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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Im nächsten Moment holte sie Luft und schrie laut. Im Geiste sah er schon rachedurstige Retter vom Haus ausschwärmen und ihn stellen. Sein Versuch, den Schrei zu ersticken, wurde von Elises sich hin und her wendendem Kopf und ihren zubeißenden Zähnen verhindert. Schließlich stopfte er ihr ein Taschentuch in den Mund. Die lange Schürze, die Elise umgebunden hatte, wickelte er um ihre Arme und Hände, bis sie sich nicht mehr rühren konnte. Mit einem kleinen Messer schnitt er ein Schürzenband ab und sicherte damit den Knebel.
    Doch Elises Widerstand war immer noch nicht gebrochen, als Quentin sie hochhob und mühsam durch das Gebüsch schleppte. Sie stieß und trat um sich, verzweifelt bemüht, ihm zu entkommen.
    »Verdammt, Elise, so halte doch still!« brüllte er sie an, als sie ihm wieder fast entglitt.
    Ein ersticktes Lallen war ihre Antwort, begleitet von wilden Kopfbewegungen. Da wußte er, daß er sich jedes Wort sparen konnte. Seine Begleiter, die er in einiger Entfernung zurückgelassen hatte, wollten ihren Augen nicht trauen, als er fluchend mit seiner Last aus dem Gebüsch getaumelt kam. Gleich darauf mußte er feststellen, daß es nicht geringere Schwierigkeiten bereitete, sie in den Sattel zu heben, denn kaum hatte er sich abgewendet und nach einem Seil gegriffen, mit dem er sie festbinden wollte, da rutschte sie herunter, schlüpfte unter dem Pferdehals hindurch und lief davon, so schnell es ihre Fesseln zuließen – sehr zur Erheiterung seiner Spießgesellen. Nach einer kurzen Jagd bekam er sie wieder zu fassen, wobei sie ihm ihren Ellbogen mit voller Wucht in den Kiefer stieß. Ganz betäubt vor Schmerzen, geriet er rücklings ins Taumeln, ehe er sich so weit gefaßt hatte, daß er sie in den Sattel heben konnte. Dann schlang er das Seil um ihre Röcke, damit sie die Beine nicht bewegen konnte. Zur Sicherheit führte er das Seil noch um ihre Hüfte und um den Sattelknauf. Als er zufällig ihrem hasserfüllten Blick begegnete, wußte er, daß sie bittere Rache an ihm üben würde, sollte sich je die Gelegenheit dazu bieten.
    Es wurde ein langer Ritt, der sie in tiefe Dunkelheit führte, nachdem die Sonne untergegangen war und die Abendröte der Nacht wich. Elise merkte, daß sie stetig westwärts ritten. In einem Wald wurde das Nachtlager aufgeschlagen, aber noch vor Morgengrauen ging es weiter. Der zweite Tag neigte sich dem Ende zu, als sie einen lang gezogenen Hügelrücken erreichten, der in ein flaches, mit Geröll übersätes Tal hinunterführte. Auf der gegenüberliegenden Seite stieg das Gelände wieder an, bis zu einem Waldstück, über dem die verfallenen Mauern einer verlassenen Burg aufragten. Beim ersten Blick auf die Ruine erwachten in Elise Erinnerungen an Hohenstein, bei näherem Hinsehen zeigte sich aber, daß kaum mehr als die kläglichen Reste einiger Außenmauern übrig geblieben waren. Nur ein einziger Turm auf der entgegengesetzten Seite erhob seine verwitterten Zinnen über bröckelndem Mauerwerk, als trotzte er kühn den Elementen.
    Schon senkte sich die Dämmerung über das Land, als zwei Posten in der Nähe des Tors aus der Deckung liefen und sich ihnen mit schussbereiten Armbrüsten in den Weg stellten. Quentin schob seine Kapuze zurück, um sich zu erkennen zu geben, und ritt, die Hand nachlässig auf dem Schenkel, vorüber, offensichtlich zufrieden mit der Wachsamkeit seiner Leute. Einen Augenblick schien es Elise, die ihn nicht aus den Augen ließ, als hätte sie ihn in ähnlicher Haltung schon irgendwo gesehen. Sie wandte den Blick nun der Handvoll Männer zu, die sich um ein Feuer scharten. Quentin rief ihnen einen Befehl zu, worauf sie eilig die Flammen erstickten und die Glut austraten, bis alle Spuren des Feuers getilgt waren.
    Quentin stieg ab, warf die Zügel einem seiner Leute zu und band Elise vom Sattel los. Kaum stellte er sie hin, da gaben ihre Knie nach. Er wollte sie wieder hochheben, sie aber stieß trotz des Knebels einen abwehrenden Laut hervor, stemmte sich mit einiger Mühe selbst hoch und schaffte es, an eine Stufe gelehnt, auf den Beinen zu bleiben.
    Quentin, der nun ein nachsichtiges Lächeln sehen ließ, befreite sie vom Knebel. »Und jetzt benimm dich«, sagte er, ihren wütenden Blick nicht beachtend. »Ich will dir ja nichts tun, ich brauche dich nur so lange, bis dein Mann den Schatz bringt.«
    »Wo ist mein Vater?« kam es rau aus ihrem trockenen Mund.
    »In der Nähe«, versicherte er ihr. »Keine Angst, er ist… einigermaßen

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