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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Dementsprechend kurz fiel die Verabschiedung aus.
Nahla ging vor und er folgte ihr widerspruchslos. Als sie im Schatten der
Mangrovenbäume ankamen, hielt er sie fest und drehte sie zu sich um.
    »Nahla. Was ist dort eben
passiert, was haben sie dir gesagt?«, fragte er.
    »Sie haben gelogen, besonders der
älteste Sohn.« Nahla wirkte verstört und strich sich nervös die Haare aus dem
Gesicht. Er erkannte in ihrem Blick eine Mischung aus Angst und Zorn. Darum
blieb er vor ihr stehen und wartete, bis sie bereit war weiterzusprechen, er
spürte ihre innere Unruhe körperlich. Schließlich hob sie den Kopf und sah ihn
an.
    »Der älteste Sohn, Paitoon, hat
bei dem Leben seiner Mutter geschworen, dass er am 5. Juli Somchai hier im Dorf
gesehen hat. Angeblich hat dieser seine Schwester am Supermarkt abgefangen.
Paitoon schwört, dass er gesehen hat, wie er seine Schwester unsittlich berührt
und ihr danach angeblich gedroht hat …«
    »Warum regt dich das so auf«,
hakte Sébastien vorsichtig nach. »Es könnte doch der Wahrheit entsprechen, oder
nicht?«
    »Nein!«, stieß sie impulsiv
hervor und sah ihn mit festem Blick an. »Das ist eine Lüge! Am 5. Juli war
Somchai am Nachmittag bei mir im Kristallpalast. Er bat mich um Hilfe, weil
seine Frau Vorwehen hatte und über starke Bauchschmerzen klagte. Ich habe sie
daraufhin massiert. Es ist eine spezielle Massage. Sie dauert genau zweieinhalb
Stunden. Und Somchai - ihr Mann - war die ganze Zeit hindurch im Therapieraum
dabei und hielt ihre Hand. Also bin ich mir einhundertprozentig sicher, dass der
Junge lügt.«
    »Und das bedeutet?« Sébastien
runzelte irritiert die Stirn.
    »Das bedeutet, dass hier
irgendetwas tatsächlich ganz und gar nicht stimmt und seine Familie lügt munter
mit, um ihn zu schützen«, fügte sie erbost hinzu und stampfte dabei frustriert
mit dem Fuß auf.
    »Hast du wenigstens was
herausgefunden?«, fragte sie erwartungsvoll. Missmutig schüttelte er den Kopf.
»Nein. Leider nichts. Abgesehen von der Tatsache, dass ich deine Gedanken
empfangen konnte, was mich sehr überrascht hat. Daraufhin habe ich das ganze
Gelände des Hauses abgesucht, aber es gab weit und breit keine Spur von einem
Motorrad.«
    »Aber wenn er nicht der Fahrer
war, der mich angegriffen hat, wer war es dann? Ich hätte aufgrund seiner
aggressiven Haltung mir gegenüber 1000 Baht gewettet, dass er der Motoradfahrer
ist.«
    »Vielleicht arbeitet er nicht
alleine. Schwer zu sagen. Normalerweise kann ich mich durch meine Gabe als Esper
in die Aura eines Menschen hineinversetzen und seine Taten in mir spüren. Doch
bei ihm ist mir das aus irgendeinem Grund verwehrt. Wahrscheinlich bleibt sie
mir aufgrund seiner Drogen verborgen und ich kann sie darum nicht fühlen.«
    »Oder es besteht zwischen ihm und
der Vila irgendein Zusammenhang, der sich uns bis jetzt noch nicht offenbart
hat. Das würde zu mindestens deine gestörte Wahrnehmung erklären. Weißt du, die
Wellen des Ozeans verwischen die Grenzen zur Realität. Die Aura eines
Wassergeistes hat ganz andere Schwingungen. Damit habe selbst ich Probleme. Und
da du ihre Existenz ja rigoros leugnest, hast du überhaupt keinen Bezug zu der
Aura der Wassergeister.«
    Nachdenklich fuhr er sich über
die Bartstoppeln. »Das kann sein. Aber eines spüre ich mit Sicherheit: Dieser
Junge trägt den Schleier des Todes und des Hasses in sich.«
    »So schlimm?«, fragte sie
mitleidig.
    »Ja. Ich bekam starke
Kopfschmerzen, als ich versuchte seine Aura zu erfassen. Sein ganzes Wesen ist
voller Hass und Bösartigkeit, was sich vor allem gegen das weibliche Geschlecht
richtet.«
    Die Enttäuschung darüber, dass
sie in diesem Fall auf der Stelle traten, stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Durch die hohe Luftfeuchtigkeit klebte ihre Bluse am Körper. Das Gewicht der
Aktenordner schien sich mit jeder Minute zu verdoppeln.
    Sébastien bemerkte, wie sich der
Gurt ihrer Umhängetasche in ihre verschwitzte Haut schnitt. Sie versuchte sich
unauffällig die schmerzende Schulter zu massieren und sprach mehr zu sich selbst
als zu ihm.
    »Jetzt bin ich komplett verwirrt.
Ich glaube immer noch, dass es der Fluch der Víla ist. Aber dieser Junge hat
meine Gedanken vollkommen durcheinandergewirbelt.«
    Wortlos nahm Sébastien ihr die
schwere Tasche ab. Er hängte sie um seine eigene Schulter und strich ihr mit
einem Finger lächelnd über die Wange. Seine Bewunderung für sie war nur noch

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