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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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heißt der Direktor von Mercer Meats?«
    »Mr. Everett Sorenson«, erklärte die Frau. »Würden Sie Mr. Sorenson bitte anrufen und ihm mitteilen, daß Dr. Kim Reggis ihn zu sprechen wünscht?«
    »Könnten Sie mir bitte sagen, worum es geht?« bat die Frau und nahm Kim ein wenig skeptisch ins Visier. Sein Äußeres glich dem eines Obdachlosen. »Ist das unbedingt nötig?« fragte Kim zurück. »Mr. Sorenson ist sehr beschäftigt.«
    »Wenn das so ist«, entgegnete Kim, »sagen Sie ihm, es geht darum, daß Mercer Meats verseuchtes Fleisch an Onion Ring verkauft.«
    »Wie bitte?« fragte die Frau. Sie hatte Kim zwar verstanden, traute aber ihren Ohren nicht.
    »Und fügen Sie gleich noch etwas hinzu«, fuhr Kim fort. Er war auf bestem Wege, seinen Vorsatz zu vergessen und wieder aus der Haut zu fahren. »Sagen Sie ihm, ich möchte mit ihm über meine Tochter sprechen, die zwischen Leben und Tod schwebt, seitdem sie Fleisch von Mercer Meats gegessen hat.«
    »Nehmen Sie doch Platz«, schlug die Empfangsdame vor und schluckte nervös. Kim hatte sich über den Tresen gebeugt und stützte sich auf den Fingerknöcheln ab. »Ich leite Ihre Nachricht sofort an den Direktor weiter.«
    »Danke«, entgegnete Kim. Er lächelte gezwungen und ließ sich auf einem der Sofas nieder.
    Die Frau sprach in das Mikrophon ihres Kopfhörers und sah immer wieder nervös in Kims Richtung. Er lächelte gequält zurück. Obwohl er nicht verstand, was sie sagte, konnte er an ihrem Gesichtsausdruck ablesen, daß es um ihn ging. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und wippte nervös mit dem Fuß. Fünf Minuten vergingen. Je länger er wartete, desto mehr steigerte er sich in seine Wut hinein. Als er gerade aufspringen wollte, weil er die Warterei nicht länger ertragen konnte, erschien ein Mann, der beinahe genauso gekleidet war wie er, außer daß sein langer, weißer Kittel frisch und sauber war. Er trug eine blaue Baseballkappe mit der Aufschrift Mercer Meats über dem Schirm. In der Hand hielt er ein Klemmbrett.
    Er kam auf Kim zu und streckte ihm die Hand entgegen. Kim stand auf und schüttelte dem Mann die Hand, was er eigentlich nicht beabsichtigt hatte.
    »Nett, Sie kennenzulernen, Dr. Reggis. Ich bin Jack Cartwright.«
    »Wo ist der Direktor?« fragte Kim.
    »Er ist im Augenblick beschäftigt«, erwiderte Mr. Cartwright. »Er hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen. Ich bin einer seiner Stellvertreter. Außerdem bin ich unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit unserer Firma zuständig.« Mr. Cartwright war ein stämmiger Mann mit einem aufgedunsenen Gesicht und einer aufwärts gebogenen Nase. Er lächelte verbindlich.
    »Ich möchte mit dem Direktor sprechen«, insistierte Kim. »Es tut mir wirklich leid, daß Ihre Tochter krank ist«, erklärte Mr. Cartwright, ohne auf Kims Bemerkung einzugehen.
    »Sie ist nicht nur krank«, sagte Kim, »sie kämpft mit dem Tod, weil sie sich mit Bakterien infiziert hat, die unter der Bezeichnung E. coli O157:H7 bekannt sind. Ich nehme an, der Erreger ist Ihnen bekannt.«
    »Leider ja«, entgegnete Mr. Cartwright. Sein Lächeln erstarrte. »Jeder in der Fleischbranche kennt ihn. Erst recht nach dem Hudson-Meat-Rückruf. Wir haben so eine panische Angst vor dem Erreger, daß wir bei weitem mehr gegen ihn unternehmen, als wir nach den Vorschriften oder Empfehlungen des Landwirtschaftsministeriums tun müßten. Aber unsere Bemühungen haben sich ausgezahlt: Noch nie mußten wir Fleisch zurückrufen.«
    »Ich möchte, daß Sie mich dorthin führen, wo die Hamburger hergestellt werden!« Kim hatte keine Lust, sich Mr. Cartwrights einstudiertes Geschwätz noch länger anzuhören. »Das ist leider nicht möglich«, entgegnete Mr. Cartwright. »Um eine Verunreinigung zu vermeiden, müssen wir den Zugang zu unserer Anlage beschränken. Das werden Sie sicher verstehen. Aber…«
    »Ich bin Arzt«, fiel Kim dem Mann ins Wort. Sein Gesicht rötete sich schon wieder vor Wut. »Deshalb verstehe ich Ihre Sorge vor einer Verunreinigung. Geben Sie mir einen Schutzanzug, oder was auch immer in dem Bereich getragen werden muß! Ich bin bereit, alles zu tun, was laut Ihren Vorschriften getan werden muß. Aber ein Nein werde ich nicht akzeptieren.«
    »Regen Sie sich doch nicht so auf!« entgegnete Mr. Cartwright gutmütig. »Sie haben mich nicht zu Ende reden lassen. Sie dürfen einen Blick in den Produktionsbereich werfen - aber nur von einem gläsernen Besichtigungsgang aus. Von dort können Sie sich einen

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