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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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der Terrasse in den nächstbesten Korbstuhl. Seine Muskeln waren zum Sprung
bereit. Aber Nahla hatte recht. Er konnte nicht dort bleiben. Auch wenn er sich
versteckt hätte, die Polizeihunde hätten ihn sowohl als Menschen und auch als
Puma gerochen und sofort angeschlagen.
    Verzweifelt schloss er die Augen
und versuchte auf mentale Weise Nahlas Aura zu erfassen. Immer noch war es ihm
ein absolutes Rätsel, warum sein Geist ihre Gedanken in sich aufnehmen konnte.
Normalerweise war das nur mit seinen Seelengefährten möglich, nachdem sie sich
durch ihr Blut vereinigt hatten. So wie sein Freund Michael mit seiner Amy
verbunden war.
    Trotzdem konnte er auch in diesem
Augenblick wieder ihre Emotionen empfangen. Konzentriert schloss er die Augen
und versuchte sich auf Nahlas Gedanken zu konzentrieren. Reglos saß er im
Sessel, blendete alle weltlichen Nebengeräusche aus. Dann endlich sah er sie vor
seinem inneren Auge. Die Vision wurde stärker und brach mit tosender Gewalt in
seinen Geist ein. Jäh zuckte er zusammen. Das Blut gefror in seinen Adern.
    »C'est l'enfer …«
    Ruckartig sprang er auf. Der
Stuhl polterte mit lautem Krachen zu Boden. Mit einem Sprung hechtete er über
das Terrassengelände und noch im Laufen verwandelte er sich.
     
    ****
     
    Unterdessen verließ Nahla
erschöpft die kleine Polizeistation des Dorfes und machte sich auf den Heimweg.
Ein Sturm kam auf und sie kramte in ihrer Hosentasche nach einem Gummiband, um
ihre im heftigen Wind flatternden Haare zu bändigen.
    Es war schon weit nach
Mitternacht. Trotzdem lag eine brütende Schwüle in der noch immer auf dreißig
Grad erhitzten Luft, als sie den kleinen, kaum zu erkennenden Pfad zu den
Mangrovensümpfen einschlug. Ab hier gab es keine Straßenlaternen mehr und sie
musste sich im Schatten der Nacht ganz auf ihr Gefühl verlassen. Vorsichtig
setzte sie einen Schritt vor den anderen.
    Die Bilder des blutbespritzten
Zimmers spukten immer noch in ihrem Kopf. Nur zwei Häuser entfernt von der
Pfahlhütte der verdächtigen Familie, das sie heute Nachmittag besucht hatten,
war der Mord passiert. Der frischgebackene Vater war auf dieselbe, bestialische
Weise abgeschlachtet worden wie die anderen Opfer vor ihm.
    Von dem Neugeborenen, einem
Jungen, der erst vor zwei Tagen, am 09. Juli, geboren wurde, fehlte jede Spur.
Und auch dieses Mal war die junge Mutter wieder verschont worden und war die
einzige Überlebende der Mordnacht. Nachdem es Nahla gelungen war, sie ein
bisschen zu beruhigen, konnte die unter Schock stehende Mutter eine vage
Täterbeschreibung abgeben.
    Eine Gestalt in einem dunklen
Umhang. Normal groß. Das Gesicht durch eine Kapuze verdeckt. Unmöglich zu sagen,
ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war. Nur eine Besonderheit war ihr
aufgefallen. Als der Mörder zum letzten, tödlichen Stich ansetzte, hatte ihr
sterbender Mann mit letzter Kraft versucht, den Dolch abzufangen. Dabei war der
Umhang verrutscht und sie hatte für einige Sekunden die glänzende Haut auf dem
Unterarm gesehen. Silbrig grün und fast durchsichtig.
    Dieser Hinweis war für die
Polizei nicht besonders hilfreich gewesen, dafür war aber Nahla zutiefst
verunsichert. Die Mutter im ersten Mordfall konnte Nahla nach diesem Vorfall als
Täterin definitiv ausschließen.
    Denn diese lag immer noch in der
geschlossenen Abteilung des Krankenhauses. Heute Nachmittag war sie zum ersten
Mal mit Sébastien einer Meinung gewesen, dass Paitoon oder aber einer der
männlichen Familienmitglieder der Täter sein könnte. Doch die Beschreibung der
silbrigen, wächsernen Haut passte nur zu einem einzigen Wesen. Einem Wesen, das
nicht von dieser Welt war – einer Vila.
    Kurz vor der Auffahrt zum
Kristallpalast unterbrach ein schwacher Lichtkreis ihre durcheinanderwirbelnden
Gedanken. Nahla blieb wie angewurzelt stehen. Angespannt hielt sie den Atem an
und starrte auf den Waldrand, jenseits der nahen Palastmauern, hinter denen sich
ihr kleines Chalet befand. Ein leises, kaum wahrnehmbares Klicken ertönte.
Wieder ein Aufflackern. Grell. Hellgelb und rund. Vielleicht eine Taschenlampe.
    Beunruhigt blieb sie stehen.
Wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn und lauschte. Nichts. Kein
Geräusch. Doch am Aufstellen ihrer Nackenhaare merkte sie, dass sie nicht
alleine war. Irgendjemand war hier in ihrer Nähe, verbarg sich im Schatten der
Bäume und lauerte ihr auf. Ihr wurde schlecht. Noch nie hatte sie sich vor dem

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