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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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es Köstlichkeiten.
    Angewidert starrte Elise die Speisen an, bis der Kapitän danach griff, die vier Serviettenenden zusammenfaltete und ihr die Verpflegung reichte.
    »Entschuldigt, mein Fräulein. Es ist schon spät, und ich muß vor Einbruch der Dunkelheit zurück auf mein Schiff. Wenn Ihr vernünftig seid, könntet Ihr in Eurer Sänfte speisen.«
    »Darf ich erfahren, wohin ich geschafft werden soll?« fragte sie eisig. »Und warum ich mich in diesem Ding herumschleppen lassen muß?«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme. Niemandem wird es auffallen, wenn wir eine Kiste an Bord schaffen, doch wenn wir eine sich zur Wehr setzende junge Dame anschleppen, könnte es unerwünschtes Interesse erregen.«
    »Und danach?« fragte sie, von einer Vorahnung drohenden Unheils erfasst. Schiffe waren zum Segeln da. Ihr Ziel waren fremde Länder und Städte. Die Frage brannte ihr auf den Lippen. »Wohin bringt Ihr mich, wenn Ihr mich auf Euer Schiff geschafft habt?«
    »Wenn die Segel gesetzt sind, will ich Eure Frage beantworten.«
    »Ich soll also aus England fortgeschafft werden?« bohrte sie weiter.
    »Das ist richtig.«
    »Ich will nicht fort!« rief sie von Panik überwältigt.
    »Es wird Euch nichts anderes übrig bleiben, mein Fräulein.«
    Elise sah ihn finster an; Zorn flammte in ihren Augen auf, als ob sie den Hansekapitän verbrennen wollte, doch Nikolaus deutete mit dem Kopf auf die Kiste, ihr Einverständnis mit festem, befehlsgewohntem Blick erzwingend. Unter Drohungen und Verwünschungen schlug Elise ihm die Verpflegung aus der Hand und kletterte in die Kiste. Mit den Fingerknöcheln klopfte sie an die harten hölzernen Seitenteile und stieß sarkastisch hervor: »Meiner Treu, bei dem Komfort, den Ihr mir bietet, werde ich die Fahrt vielleicht gar nicht überleben.«
    »Entschuldigt«, gab Nikolaus zurück, nahm eine Decke vom Bett, faltete sie zusammen und legte sie auf den Kistenboden, um sodann das Kissen darauf zu platzieren. Mit hochgezogenen Brauen, die Arme vor der Brust verschränkt, sah er sie erwartungsvoll an. »Noch etwas, kleine Engländerin?«
    Den Blick abgewandt, ließ Elise sich widerstrebend in der Kiste nieder. Man reichte ihr die Schuhe nach, und der Kapitän beugte sich zu ihr herunter.
    »Und jetzt, mein Fräulein, versprecht mir feierlich…«
    »Ihr seid von Sinnen!«
    Nikolaus überging ihren Einwurf. »Versprecht mir, daß Ihr nicht versuchen werdet, die Aufmerksamkeit auf diese Kiste zu lenken, damit ich davon absehen kann, Euch zu knebeln und zu fesseln. Schreien würde zwar nicht viel nützen, aber sollte doch ein heikler Augenblick kommen, möchte ich Euer Versprechen, daß Ihr Euch ruhig verhaltet, bis wir sicher an Bord angelangt sind. Für Euch wird die Sache viel erträglicher, wenn Ihr in Eurer Freiheit weniger eingeschränkt seid.«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?« fragte sie verbittert. »Wenn Ihr wollt, kann dieses Ding zu meinem Sarg werden, und was könnte ich schon dagegen tun?«
    »Nichts. Aber ich gebe Euch meinerseits mein Wort, daß ich Euch unversehrt an Bord schaffe, wenn Ihr Euer Wort haltet.«
    Ihr Blick war stählern, als sie in seine hellblauen Augen sah. »Ich hänge am Leben, Sir, und es sieht aus, als müßte ich Euch mein Wort geben, damit ich es mir erhalte.« Sie senkte den Kopf. »Also dann… Ihr habt mein Wort.«
    Vorsichtig drückte Nikolaus ihren Kopf hinunter und schloß den Deckel. Erst als es in ihrem engen Kerker dunkel wurde, bemerkte Elise ein paar helle Punkte, Löcher, durch die Licht hereindrang. Man hatte also wenigstens für Luftzufuhr gesorgt. So blieb ihr der Trost, daß diese Halunken sie nicht ersticken wollten.
    Der Deckel wurde mit einem Schloß gesichert, und Fitch und Spence schlangen Seile um die Kiste, um die sperrige Last leichter über die Treppe hinunterschaffen zu können. Nikolaus öffnete die Tür und vergewisserte sich, daß die Luft rein war. Spence trug den schwereren vorderen Teil, während Fitch von hinten den Abstieg steuerte. Erschrocken hielt er inne, als er plötzlich einen dumpfen Aufprall und einen gedämpften Schmerzensschrei, dem eine Reihe unverständlicher Wörter folgte, vernahm. Mit allergrößter Vorsicht schafften sie die beiden nun die Treppe hinunter. Unten angelangt, schulterten Fitch und Spence die Seilschlingen, hoben die Kiste hoch und hielten sie mit den Händen im Gleichgewicht.
    Elise spürte ihre kurzen, hüpfenden Schritte, als die Männer schließlich das Haus verließen. Auf der

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