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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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geschraubten Sprache.«
    »Natürlich«, gab Nikolaus ihr recht. Als er sah, wie sich ihr Blick verfinsterte, lachte er auf. »Wir sind schon eine exquisite Truppe, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen.« Elises Ton hätte nicht sarkastischer sein können. »Überaus exquisit… wenn man die Umgebung in Betracht zieht.«
    »Eure Liebenswürdigkeit überwältigt mich, mein Fräulein.« Nikolaus machte eine schwungvolle Verbeugung.
    Ramonda schob sich immer näher zur Tür, in der Hoffnung, unauffällig verschwinden zu können – vergebens, wie sich zeigte, denn der Hansekapitän wandte plötzlich seine ganze Aufmerksamkeit ihr zu. »Hat man dir nicht Geld versprochen, wenn du dieses Mädchen sicher verwahrst?«
    »Das kleine Biest hat mich umgerannt«, klagte Ramonda und rieb sich eine Stelle am Kopf. »Ihr seht ja selbst, daß sie eine richtige kleine Hexe ist. Kaum kehrte ich ihr den Rücken zu, gab sie mir schon eins über den Schädel.«
    Elise warf verächtlich den Kopf in den Nacken, als sie Ramondas Entschuldigung hörte. »Aber, aber, meine Liebe«, spottete sie. »So wie du die Tür offengelassen hast, mußte ich annehmen, es sei eine Aufforderung zum Türmen.«
    »Das ist eine Lüge!« kreischte Ramonda und wollte schon gegen das Mädchen ausholen. Der kalte, todesverachtende Mut in den blauen Augen ließ sie innehalten. Die Kleine wirkte zwar nicht sehr kräftig, in ihren Augen aber lag etwas, das grausame Vergeltung versprach. Fitch hatte sie nicht zu Unrecht vor der Kleinen gewarnt, so daß Ramonda es für unklug hielt, es jetzt darauf ankommen zu lassen. Viel vernünftiger war es, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie hoffte inständig, der Lord würde von dem Vorfall nichts erfahren.
    Kapitän von Reijn hatte keinen Finger gerührt, um den drohenden Schlag zu verhindern, er hatte die zwei Frauen vielmehr mit amüsiertem Interesse beobachtet. Verhalten lachte er auf, als Ramonda dem Mädchen den Rücken kehrte und sich daranmachte, das Essen vom Boden aufzulesen.
    Nikolaus beugte sich über die Kiste und hob den gewölbten Deckel. Als er die Hand über das Innere gleiten ließ, runzelte er besorgt die Stirn. »Auch wenn sie nicht passen sollte, muß sie genügen.«
    Neugierig warf Elise einen Blick hinein und fragte herablassend: »Für Euren Goldschatz, Kapitän?«
    Ihre spitze Bemerkung brachte ihn wieder zum Lachen. »Na, was glaubt Ihr, mein Fräulein?«
    An ihrem Gewand zupfend, bemerkte Elise mit schneidender Ironie: »Ich kann kaum glauben, daß Ihr die Kiste für meine umfangreiche Garderobe bringen ließet.«
    »Sie ist weder für meine Schätze noch für Eure Sachen gedacht«, gab er zurück, »sondern um Euch darin zu meinem Schiff zu bringen.«
    Elise lachte spöttisch, bis ihr dämmerte, daß es kein Scherz war. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. »Sir, Ihr müßt entweder verrückt oder angeheitert sein. Kommt, laßt mich Euren Atem prüfen, damit ich weiß, was es ist.«
    »Ich bin ganz bei Trost, seid versichert«, stellte er fest. Vielsagend strich er über die Spitze eines Nagels, der in seinem Gurt steckte. »Mir widerstrebt es, eine Dame zu misshandeln, aber Ihr werdet mitkommen, wach oder besinnungslos. Die Entscheidung bleibt Euch überlassen.«
    Elise zog eine Braue hoch und fixierte ihn scharf, um ihn wie Ramonda zu bezwingen. Die Miene des Kapitäns blieb ernst, obwohl seine Mundwinkel sich leicht verzogen. Sein Interesse für dieses reizvolle, wenn auch anstrengende Geschöpf wuchs in demselben Maß wie seine Bewunderung für ihre Beherztheit.
    Je länger Elise ihn anstarrte, desto breiter wurde sein Grinsen, bis sie schließlich verwirrt und befangen den Blick abwandte. Ramonda, die immer noch die Speisen vom Boden auflas, bot Elise einen Vorwand für eine Verzögerung. »Ich habe lange nichts mehr gegessen«, wandte sie ein. »So lange nicht mehr, daß ich mich an das letzte Mal nicht mehr erinnern kann.«
    Da hob Spence einen Finger und warf ein: »Gestern war's, abends am Fluss…« Gleichzeitig fiel ihm ein, wie er im Schlepptau hinter dem Boot durchs Wasser gezogen worden war, und die Erinnerung trieb ihm die Schamröte ins Gesicht. Um seine Verlegenheit zu verbergen, schickte er sich an, Ramonda zu helfen. Er hob das Brot auf, rieb es an seiner fleckigen Jacke sauber und legte es auf die verdrückte Serviette. Dann wischte er mit dem Ärmel den Staub von dem Käsestück und tat es neben das Brot. Mit einem unbeholfenen Lächeln bot er sie Elise an, als wären

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