Arme verzweigt. An dieser Stelle steht eine Holzhütte. Auf die raste der GTO nun mit Vollgas zu. Wie eine Fahne schwenkte der Rapper seine Uzi über dem Kopf. Im letzten Moment riss er das Steuer herum, sauste links an der Hütte vorbei und brach mit sechzig Sachen durch das Holzgeländer.
Ich kam gerade noch vor der klaffenden Lücke im Geländer zum Stehen. Meine Frontachse war gebrochen, und mein geliebter 67er gab qualmend seinen Geist auf.
Bigg Jas Kabrio flog sechzig Meter weit, bevor sich die Haube nach unten neigte und der Hip-Hopper herausgeschleudert wurde. Seine Beine wirbelten in der Luft, seine Arme ruderten gegen eine unsichtbare Strömung an. Zum letzten Mal schoss eine Feuergarbe aus seiner Uzi.
Dann sah ich nichts mehr, sondern hörte ihn nur noch einmal gellend auflachen. Der Wagen verschwand im Wasser, die Musik verstummte.
43
»Oh Mann, war ich gut, Mann, war ich nicht gut?«, krächzte Bigg Ja.
Bis auf die Knochen durchnässt wand und krümmte er sich auf der Trage eines Krankenwagens, der auf dem Parkplatz am Pier stand. Sieben Streifenwagen und zwei weitere Krankenwagen standen noch direkt auf dem Pier. Ein Abschleppwagen hatte die Reste des grünen Monsters am Haken. Rettungsschwimmer kurvten auf Schlauchbooten herum.
Die Rettungssanitäter hatten Bigg Ja mit Gurten an der Trage festgeschnallt. Seine Arme zeigten schwarze Flecken – dort hatte er sich Schlangengift unter die Haut gespritzt. Er versuchte sich loszureißen, seine Dreadlocks flogen hin und her. Die Sanitäter setzten ihm eine Spritze in den Arm, die ihn mit noch mehr Chemie möglichst schonend aus seinem Drogenrausch herausholen sollte. Seine Augen standen weit offen und rollten hin und her. Als die Wirkung der Beruhigungsmittel einsetzte, wurde sein Blick etwas fester und blieb an mir hängen. »Setzt mich aber nicht auf kalten Entzug, ja?«, sagte er.
»MrMoustapha, Sie wissen, dass Sie das Recht haben zu schweigen?«, antwortete ich. »Und dass Sie das Recht haben, nur in Gegenwart eines Anwalts zu sprechen?«
»Ich hab schon so ’nen Rechtsverdreher. Mann, war ich nicht gut? Kennst du diesen alten Film über Jamaika, The Harder They Come? Wo der gute alte Jimmy Cliff herumballert, mit solchen Pistolen mit Perlmuttgriff?«
Er legte den Kopf zurück und begann zu singen. »Cause as sure as the sun will shine, I’m gonna get my share what’s mine, oh yeah, the harder they come the harder they fall one and all.«
Am liebsten hätte ich dem Kerl eine Luftinjektion verpasst und ihn von seiner elenden Existenz erlöst. Aber ich sagte nur: »Du hast es geschafft, Bigg Ja. Wenn das hier bekannt wird, bist du von morgens bis abends auf MTV. Sie werden dich den ›Killer‹ nennen.«
Er grinste und ließ dabei einen Goldzahn blitzen. »Klar, Bigg Ja, der Killer-Rapper.«
»Genau«, antwortete ich. »Bigg Ja, der Killer-Rapper. Aber soll ich dir mal sagen, was daran wirklich cool ist? Dass es nicht bloß eine Masche ist. Bigg Ja tut nicht bloß groß, so wie Snoop Dogg oder Puff Daddy. Bigg Ja ist ein waschechter Killer, ein richtiger Mörder, stimmt’s?«
Bigg Ja nickte unbekümmert. Mit halb geschlossenen Augen genoss er die Vorstellung. Da setzte mit einem Mal die Wirkung der Spritze ein, die ihm die Sanitäter verpasst hatten. Er stemmte sich gegen die Gurte. Seine feucht glänzenden Augen erinnerten mich an den Taipan. »Worauf willst du
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