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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Gesicht, das sie sich für den Tag der Abrechnung merken mußte. Die Frau war Anfang Dreißig und noch immer recht ansehnlich trotz der Spuren eines harten Lebens, die sich in ihren Zügen abzeichneten. Ihr großes Umschlagtuch, das sie über ihr Nachthemd geworfen hatte, wurde von der dichten roten Haarflut fast verdeckt.
    »Du bist aber noch sehr jung.« Ramondas Ton ließ erkennen, daß sie irgendwie beunruhigt war.
    Elise bemerkte dies und antwortete rasch, um Ramonda über ihre eigene Rolle bei diesem Komplott aufzuklären.
    »Das mag sein, Madame«, gab sie zurück, »doch bin ich alt genug, um zu wissen, daß Ihr in Tyburn zusammen mit diesen zwei Halunken hängen werdet, wenn mir hier etwas zustößt.«
    Ramonda warf das lange, wirre Haar lässig über die Schulter zurück und antwortete mit kehliger Stimme: »Kindchen, keine Bange. Es wird dir hier an nichts fehlen, obwohl es mir ein Rätsel ist, warum du überhaupt hier bist. Na ja, soviel ich weiß, möchte Seine Lordschaft eine Rechnung begleichen.«
    »Und wer ist dieser geheimnisvolle Lord?« fragte Elise. Sie wußte, daß sowohl Reland Huxford als auch Forsworth Radborne sich an ihr rächen wollten. Den Titel ›Lord‹ durfte der eingebildete Forsworth zwar nicht führen, aber mit seinem großspurigen Auftreten erweckte er den Anschein, einer zu sein.
    »Das wirst du gewiß bald erfahren«, erwiderte Ramonda zuversichtlich. Sie tat die ganze Sache mit einem lässigen Achselzucken ab und bedeutete ihr zu folgen. Von einem Gang aus stiegen sie eine schmale, wackelige Treppe nach oben auf eine Etage weit über den Untergeschossen, während ihre Führerin sie zum Schweigen ermahnte. Elise hütete sich, ein Geräusch zu verursachen, als sie einen langen Korridor mit vielen Türen entlanggingen, hinter denen Spitzbuben verschiedenster Sorte schlafen mochten. Am Ende des Ganges führte eine Tür zu einer weiteren steilen Treppe. Elises Knöchel und ihre Beine schmerzten, als sie endlich oben anlangten.
    Ramonda betrat ein Kämmerchen unter dem Spitzgiebel des Hauses und stellte eine Kerze auf den Tisch. Elise und die Männer folgten ihr. Die Frau deutete auf das vergitterte Fenster. »Die Dame ist hier sicher, während ihr beide eure Geschäfte in den Stilliards erledigt.«
    Elise hatte sofort bemerkt, daß das Fensterchen mit kleinen Bolzen gesichert war, so daß es von innen nicht geöffnet werden konnte. Nicht nur ein Entkommen war ausgeschlossen, man konnte auch mit den Leuten auf der Straße kein Wort wechseln. Die Kammer sollte offensichtlich als ihr Kerker dienen, jedoch als einer, der verhältnismäßig angenehm ausgestattet war, mit einem schmalen Bett, einem Stuhl und einem kleinen Tisch. Auf einem Waschtisch stand das Allernötigste für die Toilette: ein Waschbecken mit Krug, Handtuch und Seife.
    »Wie ihr seht, kommt sie hier nicht raus«, prahlte Ramonda.
    »Trotzdem tust du gut daran, sie im Auge zu behalten«, warnte Fitch die Wirtin. »Einem gerissenen Frauenzimmer wie ihr kann man nicht trauen.«
    Ramonda zog erstaunt eine Augenbraue hoch und ließ den Blick zwischen dem zierlichen Mädchen und dem stämmigen Kerl hin und her wandern. Erst bei genauerem Hinsehen fiel ihr die Schramme auf seiner Wange auf. »Hat dich die Kleine gekratzt?« fragte sie verwundert.
    »Eine Wildkatze ist gar nichts gegen die«, beklagte Fitch sich ungeniert. »Seine Lordschaft kann einem leid tun, wenn es ihm nicht gelingt, ihr diesen Unfug auszutreiben.«
    »Hm, vielleicht wird der Lord noch den Tag verwünschen, an dem er euch beauftragte, sie zu holen«, meinte Ramonda und hoffte im stillen, daß die Sache für sie möglichst bald ausgestanden wäre.
    »Hört zu«, versuchte Elise einzulenken. »Wenn ihr schon glaubt, ich würde dem armen Lord, wer immer das sein mag, Unglück bringen, warum tut ihr ihm dann nicht den Gefallen und laßt mich frei? Ich will auch großzügig sein und vergessen, daß ich euch drei je gesehen habe.«
    »Das gäbe böses Blut mit Seiner Lordschaft«, erklärte Fitch.
    Ramonda hielt den Blick gesenkt, damit man ihre innersten Gedanken nicht erraten konnte. Nur mit Mühe konnte sie Eifersucht und Hass verbergen.
    Spence, der bisher geschwiegen hatte, unterbrach die Debatte brüsk und sagte zu Ramonda: »Das Mädchen braucht Ruhe und was zu essen. Kümmere dich um sie, während wir fort sind, und wenn das erledigt ist, kriegst du das versprochene Geld… falls du deine Sache gut machst.«
    Spence versetzte Fitch einen Rippenstoß,

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