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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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sich an seine Gefühle und Gedanken
vergangener Tage nicht klammern sollte. Stattdessen muss man sie als
vorübergehende, vergängliche Lebensabschnitte sehen, die nicht vergänglich sind.
Das brachte ihn zu der Erkenntnis, dass vieles im Leben leidvoll ist. Aber das
Leid hat keine Realität an sich. Es existiert nur in unserer Wahrnehmung und
kann daher überwunden werden. Diese Gedanken hat er in seiner Schriftrolle “Die
vier edlen Wahrheiten“ niedergeschrieben. Und danach haben die Menschen ihn zum
Erwachten, was in Sanskrit Buddha heißt, ernannt. Er selber sah sich jedoch
immer als Lehrer, niemals als Gott. Als solcher wollte er auch niemals verehrt
werden. Doch durch ihn entstand eine Verschmelzung zwischen dem Buddhismus und
dem Hinduismus seines Heimatlandesandes Indiens.« Ein verlegenes Lachen huschte
über Nahlas Gesicht.
    »Es ist für dich bestimmt nicht
einfach, das zu verstehen, Sébastien. Auch ich habe lange Zeit gezweifelt. Seit
meiner Geburt bin ich Buddhistin. Aber es hat viele, viele Jahre gedauert, bis
ich den eigentlichen Sinn, was Buddha uns Menschen vermitteln will, verstanden
habe: Erst wenn man gelernt hat, nicht mehr im Mittelpunkt seines eigenen Lebens
zu stehen, erst dann ist man wirklich frei.«
    Sébastien hatte ihr zugehört,
ohne sie zu unterbrechen. Misstrauisch sah Nahla ihn von der Seite an.
    »Du lachst nicht?«
    »Nein, warum sollte ich?«
    »Nun, ich dachte du findest es
vielleicht komisch, dass ein Mensch 29 Jahre nicht mit der Außenwelt
konfrontiert wurde und danach den Sinn des Lebens erkennt.«
    »Miou, hör auf, ständig meinen IQ
zu bezweifeln«, lachte er und umarmte sie locker. »Ich zweifle grundsätzlich
keine anderen Religionen an. Unser Schamanismus ist auch nicht leicht zu
verstehen und besitzt für normale Menschen schwer zu fassende Facetten. Ich bin
allem gegenüber immer sehr offen. Ich kann mich allerdings nicht so gut mit der
Vorstellung von einer wasserschweifenden Meerjungfrau anfreunden.«
    Während er sie näher an seinen
Körper drückte, fühlte er ihren Herzschlag unter ihrer Bluse. Sein Pulsschlag
beschleunigte sich und sein Innerstes geriet in Aufruhr. Verdammt. Er wollte
diese Gefühle nicht. Doch sie überschwemmten ihn. Sie - Nahla - überrannte ihn.
Machte, dass er sich wünschte, sie in das weiche Gras zwischen den Palmen zu
ziehen.
    Ihre Bluse von ihren Schultern zu
streifen und seinen Mund auf ihre zarte Haute zu pressen. Ihren sinnlichen
Körper zu fühlen und sich in sie zu versenken. Ein gepeinigter Laut kam aus der
Tiefe seiner Kehle. Er schluckte hart. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er
seine begehrlichen Wünsche unter Kontrolle zu bekommen.
    Er wollte das nicht und versuchte
sich gegen diese Gefühle zu wehren. Niemals durfte er es zulassen, dass sie sein
erkaltetes Herz berührte. Bewusst versuchte er sich abzulenken und konzentrierte
sich auf die Umgebung. Einzelne Sonnenlichter tanzten zwischen dem dichten
Geflecht aus Palmenwedeln und den ausladenden Kronen der Mangrovenbäume. Ab und
zu durchbrachen quietschende Schreie aufgescheuchter Gibbons die Stille.
    Unerwartet blieb Nahla stehen.
Sie fasste seine Hand und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann lenkte sie
seine Aufmerksamkeit auf den lehmigen Boden. Dort, am Fuß eines riesigen
Mangrovenbaumes umschlangen hunderte wildwachsende, rosagesprenkelte Orchideen
die Wedel eines sattgrünen Waldfarnes.
    Nahla bedeutete ihm, genauer
hinzusehen. Lautlos löste Sébastien seinen Arm von ihren sinnlichen Kurven und
ging in die Hocke. Und dann sah er, was Nahlas aufmerksamen Augen schon vor ihm
erspäht hatten. Ein Tokeh-Nest. Sie konnten noch nicht sehr alt sein, schätze
er.
    Ihre Körper maßen nicht mehr als
einen halben Finger und durch ihre helle, milchfarbene Haut schimmerten noch
deutlich ihre blauen Adern durch. Nahla hockte sich neben ihn. Ihr fruchtiger
Atem streifte seinen Nacken, als sie sich vorbeugte. »Verhalte dich ganz ruhig
und beobachte sie«, flüsterte sie ihm leise ins Ohr.
    Mit einem leichten Kopfnicken
signalisierte er ihr, dass er verstand. Er verhielt sich still und versuchte
ihre kleine Hand, die locker auf seinem Oberschenkel lag, zu ignorieren. Das
Pochen in seinen Lenden belehrte ihn eines Besseren. Dennoch lenkte er seine
Aufmerksamkeit wieder auf das Nest. Etwa ein Dutzend winzig kleine Gekko-Babys
kugelten über- und untereinander und ließen sich bald darauf mit einem Plumpsen
aus dem

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