Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Flitterwochen nicht vorgestellt, aber jetzt war das ganze Team gefragt. Amy
bemerkte seine leichte Frustration und sprang auf.
»Dankeschön«, hauchte sie leise
und schmiegte sich von hinten an seinen Rücken. Ein frustriertes Schnauben kam
über seine Lippen. Doch dann griff er nach ihrer Hand und führte sie an seine
Lippen.
Und während er auf das
Freizeichen von Miltons Telefonanschluss im entfernten Arizona wartete, hauchte
er liebevolle Küsse auf Amys Hand und zog ihren Körper enger an seinen.
Ankunft der
Geisterkrieger
M ichael versuchte sich auf
den ungewohnten Linksverkehr zu konzentrieren und sich nicht von dem Gewusel
entlang der Straße ablenken zu lassen. Er hatte es vorgezogen, statt in der
Hotel-Limousine gefahren zu werden, lieber einen Mietwagen auszuleihen.
Kukrit war zwar ein charmanter
Fahrer, aber in diesem brisanten Fall konnten sie ihm nicht trauen und auf gar
keinen Fall riskieren, dass er ihre Gespräche mit anhörte und ihre Herkunft
erriet.
Malee hatte dafür gesorgt, dass
sie bis an das Gate der Landebahn heranfahren durften. Sie schien ihre
Beziehungen auf der ganzen Insel zu haben. Nachdem der Zollbeamte ihm die
Schranke geöffnet hatte, fuhr Michael bis an den Rand der Landepiste und stellte
den Motor ab.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm,
dass das Team in wenigen Minuten landen müsste. Nachdenklich starrte er aus dem
Fenster auf den Vollmond und die hell erleuchtete Landebahn. Er konnte sich
etwas Schöneres vorstellen, als hier auf die Ankunft seines Vaters und der
anderen Geisterkrieger zu warten. Etwas viel Schöneres.
Vor seinen inneren Augen sah er
sich mit Amy im Meer schwimmen. Die lauwarmen Wellen des indischen Ozeans
umspielten ihre sinnlichen, nackten Körper und das Tosen der aufschäumenden
Brandung übertönte ihre zärtlichen Lustschreie, als er sich mit ihrem Körper
verband.
Amy sah ihn an und schmiegte sich
in seine Arme. Kleine, bebende Schauer wirbelten durch ihren Körper. Durch ihren
Seelenbund konnte sie seine sehnsuchtsvollen Gedanken in seinem Geist spüren.
Ihre Hand glitt zu seinem Hals und zog seinen Mund langsam zu ihren Lippen
hinunter.
»Das sind sehr romantische Ideen,
mein Liebling. Vielleicht können wir sie morgen in die Tat umsetzen.«
Aus Michaels Kehle drang ein
heiseres Lachen. Seine Lippen verschmolzen mit den ihren. Einen Moment später
durchbrach der dröhnende Motor des anfliegenden Flugzeugs die Nacht. Kurz darauf
setzte eine einmotorige, weiße Cessna zum Landeanflug an und rollte Minuten
später über die Piste. Michael startete den Wagen und fuhr zum Ende des Runways,
als sich auch schon die Tür öffnete.
Milton erschien als Erstes und
kam die schmale Gangway runter, kurz danach folgte ihm Ben. Michael stieg aus
dem Wagen, um ihn zu begrüßen und erschrak. Sein Vater strahlte mit seinen
schneeweißen Haaren und seiner hohen Gestalt die gewohnte Autorität aus, die er
als weltlicher Anführer der Geisterkrieger besaß.
Doch zum ersten Mal entdeckte
Michael in seinen Augen eine gewisse Müdigkeit, die er nie zuvor bei ihm gesehen
hatte. Respektvoll ging er auf ihn zu und umarmte ihn.
»Vater, danke, dass du gekommen
bist.«
»Gern geschehen«, erwiderte
Milton. »Ich kann doch nicht zulassen, das sich meine Schwiegertochter in ihren
Flitterwochen langweilt.« Verschwörerisch zwinkerte er Amy zu, die hinter
Michael stand.
Sie lachte. »Wen hast du als
Unterstützung mitgebracht?«
»Mich«, dröhnte eine bekannte,
kehlige Stimme von oben und Sébastiens imposanter Körper quetschte sich durch
die schmale Flugzeugtür. Dann lief er die Treppe hinunter und begrüßte Michael
mit einem freundschaftlichen Schulterschlag.
»Milton hat erzählt, dass eure
Flitterwochen ohne uns verdammt langweilig sind, darum kommen wir als
Unterstützung. Und den da«, grinste er und zeigte nach oben, »habe ich auch
gleich mitgebracht.«
Michael sah hoch und erblickte
die sonnengebräunte, schlanke Gestalt von Jai. Mit zwei Koffern beladen trat er
auf sie zu und mit einem anzüglichen Grinsen an Sébastien gewandt sagte er:
»Eigentlich ist es ja deine Aufgabe, das Gepäck deiner Süßen zu tragen, du
Arsch.«
Michael und Amy sahen Sébastien
interessiert an. Dieser wand sich wie ein Aal und starrte zornig zu Jai
hinüber.
»Da hat er recht. Ein Gentleman
benimmt sich anders«, erklang eine weibliche Stimme aus dem Cockpit. Michaels
Kopf fuhr ruckartig herum und er
Weitere Kostenlose Bücher