Tränen aus Gold
und Antwort zu stehen, der ihnen, die Arme in die Hüften gestützt, mit Unheil verkündender Miene entgegensah. Ihre kläglichen Versuche, sich ein Lächeln abzuringen, erstarben, als er zum Sprechen ansetzte. »Wisst ihr, was ihr angestellt habt?« brüllte er sie an.
Die beiden wichen ängstlich zurück. Elise kam nun die Treppe herunter, und ihr Lächeln kündete von höchster Befriedigung und boshafter Vorfreude. Das war nicht das Lächeln einer Liebenden, die sich endlich mit ihrem Geliebten vereint weiß! Was war nur geschehen? Der Marquis tobte vor Wut. In seinen grünen Augen blitzte es, seine Kinnmuskeln zuckten und ließen Böses ahnen.
Mit einem Blick über die Schulter fragte Maxim in beherrschtem Ton: »Würdet Ihr die Güte haben, Madame, uns zu sagen, wer Ihr seid?«
Mit der Überlegenheit einer Königin sagte Elise: »Ich bin Elise Madelins Radborne.« Der große Raum ließ ihre Stimme widerhallen. »Einziges Kind Sir Ramsey Radbornes, Nichte Edward Stamfords und Kusine seiner Tochter Arabella.«
Fitch und Spence blieb der Mund vor Staunen offen stehen. Kläglich wandten sie sich dem Marquis zu. Jetzt kannten sie den Grund für seinen Zorn. Er starrte das Mädchen an, als hätte diese Eröffnung auch ihn überrascht, doch sein Zorn war keineswegs verraucht, als er sich wieder an seine Helfershelfer wandte. »Begreift ihr jetzt, was ihr angestellt habt?« flüsterte er drohend.
»Das wußten wir nicht, Mylord!« flehte Fitch.
»Ihr hättet euch vergewissern sollen!« herrschte Maxim sie an. »Habe ich euch nicht eine Beschreibung gegeben?«
»Ja, und wir dachten, sie wäre es.«
»Hellbraunes Haar, sagte ich.«
Fitch hob die Hand, als wollte er Seiner Lordschaft die langen Strähnen zeigen, die dem Mädchen über die Schultern fielen. »Ist es nicht hellbraun?«
»Bist du mit Blindheit geschlagen?« brauste Maxim auf. »Siehst du denn nicht, daß es rotbraun ist? Und sie sollte graue Augen haben und nicht blaue!«
Fitch, der jeden weiteren Versuch aufgab, den Tobenden zu besänftigen, suchte hinter seinem Leidensgenossen Deckung und überließ die weiteren Erklärungen Spence.
»Mylord, kein Wunder, daß wir uns irrten«, setzte er erklärend an, »die Gemächer waren dunkel, und das war die einzige Dame, die hereinkam, obwohl wir lange warteten. Eine andere zeigte sich nicht.«
»Ihr hättet Arabella mitnehmen sollen«, brüllte Maxim. »Statt dessen habt ihr mir diese halb verrückte Kratzbürste gebracht! Edward Stamford hängt an seinem Besitz so sehr, daß er sich kaum Sorgen machen wird, nur weil sie verschw…«
Elise unterbrach seinen Tobsuchtsanfall.
»Ihr könnt mich ja zurückschicken.«
Maxim starrte sie verblüfft an, dann verfinsterte sich seine Miene. »Glaubt mir, wenn es möglich wäre, täte ich es, doch fürchte ich, daß im Moment an Rückkehr nicht zu denken ist.«
»Falls Ihr befürchtet, ich würde verraten, daß Ihr mich habt entführen lassen, verspreche ich, Stillschweigen zu bewahren. Auf mein Wort ist Verlass.«
»Mistreß Radborne, ich bin des Mordes und des Verrats an der Krone angeklagt.« Sarkastisch fügte er hinzu: »Ich bezweifle sehr, daß Ihr meinen Ruf und mein Ansehen noch weiter beeinträchtigen könnt. Und denkt daran, daß Elizabeths Macht nicht bis hierher reicht und ich hier vor dem Henker sicher bin.«
»Aber Ihr könnt mich hier nicht brauchen«, schmeichelte sie. »Bitte, laßt mich gehen.«
»Und trotzdem werdet Ihr bleiben, Madame.«
Wütend stampfte Elise mit dem Fuß auf. »Ihr müßt mich freilassen! Ich muß zurück und meinen Vater suchen! Vielleicht liegt er irgendwo verletzt… oder es ist noch schlimmer. Und ich bin die einzige, die ihn überhaupt finden will. Er ist auf mich angewiesen… Begreift Ihr das nicht?«
»Ich weiß sehr wohl, daß man Sir Ramsey Radborne gefaßt hat«, bemerkte Maxim. »Wenn Ihr wirklich seine Tochter seid, dann muß ich Euch leider sagen, daß man sich erzählt, er sei auf einem Schiff von England fortgebracht worden. Falls dies stimmt, dann ist Eure Rückkehr nach England völlig sinnlos.«
Elise starrte ihn entgeistert an. »Wohin soll man ihn geschafft haben? Und warum?«
»Irgendwohin. Die ganze Welt käme in Frage«, entgegnete Maxim.
»Ich bleibe nicht!« platzte Elise, den Tränen nahe, heraus. Wie konnte sie hoffen, jemals ihren Vater zu finden, wenn sie nun auf der ganzen Welt nach ihm suchen mußte?
»Im Moment bleibt Euch wohl nichts anderes übrig, als meine Gastfreundschaft in
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