Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
Vom Netzwerk:
»Schschsch. Es ist alles gut, mein Junge.
Wenn wir uns jetzt ruhig verhalten, dann haben wir gute Chancen, dass wir nicht
alle aufgeweckt haben.«
    Erschrocken schnappte Ben nach
Luft. Die Augen aller Geisterkrieger weiteten sich und waren jetzt in höchster
Alarmbereitschaft. Auch Amys Pupillen waren zum ersten Mal zu senkrechten
Schlitzen gedehnt und ihre Iris strahlte in einem leuchtenden Gelb.
    Bevor Sébastien ihnen auf ihre
unausgesprochene Frage antworten konnte, erscholl das Geräusch. Panisch hielten
sich alle die Ohren zu. Alle außer Malee und Kukrit. Sébastien vergaß jedes
Feingefühl. Unsanft riss er Malee am Arm zu sich.
    »Verdammte Scheiße, bringen Sie
uns hier heraus … Sofort«, schrie er ihr heiser ins Gesicht. Verstört nickte
sie, nahm Kukrit die Taschenlampe aus der Hand und stürmte so schnell es ging
vorwärts. Nach endlosen fünfhundert Metern erreichten sie den Höhlenausgang.
    »Fuck, scheiße, ich glaub, ich
bin taub«, schrie Ben im Tageslicht.
    »Hey, hör auf zu fluchen. Das ist
mein Part«, dröhnte Sébastiens Stimme zu ihm rüber. Aber auch er stand, genau
wie die anderen, zur Seite gebeugt und schlug auf sein Ohr, um das unerträgliche
Piepsgeräusch darin zu vertreiben. Nach ein paar Minuten wurde es besser und er
richtete sich zu seiner imposanten Größe auf.
    »Wie viele von den Tieren gibt es
da drinnen?« Fragend sah er Malee an und zeigte dabei auf den Eingang.
Eingeschüchtert und noch immer nichts von dem verstehend, was sich gerade
abgespielt hatte, kam ihre leise Antwort: »Tausende. Der Name der Grotte
bedeutet übersetzt die Fledermaus-Höhle.«
    »Genau das habe ich mir
gedacht.«
    »Sie konnten ihre Töne hören?«
Verständnislos riss Malee die Augen auf. »Wie ist das möglich? Kein Mensch kann
diese hohen Tonhöhen wahrnehmen.«
    Sébastien seufzte auf und
versuchte es ihr zu erklären. »Sie wissen doch schon, dass wir eben keine
normalen Menschen sind, Malee. Das da drinnen hätte uns eben fast umgebracht.
Sie haben vollkommen recht. Fledermäuse orientieren sich mit Frequenzen, die
sehr viel höher sind als der Hörbereich "normaler" Menschen.
    Darum haben Sie und Kukrit auch
nichts bemerkt. Doch wir Geisterkriegen haben die Fähigkeit, alle Frequenzen der
Ultraschalltöne zu hören.«
    »Und ich kann Ihnen versichern,
dass das äußerst schmerzvoll ist«, ergänzte Amy.
    Nachdem die Aufregung und das
Piepen aus ihren Köpfen verschwunden waren, konnten alle schon wieder lachen.
Einträchtig gingen sie den Pfad bergauf, bis sie vor einer sonnendurchfluteten
Hochebene zum Stehen kamen, in der sich die Tempelanlage sanft in die Landschaft
einfügte. Alle starrten auf die Anlage wie auf eine Sinnestäuschung, bis Amy als
Erste ihre Sprache wiederfand.
    »Wie ist das möglich?«, fragte
sie und blickte Malee dabei ungläubig an. »Alle Gebäude sind von riesigen Bäumen
und Wurzeln bewachsen.«
    Malee lachte und erklärte ihnen
das Geheimnis.
    »Zu der damaligen Zeit waren aus
Stein gebaute Gebäude nur religiösen Tempeln vorbehalten. Das war ein
ungeschriebenes Gesetz. Die Menschen, auch die Königsfamilie, lebten in Häusern
aus Holz. Das ist das Geheimnis, weshalb die berühmten Tempelanlagen all die
Jahrhunderte überstanden, während alle anderen Gebäude dem feuchten Tropenklima
zum Opfer fielen. Dass gerade diese Anlage so gut erhalten ist, hat sie vor
allem diesen Bäumen zu verdanken. Das sind Bayan-Feigen. Man nennt sie auch
Würgefeigen. Sie vermehren sich rasend schnell. Die Samen werden von den
unzähligen Wildvögeln gefressen und mit ihrem Kot auf den umliegenden normalen
Bäumen ausgeschieden. Dort in den Ästen keimen die Samen und schicken allmählich
ihre Luftwurzeln zu Boden, die sich zu einem dichten Netzwerk verflechten.
Erreichen die Wurzeln irgendwann die Erde, ernähren sie sich von dem
Boden-Substrat und beginnen danach rasend schnell zu wachsen und bilden immer
mehr Wurzeln, die den Wirtsbaum erdrücken, bis er schließlich abstirbt. Diese
Bayanbäume erreichen eine Höhe von bis zu dreißig Metern. Aus den Seitenästen
sprießen immer wieder neue Luftwurzeln, die die ausladende Blattkrone stützen
und sich auf hunderten von Quadratmetern über die Bodenfläche und um die Gebäude
schlingen. Das ist für die Häuser wie eine natürliches Gerüst und verhindert,
dass sie einstürzen.«
    Nach ihren Ausführungen blickte
sie erschrocken auf ihre Uhr. »Kommen Sie jetzt bitte. Wir

Weitere Kostenlose Bücher