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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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tragischen Folgen denkt.« Für ein paar Sekunden sagte niemand ein Wort. »Davon können wir wohl ein Lied singen«, seufzte Tracy schließlich, als ihr plötzlich klar wurde, daß es sich nicht nur um Worte handelte. Ihre Tochter war keine Abstraktion. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter.
    »Na, dann ist ja alles klar«, erklärte Kim und stand abrupt auf. »Was ist klar?« wollte Tracy wissen. »Wo willst du denn nun schon wieder hin?«
    »Nach Bartonville«, erwiderte Kim. »Ich sehe mich mal bei Mercer Meats um.«
    »Ich glaube wirklich, du solltest lieber hierbleiben«, versuchte Tracy ihn umzustimmen. »Du weißt doch besser als ich, wie ernst Beckys Zustand ist. Dr. Stevens und Dr. Morgan haben mir eben erklärt, daß vielleicht wichtige Entscheidungen zu treffen sind.«
    »Du mußt mich nicht daran erinnern, wie ernst Beckys Zustand ist«, fuhr Kim sie an. »Genau deshalb fällt es mir ja so schwer, hier tatenlos rumzusitzen. Es macht mich wahnsinnig. Ich halte es ja kaum aus, Becky nur anzusehen, weil ich weiß, daß ich ihr nicht helfen kann. Außerdem habe ich jetzt eine Wahnsinnswut auf die Fleischindustrie und das Landwirtschaftsministerium. Was ich gestern gesagt habe, meine ich ernst: Ich werde herausfinden, wie Becky sich infiziert hat. Ich werde diese Spur verfolgen, wohin auch immer sie mich führt. Das ist das mindeste, was ich für Becky tun kann.«
    »Und was ist, wenn wir dich brauchen?« fragte Tracy.
    »Ich habe mein Handy im Auto«, erwiderte Kim. »Du kannst mich jederzeit anrufen. Außerdem bleibe ich nicht lange weg.«
    »Ja«, bemerkte Tracy. »Wie gestern.«
    »Ich habe meine Lektion gelernt. Diesmal werde ich nicht die Beherrschung verlieren.«
    Tracy schien nicht überzeugt. »Wenn du meinst«, sagte sie wütend.
    Kim stürmte aus dem Warteraum. Daß es mit Becky kontinuierlich bergab ging, machte ihm schon genug zu schaffen, doch Tracys Feindseligkeit gab ihm den Rest. Gestern hatte sie noch behauptet, ihn zu verstehen, doch das schien sie inzwischen wieder vergessen zu haben.
    Als er die Autobahn erreicht hatte, versuchte er per Handy Tom zu erreichen. Er mußte etliche Nummern anwählen, bis er ihn schließlich im Krankenhauslabor erwischte. »Ich muß dich noch einmal um einen Gefallen bitten«, begann Kim.
    »Wie geht’s Becky?« fragte Tom.
    »Um ehrlich zu sein - sehr schlecht«, erwiderte Kim. »Bisher habe ich verdrängt, wie schlimm ihr Zustand wirklich ist, aber inzwischen gibt es nichts mehr schönzureden. Es sieht nicht gut aus. Ich hatte bisher keinen Schimmer, daß dieser Kolibakterienstamm so gefährlich und kaum behandelbar ist, wenn das Toxin erst einmal in den Organismus gelangt ist. Ich sehe schwarz für Becky.« Er hielt inne und kämpfte gegen die Tränen an.
    »Wie schrecklich«, entgegnete Tom. »Es tut mir so leid. Wie kann ich dir helfen?«
    »Kannst du dich für ein paar Tage um meine stationären Patienten kümmern?« brachte Kim hervor. »Ich kann nicht mehr.«
    »Kein Problem«, versprach Tom ohne zu zögern. »Ich sehe sowieso nach meinen Patienten, wenn ich hier fertig bin. Ein paar mehr oder weniger machen den Kohl auch nicht fett. Ich sage den Schwestern Bescheid, daß sie mich anrufen sollen, wenn es irgendwelche Probleme gibt.«
    »Danke, Tom«, seufzte Kim. »Das ist wirklich nett von dir.«
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun«, entgegnete Tom.
    »Ich auch«, beendete Kim das Gespräch. Bartonville war keine vierzig Minuten von der Stadt entfernt. Kim fuhr die Hauptstraße entlang und folgte dann der Wegbeschreibung. Er hatte an einer Tankstelle an der Autobahnabfahrt angehalten und sich erkundigt, wie er zu Mercer Meats kam. Er fand die Fabrik ohne Probleme.
    Die Anlage war viel größer, als er erwartet hatte. Das Gebäude war weiß gestrichen und wirkte modern, ansonsten war es unauffällig. Die Außenanlagen waren gepflegt, mit Granitplatten ausgelegte Wege führten vom Parkplatz zum Haupteingang. Der Empfangsbereich erinnerte eher an den Eingang einer Versicherungsgesellschaft als an einen Fleischverarbeitungskonzern. Der Boden war mit einem Plüschteppich ausgelegt, Polstermöbel und gerahmte Bilder sorgten für Gemütlichkeit. Lediglich die Bildmotive deuteten auf das Geschäft der Firma hin: Sie zeigten verschiedene Rinderzüchtungen. Eine ältere Dame, die einen schnurlosen Kopfhörer trug, saß an einem runden Tresen in der Mitte des Raums. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie.
    »Ich hoffe ja«, erwiderte Kim. »Wie

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