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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Wehrmauern aus einem Sockel schroffer Klippen an der Biegung eines vereisten Flusslaufes. Trockene Grasbüschel durchstießen da und dort den Schnee. Eine niedrige Bohlenbrücke führte über den Graben zum Burgtor, dessen rostiges Fallgitter, nur von einer Kette gehalten, schief über dem oberen Teil des Eingangs hing. Ein Flügel eines Tores lag zerbrochen auf dem Weg im Schnee.
    Sie durchritten das Burgtor und erreichten den Hof. Wie Elise vermutet hatte, bot sich ihnen ein trostloses Bild. Vorratshaus und Gesindekammer an der Westmauer waren in sich zusammengefallen. An die Ostmauer lehnten sich die baufälligen Stallungen, in denen nun Spence die Packpferde unterbrachte. Der an der Verbindung von Ost- und Nordmauer stehende Haupttrakt schien bewohnbar, wenn auch die meisten Fensterläden und einige der Fenster des ersten und zweiten Stockwerkes sowie das steile Schindeldach reparaturbedürftig waren. Einige Fenster standen offen, wie um die Vögel willkommen zu heißen, die davor herumflatterten.
    Fitch ließ fassungslos den Blick über die schneebedeckte Ödnis wandern. Schließlich saß er ab und näherte sich Elise, wobei er ihrem Blick auswich. Ohne ein Wort der Erklärung half er ihr aus dem Sattel und folgte ihr in einigem Abstand, als sie die Eingangsstufen zum gewölbten Portal des Wohnturmes emporstieg. Das große, schwere Portal stand offen und bot wenig Schutz vor den böigen Winden. Vorsichtig in das Innere spähend, trat Elise ein. Man konnte nicht wissen, was in den Schatten des großen Raumes lauern mochte.
    Riesige graue Spinnweben hingen von den dunklen, rohbehauenen Deckenbalken. Sie spannten sich über Türen, Ecken, Nischen und Vorsprünge. Mit jedem Schritt wirbelten Elises Röcke Staub auf.
    Vor dem gewaltigen Kamin lag ein umgestürzter Tisch, daneben türmten sich Bänke übereinander, von denen einige zertrümmert waren, als hätte man sie in jüngerer Zeit als Feuerholz verwendet. Die Rußschicht im Kamininneren zeigte an, daß hier einmal kräftig geheizt worden war. Ein aus Ziegeln gemauerter Herd an der Innenwand ließ diesen Bereich als Küche erkennen. Ein großer Eisenkessel baumelte noch an einer Stange über der Asche, und an einem Balken hingen Töpfe und Küchengeräte, alles von einer dicken Staubschicht überzogen.
    Eine Steintreppe, flankiert von einem massiven Holzgeländer, führte in den ersten Stock. Vom oberen Treppenabsatz ging es ins nächsthöhere Stockwerk.
    »Eine armselige Bleibe«, seufzte Elise. »Wenigstens sind wir hier drinnen vor dem Wind geschützt.« Sie drehte sich zu Fitch um, der hinter ihr stehen geblieben war. »Wie weit ist es noch zum Haus deines Herrn?«
    »Verzeiht, Mistreß«, murmelte Fitch beschämt. »Das hier ist sein Haus.«
    »Hier?« Sie runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    Fitch blickte grimmig umher. Nicht einmal für eine Nacht war diese Unterkunft ausreichend, geschweige denn für den ständigen Aufenthalt einer feinen Dame. »Das ist Burg Hohenstein. Der Vermittler hat mir die Lage genau beschrieben.«
    Elises Verwirrung stieg. Sie begriff überhaupt nichts mehr. Diese baufällige Ruine konnte unmöglich als ständige Behausung gedacht sein. »Willst du damit sagen«, fragte sie kühl, »daß wir hier bleiben müssen, in diesem… Saustall?«
    Fitch ließ den Kopf hängen und fuhr verlegen mit der Zehenspitze durch den Staub. »Ja, Mistreß. Zumindest bis Seine Lordschaft eintrifft.«
    »Du erlaubst dir mit mir einen Scherz!«
    »Verzeiht, Mistreß.« Fitch nahm den Hut ab und zerknüllte ihn zwischen den Händen. Sein Räuspern hörte sich an, als wollten ihm die Worte in der Kehle stecken bleiben. »Es ist kein Scherz, leider. Das ist ganz sicher Burg Hohenstein.«
    »Du kannst nicht erwarten, daß ich hier bleibe!« begehrte Elise auf. Sie war todmüde, erschöpft und verzweifelt. »Hier könnten nicht einmal Schweine hausen! Euer Herr ist so mächtig und wohlhabend, daß er sich der Treue zweier Spitzbuben, wie ihr es seid, versichern kann… ja, sogar der Mithilfe eines Hansekapitäns… und du willst jetzt behaupten, daß er uns nichts Besseres zu bieten hat? Müssen wir zwischen Ungeziefer hausen?« Sie deutete auf die winzigen Spuren im Staub und wandte sich angeekelt ab. »Er muß über einen merkwürdigen Humor verfügen, wenn er uns diese Ruine zumutet. Ich schätze, hier muß schon Karl der Große gehaust haben.«
    Fitch knautschte verlegen seinen Hut, verzweifelt bemüht, seinen Herrn zu entschuldigen. »Es ist

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