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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Schnurrbart und eingefallenen Wangen geprägt. Seine Augen sahen aus wie schwarze Murmeln. Er trug eine schwarze Lederweste, die seine prallen Muskeln und seine Tatoos gut zur Geltung brachte. Ein Hemd oder T-Shirt hatte er nicht an.
    »Ich habe einen Auftrag für dich«, sagte Shanahan. »Einen Auftrag, wie ich ihn dir beschrieben habe. Bist du interessiert? Wenn ja, mußt du ihn jetzt erledigen.«
    »Wenn Sie zahlen, bin ich interessiert«, erwiderte Carlos mit starkem spanischem Akzent.
    »Komm mit!« forderte Shanahan ihn auf und zeigte in Richtung Ausgang. Carlos legte seinen Billardstock auf den Spieltisch, blätterte seinem stänkernden Mitspieler ein paar zerknitterte Scheine hin und folgte Shanahan.
    Solange sie nicht draußen waren, versuchten sie gar nicht erst, sich zu unterhalten.
    »Wie kannst du es bloß länger als fünf Minuten in diesem Lärm aushalten?« fragte Shanahan. »Wieso?« fragte Carlos zurück. »Ist doch gute Musik.« Da es immer noch in Strömen regnete, führte Shanahan Carlos zu seinem Cherokee. Die beiden stiegen ein. »Machen wir’s schnell«, begann Shanahan. »Sie heißt Marsha Baldwin. Sie ist groß, blond, attraktiv. Etwa fünfundzwanzig.« Carlos verzog sein Gesicht zu einem Grinsen, so daß sein Schnäuzer unter der schmalen Nase zwei gerade Striche bildete.
    »Du mußt die Sache allerdings sofort erledigen«, fuhr Shanahan fort. »Die Frau ist im Augenblick da, wo du arbeitest.«
    »Bei Higgins und Hancock?« fragte Carlos. »Genau«, erwiderte Shanahan. »Sie ist im Verwaltungstrakt und schnüffelt in Unterlagen herum, die sie nichts angehen. Du kannst sie nicht verfehlen. Wenn du trotzdem Schwierigkeiten hast, sie zu finden, kannst du den Nachtwächter fragen. Er hat den Auftrag, die Frau im Auge zu behalten.«
    »Wieviel zahlen Sie?« fragte Carlos.
    »Mehr als wir besprochen haben«, erwiderte Shanahan. »Vorausgesetzt allerdings, du erledigst die Sache jetzt. Ich will, daß du dich umgehend auf den Weg machst.«
    »Wieviel?« fragte Carlos.
    »Hundert jetzt und zweihundert später - sofern sie spurlos verschwindet«, erwiderte Shanahan und griff in seine Jackettasche. Er zog einen neuen Hundertdollarschein hervor und hielt ihn Carlos vor die Nase. Der Neonstier tauchte den Schein in rotes Licht.
    »Was ist mit meinem Job?« fragte Carlos. »Mein Versprechen gilt«, stellte Shanahan klar. »Du arbeitest nur noch bis zum Ende des Monats im Schlachtbereich. Wohin willst du versetzt werden? In den Knochenauslöseraum oder lieber in den Rumpfraum?«
    »In den Knochenauslöseraum«, erwiderte Carlos. »Dann gilt unser Deal also?« fragte Shanahan. »Klar«, erwiderte Carlos. Er nahm den Schein, faltete ihn und schob ihn in die Hosentasche. Dann öffnete er ohne ein weiteres Wort die Tür. Es war, als hätte man ihn gebeten, Laub zu harken oder Schnee zu schippen.
    »Vermassel die Sache nicht!« rief Shanahan ihm hinterher. »Auf dem Gelände von Higgins und Hancock ist es ein Kinderspiel für mich«, sagte Carlos. »Das haben wir uns auch gedacht«, entgegnete Shanahan.
     
    Marsha hob die Arme über den Kopf und streckte sich. Sie hatte sich so lange über die geöffnete Aktenschublade gebeugt, bis ihr der Nacken steif geworden war. Mit einem Hüftstoß schmetterte sie die Schublade zu, die mit einem lauten Klick einrastete. Dann schnappte sie sich ihr Handy und eilte zur Tür. Im Gehen wählte sie Kims Nummer.
    Während die Verbindung sich aufbaute, öffnete sie die Tür und inspizierte den Flur in beide Richtungen. Erfreut stellte sie fest, daß niemand zu sehen war. Während sie die Unterlagen durchgesehen hatte, war der Wächter ein paarmal auf dem Flur vorbeigegangen. Er hatte sie zwar nicht gestört, aber seine demonstrative Wachsamkeit hatte sie noch nervöser gemacht, als sie sowieso schon war. Wenn er ihr näher gekommen wäre, hätte sie sich in die Enge getrieben gefühlt. Das Gebäude schien vollkommen verlassen; von den Reinigungskräften, die angeblich da sein sollten, hatte sie niemanden zu Gesicht gekriegt. »Ich hoffe, Sie sind es, Marsha«, meldete sich Kim, ohne auch nur »hallo« zu sagen.
    »Eine seltsame Art, sich am Telefon zu melden«, entgegnete Marsha und kicherte nervös. Sie schloß die Bürotür hinter sich und ging den verlassenen Flur entlang.
    »Wurde langsam Zeit, daß Sie sich melden«, war Kims Antwort.
    »Ich habe leider noch nichts entdeckt«, entgegnete Marsha, ohne auf Kims Vorwurf einzugehen. »Warum rufen Sie erst jetzt an?«
    »Nun

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