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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Tracy an diesem Typen fand. »Was machen Sie eigentlich beruflich?« fragte Kim, um irgend etwas zu sagen. Allerdings interessierte es ihn tatsächlich. Da Tracy in einem eher bescheidenen Mittelschichtviertel lebte, mußte der gelbe Lamborghini draußen Carl gehören. Außerdem hatte Tracy gesagt, daß sie nicht Linie flogen, und das gab ihm noch mehr zu denken.
    »Ich bin Geschäftsführer von Foodsmart«, erwiderte Carl. »Ich bin sicher, Sie haben schon von der Firma gehört.«
    »Kann ich nicht behaupten«, erwiderte Kim. »Unsere Firma ist riesig«, erklärte Carl. »Wir handeln mit landwirtschaftlichen Produkten. Eigentlich ist es eher eine Holdinggesellschaft. Sogar eine der größten in unserem Bundesstaat.«
    »Großhandel oder Einzelhandel?« fragte Kim, obwohl er so gut wie nichts von der Geschäftswelt verstand.
    »Sowohl als auch«, erwiderte Carl. »Aber vor allem Großhandel. Wir exportieren Getreide und Rindfleisch. Außerdem halten wir die Mehrheit bei Onion Ring.«
    »Die kenne ich natürlich«, entgegnete Kim. »Ich habe sogar selber ein paar Onion-Ring-Aktien.«
    »Gute Wahl«, sagte Carl. Dann beugte er sich vor, sah sich verstohlen im Zimmer um, als ob er ein paar versteckte Lauscher befürchtete, und flüsterte: »Kaufen Sie weitere Onion-Ring-Aktien! Die Firma steht kurz davor, den nationalen Markt zu erobern. Betrachten Sie es als Insidertip, und erzählen Sie niemandem, woher Sie diese Information haben!«
    »Danke für den Tip«, entgegnete Kim und fügte dann mit sarkastischem Unterton hinzu: »Ich habe mich sowieso schon gefragt, wie ich mein bombastisches Einkommen anlegen soll.«
    »Sie werden mir noch ewig dankbar sein«, fuhr Carl fort, der Kims Bemerkung offenbar für bare Münze nahm. »Die Aktie wird steigen wie eine Rakete. In einem Jahr wird Onion Ring McDonald’s, Burger King und Wendy’s das Fürchten lehren!«
    »Wie Tracy eben erwähnt hat, fliegen Sie mit einem Privatflugzeug nach Aspen«, sagte Kim, um das Thema zu wechseln. »Was fliegen Sie denn?«
    »Ich persönlich?« fragte Carl zurück. »Ich fliege nicht. Um Gottes willen! Ich wäre der letzte, der sich ins Cockpit eines Flugzeugs setzen würde.«
    Carl lachte erneut auf seine seltsam grunzende Art, und Kim fragte sich, ob er nachts wohl schnarchte.
    »Ich habe einen neuen Lear Jet«, erklärte Carl. »Offiziell gehört er Foodsmart. Jedenfalls für das Finanzamt. Aber wie dem auch sei - wie Sie sicher wissen, schreibt die nationale Luftfahrtbehörde sowieso Piloten für solche Flüge vor.«
    »Natürlich«, erwiderte Kim, als würde er die Vorschrift bestens kennen. Auf keinen Fall wollte er durchblicken lassen, daß er von diesen Dingen keine Ahnung hatte. Und genausowenig wollte er durchschimmern lassen, wie wütend es ihn machte, daß ein Geschäftsmann, der nur Papiere hin- und herschob, derartige Vergünstigungen genoß, während er selber zwölf Stunden am Tag die Herzen anderer Menschen operierte und Probleme hatte, die Reparaturrechnungen für seinen alten Mercedes zu bezahlen.
    Plötzlich war auf der nicht mit Teppich ausgelegten Treppe lautes Fußgetrappel zu hören; Becky war im Anmarsch. Sie hatte sich eine Reisetasche und Schlittschuhe über die Schulter gehängt. Bevor sie ins Wohnzimmer stürmte, lud sie beides auf einem Stuhl in der Diele ab.
    Kim hatte Becky seit dem vergangenen Sonntag nicht mehr gesehen, als sie im nahe gelegenen Skigebiet einen gemeinsamen, herrlichen Tag verbracht hatte. Becky freute sich riesig, ihren Vater wiederzusehen. Sie warf sich in seine Arme und drückte ihn so heftig, daß er für einen Augenblick das Gleichgewicht verlor. Sein Gesicht dicht an ihren Kopf gepreßt, spürte er, daß ihr brünettes Haar noch feucht vom Duschen war. Sie hatte Apfelshampoo benutzt und duftete wie ein blühender Obstgarten.
    Ohne ihn loszulassen, beugte Becky sich zurück und setzte ein Gesicht auf, als sei sie böse auf ihn. »Du hast dich aber ganz schön verspätet, Daddy.«
    Als er seine geliebte, manchmal etwas altkluge zehnjährige Tochter betrachtete, löste sich der gesamte Ärger des Tages im Nu auf. In seinen Augen strotzte sie nur so vor Anmut, Jugend und Energie. Ihre Haut war makellos, ihre Augen groß und ausdrucksvoll.
    »Tut mir leid, mein Schatz«, sagte Kim. »Wie ich gehört habe, hast du Hunger.«
    »Ich sterbe fast vor Hunger«, rief Becky. »Sieh mal!« Sie drehte stolz ihren Kopf hin und her. »Ich habe neue Diamantohrringe. Sind sie nicht super? Carl hat sie mir

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