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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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dafür war es bitterkalt geworden. Um nicht den Eindruck von Schwäche zu erwecken, ließ Elise sich auf dem Achterdeck sehen. Bald waren Nase und Wangen rot und ihre Finger gefühllos vor Kälte, obwohl sie die Hände unter ihren Mantel steckte. Wie am Tag zuvor suchte Nikolaus ihre Nähe, und als er auf sie niederblickte, verzog er den Mund zu einem Lächeln. »Ich bescheinige Euch Standhaftigkeit, Engländerin. Nach dem Martinstag die Nordsee befahren heißt Gott versuchen. Eine Dame, die sich bei diesem Wetter auf Deck wagt, ist eines Seekapitäns würdig.«
    Elise bedachte ihn mit einem kühlen Blick. »Soll das ein Antrag sein?«
    Auflachend schüttelte er den Kopf. »Nein, nein. Ihr stellt zwar eine große Verlockung dar, doch bindet mich die Ehre.«
    »Um so besser. Damit erspare ich Euch meine Abfuhr«, gab sie schneidend zurück. Ohne ein weiteres Wort entfernte sie sich, während er ihr belustigt nachsah. Trotz ihrer ärmlichen Kleidung wirkte sie wie eine große Dame und ließ sich ihr Unbehagen, das sehr groß sein mußte, wie er wußte, nicht anmerken.
    »Engländerin, Ihr habt Mumm in den Knochen«, murmelte er vor sich hin.
    Als Elise sich an jenem Abend zum Essen zurechtmachte, griff sie zu dem blauen Samtkleid aus der Seemannskiste. Es erschien ihr nur recht und billig, daß der Mann, der am Verlust ihres Kleides schuld war, dieses ersetzte. Sie hatte seinetwegen schon genug Unbill ertragen müssen und konnte sich ein wenig von dem Luxus gönnen, den er bot.
    Deshalb machte sie sich mit besonderer Sorgfalt zurecht und kämmte unter Zuhilfenahme eines versilberten Tabletts, das sie als Spiegel verwendete, ihr Haar zu einer Hochfrisur. Hätte sie noch Zweifel an ihrem Aussehen gehabt, sie wären beim Eintreten des Kapitäns rasch zerstreut worden. Sein Lächeln wurde breiter, seine Augen leuchteten auf. Ohne den Blick von ihr zu wenden, nickte er beifällig.
    »Das Kleid steht Euch, mein Fräulein.«
    »Ein kostbares Stück«, bemerkte Elise, weil ihr nichts anderes einfiel. Sie wußte auch nicht, wie sie auf seine feurigen Blicke reagieren sollte. »Mein Gönner, wie Ihr ihn nennt, muß sehr wohlhabend sein, wenn er sich solche Kostbarkeiten leisten kann.«
    Nikolaus lachte verhalten. »Die Rechnung hat er noch nicht bekommen.«
    Elise zog eine Braue hoch. »Waren die Kleider nicht seine Idee?«
    »Das schon, doch die Einzelheiten überließ er aus Zeitmangel mir.« Der Kapitän zuckte mit den Achseln. »Ich bat eine Näherin, etwas Warmes und Schönes für eine Dame zu machen, und gab ihr die Felle, die ich in Nowgorod erwerben konnte. Die Ostleute haben ihre Häfen der Hanse verschlossen, aber hin und wieder komme ich mit einem ihrer Schiffskapitäne ins Geschäft. Die Kleider wurden von der Schneiderin entworfen. Ich habe bei den Kosten keine Grenze festgesetzt.«
    »Nun, vielleicht wird mein Gönner Eure Großzügigkeit tadeln.«
    »Ein Blick auf Euch, mein Fräulein, und jeder Ärger verfliegt.«
    Elise ließ nun einen Moment wortlos verstreichen und studierte den Hansekapitän eingehend. Er war ein Mann, der über einige Bildung und Kultur verfügte, und keiner von denen, die sich leichtfertig Freibeutern anschließen, schon gar nicht, um hilflose weibliche Wesen zu entführen. Zu gern hätte sie gewußt, was ihn zu der Tat veranlasst hatte. »Als Schiffsherr und Kaufmann müßt Ihr auf Euren Fahrten viel Gewinn machen.«
    »Nun ja, hier und dort springt eine Münze für mich heraus«, meinte Nikolaus wegwerfend.
    Elise lachte ungläubig auf. »Ihr solltet eher sagen, ein kleines Vermögen da und dort.«
    »Die Hanseleute sind Kaufleute mit Leib und Seele«, sagte Nikolaus. Er wußte nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Ja, das hörte ich… und wir Ihr sagtet, sind sie zu einem ehelosen Leben verpflichtet, bis sie es zu Vermögen gebracht haben.« Elise zog bedächtig eine Braue hoch. »Habt Ihr eine Frau?«
    Nikolaus schüttelte den Kopf, während gleichzeitig ein Lächeln seine Lippen umspielte. »Diese Stellung im Leben muß ich mir erst erringen.«
    »Dennoch… ich weiß, daß Ihr über größere Mittel verfügt, als Ihr zugeben wollt, was darauf hinweist, daß Ihr Euch nicht mit gemeinem Diebstahl oder mit Entführungen abgeben müsstet.«
    Nikolaus tat die Bemerkung mit einer achtlosen Handbewegung ab. »Es war eine Gefälligkeit für einen alten Freund, mehr nicht.«
    »Da man Euch kaufen kann«, bohrte sie weiter, ohne auf seine Erwiderung zu achten, »frage ich mich, wieviel es kostet,

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