Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
Gedränge zotenreißender, angeheiterter Gäste zur Tür schritt. Sie schwieg, bis sie mit Elise die zum Westtrakt führende Treppe erreichte.
    »Ich bin ein Opfer meiner Torheit«, sagte sie bekümmert.
    Elise starrte ihre Kusine an, verwundert, was sie zu diesem Eingeständnis bewegen mochte. Arabella hatte in Konfliktsituationen stets Zurückhaltung gewahrt, auch wenn ihr Vater seine Ausbrüche hatte; sie hatte sogar eine gewisse Neigung erkennen lassen, dem Earl ihre Hand zum Ehebund zu reichen. Soweit Elise bekannt war, hatte sie sich noch nie über Reland beklagt, wenngleich sie zuweilen nicht verhehlen konnte, daß die hinter ihr liegenden Tragödien ihr zusetzten. Gegen ihren Hang zu Melancholie und Niedergeschlagenheit hatte auch Edward nichts vermocht. Um Arabella aus ihrem Trübsinn zu reißen, unter dem sie ja nicht grundlos litt, wurde sie von ihrer Umgebung sehr verwöhnt.
    »Arabella, was bekümmert dich? Warum sagst du solche Dinge?« fragte Elise besorgt.
    »Ach, Elise, versuch mich zu verstehen. Reland ist ein guter und edler Mann… ja, sogar ein stattlicher Mann…« Daß Reland seine junge Braut verunsicherte, verstand Elise nur zu gut. Wären die Rollen vertauscht gewesen und hätte sie den Earl geehelicht, sie hätte gegen tausend Ängste ankämpfen müssen.
    »Auf mir lastet ein grausamer Fluch«, fuhr Arabella in gedämpftem Ton fort und blieb auf einer Stufe stehen. Sie lehnte den Kopf gegen die Steinmauer, ohne darauf zu achten, daß das juwelenbesetzte Häubchen, das ihr kunstvoll gekämmtes Haar bedeckte, zerdrückt wurde. »Bislang wurde jeder Mann, der um meine Hand warb, durch eine schreckliche Tragödie von meiner Seite gerissen. Wo sind sie geblieben, die sich einst mit mir verlobten? Alle sind einem traurigen Schicksal zum Opfer gefallen. Als die ersten zwei einer unbekannten Krankheit erlagen, hielt ich es noch für Zufall, dann aber kam der dritte durch einen Raubüberfall ums Leben. An Ostern vor drei Jahren, da bebte die Erde, und von der Kirche fielen Steine und töteten meinen William, meinen vierten Verlobten; kaum eine Woche verlobt, und schon wurde er mir genommen. Der fünfte Freier wurde entführt, und eines Tages wird man sicher seine Gebeine finden. Und dann der sechste…« Arabella stieß einen tiefen Seufzer aus und zog die Stirn in Falten. »War das nicht der Marquis von Bradbury?« warf Elise leise ein.
    Arabella nickte. »Ja… Maxim… er war der sechste…«
    Elise legte ihre schlanke Hand auf Arabellas Arm. »Du wirst doch einen Mörder und Verräter nicht beweinen.«
    Ohne zu antworten, ging Arabella weiter, die Treppe hinauf, den Gang entlang und betrat ihre Gemächer. Sie durchquerte den Vorraum und blieb erst vor dem Kamin im großen Schlafraum stehen, wo sie das mit einem Schleier versehene Häubchen abnahm und achtlos beiseite warf. »Ja, es ist wahr. Die Vergehen, des Marquis waren am schlimmsten. Des Mordes und der Verschwörung zugunsten Mary Stuarts angeklagt, verdiente er nur noch den Tod. Ich hasse ihn.«
    Elise, die nicht wußte, was sie darauf sagen sollte, sah sich in dem geräumigen und reich ausgestatteten Schlafgemach um und fragte sich, was den Mann, der einst diese Räume bewohnt hatte, dazu bewogen haben mochte, ein so unheilvolles Bündnis einzugehen. Was hatte ihn gegen die Königin eingenommen… dieselbe Königin, die ihn wohlwollend mit jenem anderen Seymour verglichen hatte, den sie einst in ihrer Jugend schätzte? Thomas Seymour hatte ihre Zuneigung besessen, aber hatte Maxim Seymour ihren Hass verdient?
    »Gewiß irrst du dich, wenn du glaubst, auf dir liege ein Fluch«, tröstete Elise die junge Braut. »Mir scheint eher, du hattest das Glück, den Verbindungen mit unwürdigen Freiern zu entgehen.«
    »Ach, wie kann ich es dir begreiflich machen? Du bist so jung, und ich bin so müde und… so alt…«
    »Alt?« erwiderte Elise erstaunt. »Mit fünfundzwanzig? Nein, du bist noch jung, Arabella, das ganze Leben liegt noch vor dir. Heute ist deine Hochzeitsnacht… und du mußt dich auf deinen Mann vorbereiten…«
    Elise sah Tränen in den silbergrauen Augen. In Arabellas Lächeln lag ein stiller Schmerz, für den es keinen Trost gab.
    »Ich muß eine Weile allein sein«, flüsterte Arabella in einem plötzlichen Anflug von Verzweiflung. »Halte die Hochzeitsgesellschaft auf, bis ich einen Diener schicke.«
    »Dein Vater hat angeordnet, daß ich dir helfen soll«, sagte Elise leise. »Was soll ich ihm sagen?«
    Arabella bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher