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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hättest ja wenigstens anrufen können«, bemerkte Tracy. »Ich bin erst um halb sechs aus dem OP gekommen«, sagte Kim. »Du brauchst nicht glauben, ich käme gerade vom Golfplatz.«
    »Ich weiß«, gab Tracy sich geschlagen. »Ist ja alles wunderbar, was du machst. Das Problem ist nur - du hast sechs Uhr gesagt, nicht ich. Vielleicht solltest du zukünftig lieber zweimal überlegen, bevor du dich verabredest. Ich habe auf heißen Kohlen gesessen und jede Sekunde mit dir gerechnet. Zum Glück fliegen wir nicht Linie.«
    »Fliegen?« fragte Kim. »Wo willst du denn hin?«
    »Nach Aspen«, erwiderte Tracy. »Ich habe Becky die Nummer gegeben, unter der ich zu erreichen bin.«
    »Für zwei Tage nach Aspen?«
    »Ich glaube, ich sollte mir auch mal ein bißchen Spaß im Leben gönnen«, sagte Tracy. »Du hast natürlich keinen Schimmer, wovon ich rede. Für dich gibt es ja nur den Operationssaal.«
    »Wo wir schon mal dabei sind, Nettigkeiten auszutauschen«, entgegnete Kim. »Besten Dank, daß du mir Kelly Anderson in den OP-Aufenthaltsraum geschickt hast. Das war wirklich eine schöne Überraschung!«
    »Ich habe sie nicht geschickt«, widersprach Tracy. »Hat sie aber behauptet.«
    »Ich habe ihr lediglich gesagt, daß du heute operierst«, stellte Tracy klar.
    »Als ob das nicht das gleiche wäre«, sagte Kim. Über Kims Schulter hinweg sah Tracy, wie ihr Besucher sich vom Sofa erhob. Es war ihm sichtlich unangenehm, den Streit zwischen ihr und ihrem Ex-Mann mit anhören zu müssen, weshalb sie Kim bedeutete, ihr ins Wohnzimmer zu folgen. »Hören wir auf zu streiten!« schlug sie vor. »Komm, ich möchte dir meinen Freund Carl Stahl vorstellen.« Die beiden Männer begrüßten sich per Handschlag und beäugten sich argwöhnisch.
    »Macht’s euch gemütlich!« forderte Tracy die beiden auf. »Ich gehe schnell nach oben und sehe nach, ob Becky ihre Siebensachen zusammengepackt hat. Dann können wir endlich aufbrechen.«
    Kim sah ihr hinterher, bis sie über die Treppe nach oben verschwand. Dann wandte er sich wieder ihrem Gast zu, der offenbar ihr neuer Partner war. Es war eine unangenehme Situation, und Kim spürte etwas wie Eifersucht in sich aufsteigen. Wenigstens war Carl ein ganzes Stück kleiner als er, und die ersten Haare gingen ihm auch schon aus. Andererseits war er braun gebrannt, obwohl tiefster Winter war. Außerdem schien er körperlich gut in Form zu sein.
    »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?« fragte Carl und deutete auf die Bourbon-Flasche auf der Anrichte. »Warum nicht?« erwiderte Kim. Normalerweise trank er nicht viel Alkohol, aber in den letzten sechs Monaten hatte er sich angewöhnt, jeden Abend einen kleinen Drink zu nehmen. Carl legte seinen Cowboyhut zur Seite und ging zur Anrichte. Kim registrierte, daß er sich offenbar wie zu Hause fühlte.
    »Ich habe das Interview gesehen, daß Kelly Anderson vor einem Monat oder so mit Ihnen geführt hat«, sagte Carl, während er ein paar Eiswürfel in ein Glas gab.
    »Oje«, entgegnete Kim. »Dabei hatte ich gehofft, daß es keiner gesehen hat.«
    Carl goß großzügig Whiskey auf die Eiswürfel und reichte Kim den Drink. Dann setzte er sich wieder auf das Sofa neben seinen Cowboyhut. Kim nahm auf einem Clubsessel gegenüber Platz.
    »Kein Wunder, daß der Beitrag Sie verärgert hat«, sagte Carl und ließ seine Mißbilligung durchklingen. »Er war wirklich nicht fair. Es ist kaum zu fassen, wie die Fakten in Fernsehbeiträgen verdreht werden.«
    »Traurig, aber wahr«, stimmte Kim ihm zu und nippte an seinem Getränk. Bevor er schluckte, atmete er einmal tief durch. Er spürte, wie eine angenehme Wärme seinen Körper durchströmte.
    »Ich habe ihr die Geschichte sowieso nicht abgekauft«, fuhr Carl fort. »Jeden Penny, den ihr Ärzte verdient, bekommt ihr völlig zu Recht. Ich jedenfalls weiß eure Arbeit zu schätzen.«
    »Vielen Dank«, sagte Kim. »Das ist beruhigend.«
    »Ganz im Ernst«, bekräftigte Carl. »Ich habe auch mal ein paar Semester Medizin studiert.«
    »Tatsächlich? Warum haben Sie denn aufgehört? Hat es Ihnen nicht gefallen?«
    »Kann man nicht so sagen. Es war wohl eher so, daß ich der Medizin nicht gefallen habe«, erwiderte Carl und lachte seltsam grunzend über seinen eigenen Witz. »Es wurde mir zu anstrengend und ließ sich irgendwann nicht mehr mit meinen gesellschaftlichen Aktivitäten vereinbaren.« Er lachte erneut, als ob er schon wieder etwas wahnsinnig Witziges erzählt hätte.
    Kim begann sich zu fragen, was

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