Toxische Typen
dass Fleisch nicht gut sei, weil es zu einem Anstieg der Harnsäure führt. Da versteht unser Partner nicht, was wir denn nun gerne hätten, und sagt: »Was ist denn nur los mit dir? Gestern hieß es noch, es gäbe nie Fleisch, und heute soll es Fisch sein.« Ja, so widersprüchlich ist das Verhalten des Neurotikers!
Ein weiteres unter Neurotikern beliebtes Spiel besteht darin, Dritte in einen Konflikt hineinzuziehen: »Sprich du für mich, ich bin zu verletzt«, was nichts anderes bedeutet, als über Bande zu spielen: Der andere soll unsere Verteidigung übernehmen, damit wir den Kopf in den Sand stecken können und nicht selbst Verantwortung zu übernehmen brauchen.
Und derartiger Spielchen gibt es noch mehr. Häufig sind zum Beispiel Aussagen wie: »Du bist an allemschuld«, »Mein Mann macht mich nicht glücklich«, »Meine Frau unterstützt mich nicht, sie erkennt mich einfach nicht an«, »Meine Kinder sind grundsätzlich gegen alles, was ich sage«, »Mit mir ist alles in Ordnung, sollen die sich doch ändern«. Auf diese Weise wird stets anderen die Schuld zugeschoben. Der Neurotiker versucht uns einzureden, er sei unschuldig an seiner Lebensweise und an dem, was ihm widerfährt. Daher fordert er auch, man müsse ihn so annehmen, wie er ist, und wenn das nicht funktioniert, dann sagt er, die anderen müssten sich ändern.
»Ich hatte so viel Pech im Leben«, »Ich will mich ja ändern, aber die anderen lassen das nicht zu« – auch das sind typische Sätze von Leuten, die sich permanent in eine Opferrolle drängen; weitere Aussagen, die wir von solchen Zeitgenossen zu hören bekommen, sind: »Ich habe kein Geld und du schon, da musst du mir doch helfen, das ist deine moralische Pflicht.« Anstatt selbst Lösungen für ihre Probleme zu finden, erwarten sie, dass andere ihre Schwierigkeiten aus der Welt schaffen.
Neurotiker sind Menschen, denen es heute gut geht und morgen schlecht, ihre Stimmung wechselt ständig, und wenn sie Sie mit ihrer schlechten Laune angesteckt haben, dann hellt sich ihre eigene Stimmung auf, sie werden munter und fragen vielleicht gar: »Was machst du denn für ein Gesicht? Ist etwas?«
Eine weitere Variation im Spiel der Neurotiker ist der andauernde Streit zwischen Paaren, die jedoch weiterhin zusammenbleiben; sie werfen einander die schlimmsten Dinge an den Kopf, ohne sich zu trennen. Und es soll ja kein Dritter schlecht über den Partner reden, das dürfen nur sie selbst!
Ein solches Paar kann einen mit wechselseitigen Erzählungen darüber, was der andere alles verbrochen hat, geradezu in den Wahnsinn treiben.
Neurotiker sind stets auf der Suche nach Unterstützung, unternehmen selbst aber nichts. Sie klagen und beschweren sich, lassen aber alles beim Alten. In Wirklichkeit wollen sie nicht auf den Nutzen verzichten, den ihre Beschwerden und Krankheiten ihnen verschaffen. Wenn uns etwas nicht guttut, versuchen wir es zu ändern; solange wir aber Nutzen aus dem ziehen, was wir nur scheinbar zu ändern suchen, spielen wir immer weiter dasselbe Spiel.
Der Neurotiker lebt in der Erwartung, das zu hören, was er hören will; im gegenteiligen Fall sagt er: »Du bist böse, du magst mich nicht.« Auf die eine oder andere Weise dreht er jede Information so hin, dass sie zu seinen vorgefassten Meinungen passt. Er debattiert unablässig und tut doch nichts, um dem Teufelskreis des »Gewinns« zu entrinnen, den Klage und Frust ihm sichern.
All die Verhaltensweisen und Spiele des Neurotikers werfen eine Reihe von Fragen auf: Was führt eigentlich dazu, dass einer immer der Erste sein will? Warum gebrauchen manche Leute ihre Funktion, ihren Posten oder ihr Kapital (den familiären Hintergrund, die Jahre in der Firma, ihren materiellen Wohlstand etc.) dazu, Macht und Kontrolle über andere auszuüben?
Wie das Spiel im Einzelnen auch aussehen mag, dahinter versteckt sich das Bedürfnis nach Herrschaft und Macht über die Umstände.
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»Für einen normalen Menschen gilt: 2+2=4. Die Perspektive des Geisteskranken lautet: 2+2=10. Der Neurotiker denkt: 2+2=4, aber das nervt, verdammt!«
anonym
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Viele Menschen, denen es nicht gelungen ist, ihre beruflichen oder privaten Wünsche zu verwirklichen,tun alles dafür, den imaginären Einfluss, die verlorene Herrschaft und Kontrolle durch neurotische Verhaltensweisen wiederherzustellen. Minderwertigkeitskomplexe sind einer der wichtigsten Gründe für Machtgier. Psychologisch gesehen gibt es nichts Demütigenderes als das Gefühl von
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