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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Regentropfen, als sie jetzt im immer heftiger tobenden Monsunregen an ihn
dachte. Sicher schlief ihr geliebter Gefährte noch.Jetzt stand sie auf der
höchsten Felsenklippe von Nam Tok Sai. Ein verborgener, abgelegener Ort, den nur
die letzten sieben Tempel-Priesterinnen des Kristallordens kannten.
    Nur ihnen war es erlaubt, den Ort
des Schicksals zu betreten. Lautlos formten ihre Lippen die beschwörenden Worte,
während ihre Augen starr auf die stromförmigen, glitzernden Wasserkaskaden in
zwanzig Metern Tiefe gerichtet waren, in der sich der Wasserfall in weiße
Schaumkronen verwandelte und in Stromschnellen gegen das Felsenbecken rauschte.
    Dann hob sie ihr Gesicht wieder
dem Regen zu, streckte ihre Arme aus und streckte ihre Handflächen dem
verdunkelten Himmel zu. Mit halblauter Stimme murmelte sie die heiligen Mantras
vor sich hin, um in die spirituelle Aum-Trance Turyas, der magischen
Schnittstelle zwischen Materie und Geist, zu gelangen.
    Mit jedem neuen Herzschlag
murmelte sie leise Aum. Der beruhigende meditative Ton klang in ihrem Körper
wider mit dem Ziel, die Wahrheit zu sehen. »Aum.« Nahla spürte das Ursächliche,
Gegenwärtige und Zukünftige in diesem einen, ewigen Moment.
    »Aum.« Ihr Herzschlag wurde immer
langsamer und sie spürte, wie ihre Seele sich unablässig auf die vier
Bewusstseinszustände Wachzustand, Traumschlaf, Tiefschlaf und auf Turiya
zubewegte.
    Ihr Geist löste sich vom
wachenden ersten Element Adhi-atma, ihrer urersten Existenz, und begab sich
schwebend auf die Reise zum Ubhayatva-Traumschlaf. Nahla Augenlider zuckten
versunken, als sie das dritte Element Miti, den mentalen Tiefschlaf in sich
fühlte.
    Dann sank sie in einer
tranceartigen, langsamen Bewegung auf die Knie. Jetzt hatte sich ihr Geist
gelöst und hatte Avaita, die vierte Dimension überschritten. Die absolute
nonduale Realität.
    »Aham Brahma asmi«, rief sie in
dieser Erkenntnis laut in den Himmel. »Ich bin Geist, weder mein Körper noch
mein Geist existieren noch. Meine Seele hat jegliche Bedeutung der realen Welt
verlassen. Ich bin bereit, Bâpa.«
    Über ihre ausgestreckten
Handflächen sammelten sich die Regentropfen und liefen in einem streichelnden
Rinnsal an ihren Fingerspitzen zu Boden. Schweigend verharrte sie in ihrer
Trance.
    Und dann, zeitgleich mit dem
Aufheulen des Windes spürte sie die Anwesenheit ihres Vaters in sich. Ihre Seele
löste sich von ihrem im Regen kauernden Körper los und bewegte sich unaufhaltsam
auf ihren Geburtsort zu. Auf die erhabenen Ebenen des mystischen Berges Meru.
    Die Achse des Universums und die
Wohnstätte des Naga-Königs Mucalinda, ihres Vaters. Er, der einst Buddha
beschützte, der in seiner wochenlangen Meditation von einem sintflutartigen
Unwetter heimgesucht wurde. Ihr Vater hatte sich daraufhin in seine
Schlangengestalt verwandelt und seine sieben Köpfe zu einem beschützenden Schirm
über den heiligen Mann ausgebreitet.
    Ihr Vater war der siebte Sohn
seines Vaters und hatte ihr, Nahla, als seiner erstgeborenen Tochter somit ihre
Gabe vererbt. Auf Nahlas irdischem Gesicht erschien ein sehnsuchtsvolles
Lächeln, als sie all die himmlischen und unterirdischen Wesen ihrer Kindheit
erkannte.
    Seit Jahrhunderten lebten sie
Seite an Seite, das Schlangen- und das Drachenvolk mit dem Namen Naga. Sie alle
waren Wesen mit magischen Fähigkeiten. Die männlichen Nachkommen der
Schlangengottheiten waren immer halb menschlich, konnten jedoch jederzeit ihre
menschliche Gestalt annehmen. Seit Urzeiten waren sie die Beschützer der
Menschen und wachten über die Häuser, Schwellen und Türen des irdischen Volkes,
damit kein Leid in ihr Leben kam.
    Die weiblichen Nachkommen wie sie
selbst waren nur von menschlicher Gestalt. Nur die heilende Gabe einer weißen
Hexe wurde der jeweils ersten Tochter des siebten Sohnes in die Wiege gelegt.
    Langsam ging Nahla in ihrem Traum
weiter, bis sie auf einen Yaksha-Wächter stieß, der sie zum Palast ihres Vaters
begleitete. Als sie ihn kurz darauf in einiger Entfernung sah, machte ihr Herz
einen Sprung und sie rannte auf ihn zu.
    »Bâpa! Ich habe Dich so
vermisst.«
    Sehnsüchtig schmiegte sie sich in
seine väterlichen Arme. Lange Zeit standen sie engumschlungen. Dann beugte ihr
Vater sich zu ihr herunter und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände.
    »Meine geliebte Tochter! Mein
Herz flutet über, dich noch einmal zu sehen. Doch gleichzeitig füllt es sich mit
großer Angst und

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