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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sogar in Wirklichkeit die Hauptaufgabe des Landwirtschaftsministeriums. Auf der anderen Seite obliegen ihm aber auch Kontrollpflichten. Diese beiden Funktionen können ganz offensichtlich nicht von einer Stelle ausgeübt werden. Wer fragt schon den Fuchs, ob er den Hühnerstall auch gut genug bewacht?«
    »Klingt geradezu unglaublich«, stimmte Kim ihr zu. »Ist das tatsächlich so, oder haben Sie nur irgendwo davon gehört und geben diese Vermutung jetzt weiter?«
    »Alles, was ich sage, weiß ich leider aus erster Hand. Ich beschäftige mich seit mehr als einem Jahr mit Lebensmittelvergiftungen. Seitdem bin ich in mehreren Verbrauchergruppen aktiv, die dafür kämpfen, daß endlich etwas gegen diesen Mißstand unternommen wird.«
    »Darf ich fragen, wieso Sie sich gerade dafür stark machen?« fragte Tracy.
    »Ich mußte einfach aktiv werden«, erwiderte Dr. Morgan. »Die meisten meiner Patienten kommen mit Lebensmittelvergiftungen oder dadurch hervorgerufenen Krankheiten zu mir. Viele Leute scheinen aber lieber den Kopf in den Sand zu stecken. Sie wollen nichts von dem Thema hören. Dabei wird die Gefahr von Tag zu Tag größer.«
    »Ich finde das einfach unfaßbar!« ereiferte sich Kim. Inzwischen war seine Niedergeschlagenheit in Wut umgeschlagen. »Es kommt noch schlimmer«, fuhr Dr. Morgan fort. »Das Landwirtschaftsministerium befindet sich nicht nur in einem Interessenkonflikt - wie ich festgestellt habe, pflegen das Ministerium und die Rindfleischindustrie sogar ein ausgesprochen inniges Verhältnis.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Kim. »Genau das, was ich gesagt habe«, erwiderte Dr. Morgan. »Insbesondere im mittleren Management kann man im Ministerium so eine Art ›Reise nach Jerusalem‹ beobachten. Um sicherzustellen, daß der Industrie so wenig wie möglich ins Handwerk gepfuscht wird, werden die Mitarbeiter dort ständig hin- und hergeschoben.«
    »Dahinter steckt ohne Zweifel blanke Profitgier!« Kim war empört.
    »Mit Sicherheit«, stimmte Dr. Morgan ihm zu. »Die Rindfleischindustrie bewegt viele Milliarden Dollar. Ihr Ziel ist natürlich Gewinnmaximierung und nicht das Wohl der Öffentlichkeit.«
    »Aber wie ist das möglich?« fragte Tracy erneut. »Das Landwirtschaftsministerium hat doch in der Vergangenheit sogar Fälle aufgedeckt und etwas gegen die Verseuchung unternommen. Vor gar nicht allzulanger Zeit mußte Hudson Meat…«
    »Entschuldigung, daß ich Sie unterbreche«, fiel Dr. Morgan ihr ins Wort. »Daß die Verseuchung von Lebensmitteln der Firma Hudson Meat mit E. coli publik wurde, haben wir am allerwenigsten dem Landwirtschaftsministerium zu verdanken. Ein aufmerksamer Kontrolleur des Gesundheitsamtes hat den Skandal entdeckt. Normalerweise läuft es dann so ab, daß das Landwirtschaftsministerium vor den Medien eine große Show abzieht und den Eindruck zu erwecken versucht, daß es am Ball bleibt, um die Öffentlichkeit zu schützen. Aber leider passiert nie etwas wirklich Entscheidendes. Aberwitzigerweise hat das Landwirtschaftsministerium nicht einmal das Recht, Fleisch zurückzurufen, das es selbst für verseucht befunden hat. Es kann nur eine Empfehlung aussprechen, jedoch nie eine Anweisung mit bindender Wirkung erlassen.«
    »Jetzt verstehe ich, was Sie meinen«, sagte Tracy. »Bei Hudson Foods sollten nach der ersten Empfehlung nur fünfundzwanzigtausend Pfund Fleisch zurückgerufen werden.«
    »So ist es«, stimmte Dr. Morgan ihr zu. »Und dann haben Verbrauchergruppen das Ministerium dazu gezwungen, die Rückrufempfehlung auf mehr als eine Million Pfund zu erhöhen. Aber das Landwirtschaftsministerium war nie die treibende Kraft.«
    »Das war mir überhaupt noch nicht bewußt«, erklärte Tracy. »Dabei halte ich mich eigentlich für einen recht gutinformierten Menschen.«
    »Das Schlimmste ist vielleicht noch«, fuhr Dr. Morgan fort, »daß das Landwirtschaftsministerium im allgemeinen nur dann von einer Verseuchung spricht, wenn es sich um eine Verseuchung enormen Ausmaßes mit sichtbaren Fäkalienrückständen handelt. Die Fleischindustrie hat sich jahrelang gegen mikroskopische oder bakteriologische Untersuchungen gewehrt. Angeblich sollen jetzt hier und da ein paar Kulturen angelegt werden, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    »Es ist kaum zu glauben«, sagte Tracy. »Ich bin immer davon ausgegangen, daß man Fleisch bedenkenlos essen kann.«
    »Die Situation ist ziemlich traurig«, entgegnete Dr. Morgan. »Vor allem wenn man an die

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