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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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hielt sich, plötzlich unsicher, zurück. Ihr verletzter Stolz ließ es nicht zu, Rechte auf Maxim geltend zu machen, ohne die Sicherheit zu haben, daß es in seinem Sinne war. Kehrte er zurück und sah er Arabella wieder, dann erwachte womöglich seine Liebe zu ihr von neuem, und er bereute das Ehegelübde, das er ihr in Lübeck gegeben hatte.
    »Falls Maxim noch lebt, plant er, nach England zu kommen«, sagte Elise ganz leise.
    Arabella drückte die Hand an den Hals. »Ist er denn in Gefahr?«
    »Wann war er nicht in Gefahr?« entgegnete Elise.
    »Sag mir, daß er in Sicherheit ist!« flüsterte Arabella. »Er muß in Sicherheit sein.«
    Elise rang sich ein trauriges Lächeln ab. »Arabella, ich kann dir gar nichts versichern, am allerwenigsten, daß er in Sicherheit ist.«

28
    Stellte der Palast von Whitehall mit seinen annähernd tausend Räumen ein höchst eindrucksvolles Bauwerk dar, so präsentierten sich die ausgedehnten Gartenanlagen, Blumen- und Obstgärten, Tennisplätze und Turnierbahnen, unter der Regierung des verstorbenen Königs angelegt, im vielfarbigen Schmuck der Frühjahrsblüte nicht weniger prächtig. Elise gönnte sich einen Augenblick, um den Blütenduft zu genießen, als sie die Stufen hinaufstieg, doch es war kein Tag, der längeres Verweilen zuließ. Die Audienz bei der Königin stand unmittelbar bevor. Trotz des äußeren Anscheins der Gelassenheit, den sie zur Schau trug, tobte in ihrem Inneren ein gewaltiger Aufruhr. Ungezählte Male hatte sie sich ihre Worte zurechtgelegt, aus Angst, in Gegenwart der Herrscherin vor Aufregung zu stammeln.
    Auch ihre Kleidung hatte sie dem Anlass entsprechend gewählt, denn es war bekannt, daß Elizabeth Frauen verabscheute, die sich prächtiger kleideten als sie. Daher hatte sich Elise für ein schlichtes schwarzes Samtkleid mit weißer Spitzenhalskrause entschieden. Ihr einziger Schmuck war die Perlenkette mit der rubingefassten Schließe. Ihr sorgfältig frisiertes Haar krönte ein Häubchen, das modisch war, ohne frivol zu wirken.
    Nahezu eine Woche war vergangen, seitdem sie um eine Audienz ersucht hatte, eine Zeit, die sie in ständiger Angst verbrachte, weil sie keine Ahnung hatte, wo Maxim sich aufhielt; von Nikolaus dagegen wußte sie leider nur zu gut, daß er immer noch festgehalten wurde.
    Im Palast wurde sie zuerst durch endlose Korridore geführt, durch hohe Bogendurchgänge und schließlich in ein Vorzimmer, in dem sie warten sollte, bis sie in die Privatgemächer der Königin vorgelassen wurde. Lord Burghley, Elizabeths Staatssekretär, kam, um sich nach ihrem Anliegen zu erkundigen, und Elise, die ein leises Beben in ihrer Stimme kaum unterdrücken konnte, brachte ihren Fall vor. Dann ließ der Mann sie allein, und wenig später kam eine Hofdame, um sie zu holen. Elise mußte ihre ganze Kraft zusammennehmen, als sie vor die Monarchin geführt wurde. In einem tiefen Knicks versinkend, sah sie, daß die Höflinge mit einem Wink entlassen wurden, alle mit Ausnahme der greisen Blanche Parry, einer Getreuen, die der Königin schon gedient hatte, als diese noch in der Wiege lag.
    »Kommt, erhebt Euch, damit ich Euer Angesicht sehen kann«, forderte Elizabeth sie auf.
    Anmutig richtete Elise sich auf und ließ die eingehende Musterung der grauschwarzen Augen über sich ergehen, während sie selbst die Königin begutachtete. Elizabeth thronte in königlicher Haltung auf einem großen, reichgeschnitzten Stuhl in Fensternähe. Ihre in Diamantspitzen zulaufenden Perlenohrgehänge und die kostbaren Juwelen in ihrer flammendroten Perücke blitzten im Licht. Die grelle Farbe der falschen Haare bildete einen scharfen Gegensatz zur auffallend weißen Haut. Ihre hohe Stirn wirkte kühn, die Brauen waren säuberlich ausgezupft, die lange, geschwungene Nase wies kleine Einkerbungen am Rücken auf.
    »Ihr seid Sir Ramsey Radbornes Tochter«, sagte nun Elizabeth mit einem gütigen Lächeln, das Elise etwas von ihrer Befangenheit nahm.
    »Ich bin Elise Madelin Radborne, Euer Majestät, das einzige Kind Sir Ramseys.«
    »Sicher seid Ihr nicht wenig verwundert, daß ich Euch hier in meinen Privatgemächern empfange…« Elizabeth ließ eine kurze Pause eintreten, die eine höfliche Bejahung gestattete, um dann fortzufahren: »Ihr seid unter meinen Höflingen und Ratgebern zu einem Gegenstand großer Neugierde geworden. Ständig klatscht mein Hofstaat über dieses und jenes, und bei Gelegenheit gestatte ich mir das Vergnügen, meine Umgebung in Unkenntnis zu

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