Tradingpsychologie
Selbst. Wir befinden uns somit in einem unaufhörlichen Wechselspiel zwischen werten und bewertet zu werden. Handelt man einen Trade erfolgreich, dann erzeugt das positive Gefühle, da man die Situation vielleicht richtig eingeschätzt hat oder genügend Mut hatte, diszipliniert seinem Plan zu folgen. Letztlich hatte man Glück, der Trade hätte auch ganz anders ausgehen können. Wäre der Trade ausgestoppt worden, dann hätte man sich womöglich geärgert oder es sogar persönlich genommen.
Gerade ungeübten Tradern passiert das immer wieder. Sie meinen, ihre Erfolge beim Trading beruhten auf ihren Fähigkeiten, und vergessen dabei die Spielregeln des Tradings. Und die wohl wichtigste Spielregel beim Trading ist: Verluste gehören dazu!
Bei einem durchschnittlichen Handelssystem verlieren etwa 40 von 100 Trades.
Wer sich emotional an einen Trade bindet, der sieht sich als Trade (»Ich wurde ausgestoppt«). Wer emotional frei von einem Trade ist, der verwaltet ihn bloß (»Mein Trade wurde ausgestoppt«).
Die Verbindung von ICH und ES lernen wir schon sehr früh in der Kindheit. Auch heutzutage erlebt man ständig Eltern, die ihre Kinder mit »Du-Botschaften« bestrafen: »Marcel, du bist so dumm!« »Maike, du kannst aber auch gar nichts!« Ein Kind fühlt sich durch solche Aussagen als ganzes Wesen abgelehnt. Hört das Kind solche Du-Botschaften öfter, schleift sich mit der Zeit im Unterbewusstsein die Information ein »Ich bin dumm« oder »Ich kann nichts«. Natürlich ist das Kind nicht als ganze Persönlichkeit dumm oder unfähig, sondern es hat sich nur in diesem einen Moment ungeschickt verhalten. Ich habe immer wieder Klienten in meiner Praxis, die sich durch solche Glaubenssätze in ihrer Persönlichkeit mitunter stark eingeschränkt fühlen. Wer als Kind immer wieder zu hören bekommt, dass er als ganzer Mensch abgelehnt wird, der kann als späterer Erwachsener schlecht mit der kleinsten Kritik umgehen, weil er die Kritik unbewusst als komplette Ablehnung seiner Person auffasst. Beim Trading passiert in so einem Moment das Gleiche. Ein Trade ist dann kaum noch ein fachspezifisches NEIN des Marktes, sondern fortan eine Ablehnung der ganzen Person. Dass das für unterschiedlich starke Emotionen und Folgen sorgen kann, können Sie sich vorstellen. Da kann ein kleiner Minus-Trade schnell eine ganze Lawine von Wut, Verzweiflung, Ärger und Angst auslösen. Der Trader handelt dann nicht mehr seinen Trade, sondern seine Emotionen! Es geht ihm nicht mehr darum, den aktuellen Trade sinnvoll zu handhaben, sondern seine Existenzberechtigung zu verteidigen.
Es ist äußerst wichtig, frei von solchen Verstrickungen zu sein, ansonsten wird es nur schwer möglich sein, gelassen zu traden. Profis trainieren sich diesen Gleichklang von Gewinn und Verlust für das Trading an. Ob sie gerade 500 Euro gewonnen oder verloren haben, merkt man ihnen nicht an. Sie konzentrieren sich auf ihren Handelsplan. Sie wissen, dass Trades ausgestoppt werden. Das Resultat eines Trades hat für sie keine Bedeutung. Sie wissen: Nicht der einzelne Trade, sondern die Summe aller Trades machen den Gewinn.
Wer Trading-Resultate zu persönlich nimmt, der kann sehr effektiv daran mit einem kalkulierten Geldrisiko arbeiten. Man sollte dazu die Positionsgröße so klein halten, dass der Verlust unbedeutend ist. Zwar fällt der Gewinn dann auch nicht groß aus, aber darauf kommt es im Moment bei dem Training nicht an. Jetzt ist es für den Trader erst einmal wichtig, zu verstehen, dass Verluste zum Trading gehören und nichts mit seinen Fähigkeiten als Mensch zu tun haben. Er muss lernen, dass der Trade nicht er selbst ist, sondern dass er einen Trade verwaltet und dieser auch zu einem Geldverlust führen kann. Was also nichts mit ihm als Mensch zu tun hat, sondern was von der Zufälligkeit des Marktverlaufs bestimmt wird. Um bestimmte Trading-Stategien emotional gelassener einzuüben, können Sie einen einfachen Trick anwenden: Stellen Sie sich vor, Sie besuchen ein Fachseminar. Das kostet Sie 2000 Euro . Mit diesem Geld haben Sie die Möglichkeit, ein spezielles Verhalten einzuüben, das Sie gerne beherrschen möchten. Sie teilen die Summe auf 100 Trades auf und riskieren nun pro Trade 20 Euro . Jetzt setzen Sie jeden Trade wie erwünscht um, immer in dem Wissen, dass die 20 Euro der Preis dafür sind. Sie werden schnell beobachten können, wie viel gelassener Sie an Ihr Trading herangehen werden. Und bitte: Machen Sie präzise
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