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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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lassen, während ich mich mit den Tatsachen um so eingehender vertraut mache. Gerüchten zufolge seid Ihr von Maxim Seymour, Marquis von Bradbury, geraubt und nach Hamburg gebracht worden, wo er Euch als Geisel gefangen hielt.« Ihre langen, schlanken und mit zahlreichen Ringen geschmückten Finger trommelten missbilligend auf den geschnitzten Armlehnen. »Dieser Schurke. Mit dem größten Vergnügen werde ich mir anhören, was er dazu zu sagen hat.«
    Elise ließ ihre Heirat lieber unerwähnt, da die Königin bekanntlich mit aller Schärfe gegen Edelleute vorging, die ohne ihre ausdrückliche Bewilligung eine Ehe eingegangen waren. Hatte Elizabeth nicht Lady Katherine Grey Seymour in den Tower geschickt, weil diese sich ohne königliche Zustimmung vermählt hatte, und hatte die junge Mutter nicht ihr Leben lassen müssen, weil die Königin nicht bereit war, Gnade walten zu lassen? War Maxim auch zum Tode verurteilt, so hoffte Elise noch immer auf Gnade, auf einen Funken des Mitleids, der die Königin veranlassen würde, ihren Befehl zurückzunehmen. Diese Hoffnung aufs Spiel zu setzen, indem sie ihr die Heirat gestand, wäre töricht gewesen. Und sollte Maxim entdecken, daß er Arabella mehr liebte als sie, dann war eine heimliche Annullierung der Ehe leichter zu erreichen, wenn die Königin keine Kenntnis davon hatte.
    »Majestät, in Wahrheit war meine Entführung ein Irrtum, den Lord Seymours Diener begingen.«
    Elizabeth schlug auf die Armlehne und ließ ein verächtliches Lachen vernehmen. »Das soll ich glauben? Ihr müßt dem Mann verfallen sein, wenn Ihr seine Verbrechen so töricht zu entschuldigen sucht.«
    »Lord Seymour ist ein stattlicher Mann, einer, der vielen Frauen gefällt«, gestand Elise, und die Königin nickte zustimmend. Zumindest ihre Aufrichtigkeit wußte sie zu schätzen. »Mein Onkel Edward Stamford kann alles bestätigen. Er befand sich in der Halle, als Lord Seymour kam und ihn anklagte, daß er ihn durch eine Lüge um seine Besitzungen gebracht habe.«
    »Ich habe die Proteste des Marquis vernommen«, sprach die Königin, von Elises Einwand ungerührt. »Bislang liegen mir keine Beweise seiner Unschuld vor, dagegen wurde ich durch Edward Stamford wiederholt an Seymours Schandtaten erinnert.«
    »Edward hat durch seine Anschuldigungen viel gewonnen. In diesem Augenblick kann ich nicht sagen, ob Lord Seymour tot oder noch am Leben ist. Daher weiß ich auch nicht, ob er Euch Beweise seiner Unschuld vorlegen kann. Ich jedenfalls bin von seiner Unschuld überzeugt.«
    Die Königin seufzte. »Wenn er tot ist, dann wird dies für immer im dunkeln bleiben, und sein Name wird aus meinem Gedächtnis gestrichen.«
    »Majestät, ich hoffe, daß er am Leben ist«, ließ Elise sich fast unhörbar vernehmen.
    Die beinahe unsichtbaren königlichen Brauen hoben sich erstaunt in dem bleichen Antlitz, und einen Moment lang präsentierte ihr Elizabeth, den Blick auf eine goldverzierte Manschette gerichtet, ihr edles Profil. »Wie ich hörte, seid Ihr auch gekommen, um die Freilassung des Hansekapitäns zu erbitten, dessen Schiff beschlagnahmt wurde. Ist das richtig?«
    »Ja, Majestät«, gab Elise leise zur Antwort, der Mißbilligung der Monarchin gewiß.
    »Wie kommt es, daß Ihr für den Hansekapitän um Gnade bittet, wenn doch Euer Vater angeblich von Hanseleuten entführt wurde?«
    »Kapitän von Reijn hat sich um seine englischen Freunde verdient gemacht und ist keines Verbrechens schuldig. Karl Hillert war es, der meinen Vater entführte.«
    »Seid Ihr verliebt in diesen von Reijn?«
    Elise faltete die Hände und murmelte mit gesenktem Kopf: »Nein, Majestät, er ist nur ein Freund.«
    »Es heißt, daß von Reijn auch ein Freund Lord Seymours sein soll… Ist das wahr?«
    Elise zögerte nur kurz unter dem durchdringenden Blick der Königin. Sie hatte das Gefühl, Elizabeth könne Gedanken lesen, und sie wagte nicht, sie durch Lügen herauszufordern.
    »Majestät, Ihr wisst gut Bescheid«, erwiderte sie.
    »Mädchen, komm mir nicht mit Schmeicheleien!« sagte Elizabeth ungehalten und jagte damit Elise einen gehörigen Schrecken ein. »Es war immer mein Bestreben, über alles Bescheid zu wissen.«
    Eingeschüchtert schwieg Elise eine Weile, bis der Zorn der Königin sich wieder gelegt hatte. Dann musterte Elizabeth sie erneut.
    »Was tragt Ihr da um den Hals?« fragte die Königin und deutete auf Elises Perlenkette.
    Elise hoffte, daß die Perlen nicht ihren Unwillen erregt hatten, und erklärte:

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