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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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sprühten vor Zorn. »Sirs… oder Gentlemen… oder elender Abschaum der Gosse, der ihr entsprungen seid, hört gut zu. In den letzten Stunden wurde ich auf schlimmste Weise misshandelt. Ich wurde herumgestoßen und betatscht! Wie ein Stück Vieh wurde ich gebunden!« Ihre Wut steigerte sich mit der Aufzählung der Missetaten immer mehr. »Wie ein Sack wurde ich fortgeschleppt, gegen meinen Willen. Dann brachte man mich hierher… auf… dieses…« Ihre Augen überflogen die Kabine auf der Suche nach einem passenden Namen. Wieder loderte es in ihren Augen auf. »Für diese Untat mag euch Lohn winken, aber ich warne euch…«, sie schwenkte drohend den Stock, »wenn man mich wieder so rüde anfasst…«, ihr Blick durchbohrte den Kapitän, »oder wenn man auch nur den Versuch unternimmt, mich zu misshandeln, dann schwöre ich euch, daß ihr euren Lohn auf der Stelle bekommen sollt, ob Herzog oder Knecht! Selbst wenn es mich das Leben kostet, wird jeder, der Hand an mich legt, dafür bezahlen.«
    Merkwürdigerweise zweifelte keiner der Männer an ihrer Fähigkeit, den Worten Taten folgen zu lassen. Sie hatten auch allen Grund, ihr Glauben zu schenken, denn das Mädchen hatte bereits mehrfach unter Beweis gestellt, daß sie ungewöhnlich halsstarrig war.
    Kapitän von Reijn schlug die Hacken zusammen und verbeugte sich knapp, wobei ihm ein verhaltenes Lachen herausrutschte. »Ich möchte mich noch einmal entschuldigen, mein Fräulein. Ich wußte nicht, daß Ihr so zerbrechlich seid, und wollte Euch nur behilflich sein.«
    »Zerbrechlich, wahrhaftig!« Elise richtete den erhobenen Stock auf ihn. »Ich werde Euch meine Zerbrechlichkeit beweisen, daß Euch Hören und Sehen vergeht, mögt Ihr mich auch hier und jetzt töten, mit der Klinge oder Hellebarde.« Ihr Blick war auf die beiden an der Wand hängenden Waffen gefallen. In den blauen Tiefen ihrer Augen glomm es wild auf, als sie sich die drei wieder ansah. »Ich weiß nur, daß ich die Misshandlungen leid bin. Ich lasse mir nichts mehr gefallen! Also los, vollbringt eure Missetat, damit alles ein Ende hat!«
    Mit trotzig vorgeschobenem Kinn und zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie ein Schaudern. Falls diese Männer tatsächlich Schurken waren, dann war ihr Schicksal besiegelt.
    »Seid unbesorgt, mein Fräulein«, versuchte der Hansekapitän sie zu beschwichtigen. »Ich schwöre Euch, daß uns allen Euer Wohlergehen ans Herz gelegt wurde und daß wir Euch auf einer Reise begleiten sollen, die Ihr zu gegebener Zeit als Glücksfall ansehen werdet. Wir bieten Euch unsere Dienste und unseren Schutz, bis wir Euch den Händen desjenigen übergeben, der Eure Entführung befahl.«
    »Schutz!« Mit verächtlichem Auflachen stieß Elise mit dem Ende des Stabes auf den Boden. »Der Himmel und seine Heiligen mögen mir beistehen! Sollte ich diesen Schutz noch länger genießen, dann wehe mir! Wahrhaftig, lieber ein Wolfsrudel auf den Fersen als euch zu Beschützern haben! Schutz! Dienst! Daß ich nicht lache!«
    Ihre Empörung stellte wahrlich keine Aufforderung dar, das Versprechen zu wiederholen, doch der Kapitän versuchte es hartnäckig noch einmal. »Fräulein, das alles geschah nicht mit böser Absicht. Ich wiederhole, daß wir Euch zu Diensten stehen. Könnten wir Euch einen Wunsch erfüllen?«
    »Und ob, Kapitän! Mein dringlichster Wunsch ist es, von hier wegzukommen und mich so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause zu machen.«
    »Es tut mir leid, mein Fräulein« – die tiefe Stimme des Kapitäns verriet wieder einen Anflug von Humor – »das ist ein Dienst, den wir Euch verweigern müssen, wenigstens im Moment.«
    »Mein zweiter Wunsch wäre es dann, daß ich euch drei nicht mehr zu Gesicht bekomme.«
    Mit einem Nicken gab der Kapitän den anderen ein Zeichen, sich zu entfernen, eine Aufforderung, der sie gern nachkamen. Er wollte ihnen gerade folgen, da hielt er an der Tür inne und zog einen großen Messingschlüssel aus der Tasche.
    »In Sichtweite der Küste müßt Ihr hier unten bleiben.« Er schwenkte den Schlüssel vor ihren Augen. »Natürlich bleibt die Tür so lange verschlossen. Und falls Ihr nicht mit mir und meiner Besatzung in der Nordsee Schiffbruch erleiden wollt, bitte ich Euch, hier nichts durcheinander zu bringen. Da meine Kabine die einzige an Bord ist, die für eine Dame geeignet ist, werde ich gelegentlich um Eure Erlaubnis bitten müssen, meine Karten und Instrumente holen zu dürfen. Seid versichert, daß ich Euch möglichst

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