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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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einem Monat.«

8
    Das Frontportal schwang unter einem mächtigen Windstoß auf, und inmitten tanzender Schneeflocken stürmte eine hochgewachsene Gestalt, in einen Mantel gehüllt, wie vom Wind getragen herein. Weiße Flocken umwirbelten sie und wurden in die Halle geweht, ehe man die Tür gegen die Kälte der Winternacht wieder schließen konnte. Der Mann streifte die Kapuze vom Kopf und wandte sich dem Kamin zu, von wo ihm Spence und Fitch verblüfft entgegenstarrten. Sein dichtes helles Haar war kurz geschnitten, der Bart, der einst sein markantes Kinn zierte, war verschwunden. Für Augenblicke erschienen die beiden am Kamin wie erstarrt. Als sie ihn schließlich erkannten, sprangen sie auf und warfen fast den Schragentisch um, an dem sie gesessen hatten, so eilig hatten sie es, den Mann willkommen zu heißen.
    »Lord Seymour! Ohne Bart hätten wir Euch kaum erkannt!« würgte Fitch, der gerade an einem Stück verbrannten Hasenbratens kaute, hervor. Mit einer Grimasse schluckte er das Stück herunter und fuhr nun verständlicher fort: »Mylord, seid versichert, daß wir sehr erleichtert sind über Euer Kommen! Gerüchte wollten wissen, daß Ihr ein Opfer der See geworden seid.« Fitch, der den eindringlichen Blick seines Herrn auf sich spürte, wandte verlegen sein Gesicht ab, um die rote Schramme auf seiner Wange zu verbergen. »Zumindest hat man uns das gesagt.«
    Maxim runzelte die Stirn, als Spence, der eine große Beule auf der Stirn und dazu ein dunkel umrandetes Auge hatte, näher trat, um den vor Schnee starrenden Umhang des Lords in Empfang zu nehmen.
    »Was ist denn das?« fragte Maxim, als er den Umhang von den Schultern gleiten ließ. »Ihr beide seht aus, als wärt ihr Wegelagerern in die Hände gefallen. Seid ihr wieder aneinander geraten? Oder könnte es sein, daß ihr dummerweise diese Burg bis zu meiner Ankunft verteidigt habt? Gott weiß, daß ihr besser daran getan hättet, sie in fremde Hände fallen zu lassen. Ein schrecklicher Ort, eine erbärmliche Unterkunft. Warum seid ihr hier und nicht in dem Herrenhaus, das ich gemietet habe?«
    Fitch setzte händeringend zu einer Erklärung an. »Wir wollten wie befohlen von Hans Rubert die Schlüssel holen, doch er sagte, Ihr seid draußen auf See verschollen. Das Haus habe er seiner jüngst verwitweten Schwester gegeben.«
    »Und das Geld, das ich ihm gab, damit er das Haus für mich reserviert?« Maxim war verärgert. »Wo ist das Geld?«
    Fitch vermochte dem Blick der durchdringenden grünen Augen nicht standzuhalten und wich hastig ein paar Schritte zurück. »Er gab mir kein Geld zurück, sagte aber, diese Burg solle uns offenstehen, solange wir bleiben.«
    »Was, zum Teufel, sagst du da?« donnerte Maxim ihnen entgegen und ging auf die beiden zu, die ängstlich rückwärts stolperten.
    »Wir waren ratlos, Mylord!« beeilte Spence sich den Lord zu besänftigen. »Für eine Lady nicht der richtige Ort, aber erst als Kapitän von Reijn uns Geld gab, hätten wir etwas Besseres mieten können.«
    »Um Rubert werde ich mich selbst kümmern«, versprach Maxim. »Es war gut, daß von Reijn mich im Hafen abholte und mir sagte, wo ihr seid. Andernfalls hätte ich euch nie gefunden. Erklärungen gab er mir nicht. Er sagte nur, daß es ein Problem gebe. Ist das alles?« Besorgnis verdunkelte seine Miene. »Und was ist mit der Lady? Geht es ihr gut? Ist sie wohlauf?«
    »Jawohl, Mylord.« Fitch warf seinem Gefährten einen vielsagenden Blick zu, als wäre es ihm unangenehm, über ihre Schutzbefohlene zu sprechen. »Wir können Euch versichern, daß sie putzmunter ist.«
    »Ja«, pflichtete Spence eifrig bei, »frisch wie der junge Frühling.«
    »Welchem Umstand verdankt ihr dann eure Schrammen und Kratzer?«
    Ganz plötzlich galt die Aufmerksamkeit der beiden anderen Dingen. Der eine klopfte den Schnee vom Mantel, der andere wies einladend auf den Kamin.
    »Kommt, und wärmt Euch am Feuer auf, Mylord«, sagte Fitch beflissen. »Wir hätten auch etwas Essbares für Euch, wenn auch gewiß nicht nach Eurem Geschmack.« Er lief durch den Raum und schob einen großen, hochlehnigen Stuhl an das Ende des Tisches, wo der Marquis noch die Wärme des Feuers spüren konnte.
    Mißtrauisch geworden ließ Maxim die zwei nicht aus den Augen, überzeugt, daß sie vor ihm etwas zu verbergen hatten, da sie sich wie bei einer Missetat ertappte Kinder benahmen.
    »Hat es euch die Rede verschlagen? Ich möchte wissen, was sich hier zugetragen hat.«
    Die zwei zuckten zusammen.

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