Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
das soll.« Nahla hatte sich eng an seinen Oberkörper
und in seine tröstende Umarmung geschmiegt. Lange Zeit hielt er sie umschlungen
und wiegte ihren Körper beruhigend an seiner breiten Brust. In dem Schweigen
hinein hob Nahla ruckartig ihren Kopf.
»Sébastien …« Sie streckte sich
auf die Zehenspitzen und berührte mit den Fingern sein Gesicht. Ihre
verängstigten Augen und die Tränenspuren auf ihrem bleichen Gesicht berührten
sein Innerstes. Er musste dagegen ankämpfen, sie noch fester an seine Brust zu
ziehen.
»Warum warst du in den
Mangrovensümpfen?«, fragte sie flüsternd. Sébastien vergrub sein Gesicht in
ihren langen Haaren und wägte seine Worte ab. Die immerwährende Angst vor
Zurückweisung kämpfte in seinem Innersten. Auf keinen Fall wollte er sich die
Blöße geben, zuzugeben, dass er in seinen Visionen ihre Angst gespürt hatte und
alles getan hätte, um sie zu beschützen. Alles.
Also flüchtete er sich in
belanglosen Floskeln.
»Miou. Ich habe gefühlt, dass
etwas nicht stimmt. Darum bin ich zurückgekommen.« Ihre Hand lag auf seiner
Brust und er spürte, wie sein Herzschlag sich auf sie übertrug. Langsam hob sie
den Kopf. Seine vollen Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt.
Zitternd fühlte er, wie seine
Männlichkeit anschwoll und sich gegen ihren Unterleib drängte. Unsicher strich
er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und streichelte zärtlich über ihr immer noch
tränenwarmes Gesicht.
»Oh Gott, Miou … Hör auf mich so
anzusehen«, stöhnte er erstickt. Doch sein Begehren flammte so stark in ihm auf,
dass er sein sonst so überlegtes Handeln über den Haufen warf. Hart und
besitzergreifend presste er seine Lippen auf ihre und küsste sie mit einer
Intensität, die ihr den Atem raubte.
Ihr unterdrücktes Stöhnen zeigte
ihm, dass sie genauso erregt war und auf seinen Körper reagierte. Seine Hand
wanderte zu ihrem Po und vorsichtig drückte er sie fester an seine Erregung. Sie
atmete schwer und ein Zittern lief durch ihren Körper. Sehnsuchtsvoll schloss
sie die Augen und ließ sich in seine Umarmung sinken.
»Lass mich heute Nacht nicht
alleine. Bleib bei mir.« Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern.
Atemlos löste er sich von ihren
verführerischen Lippen und vergrub sein Gesicht in ihrem seidigen Haar. »Miou,
Liebling, du solltest jetzt schlafen gehen … Allein«, stöhnte er um Fassung
ringend. »Ich will nicht, dass du morgen früh etwas bereust.«
»Ich weiß, dass ich nichts
bereuen werde, was mit dir zu tun hat. Du musst dir keine Sorgen machen«,
erwiderte Nahla schlicht.
Sébastien hob ihr Gesicht hoch
und verlor sich im sehnsuchtsvollen Glanz ihrer veilchenblauen Augen. »Da bin
ich mir nicht so sicher«, erwiderte er unsicher.
»Du stehst noch immer unter einem
Schock und …« Seine Ausführungen wurden von einem lauten Klopfen an der
Eingangstür unterbrochen und beide erstarrten. Sébastien schaltete
sekundenschnell. Er ahnte, dass die zerbrochene Wasserkaraffe ihre Nachbarn
aufgeweckt hatte. »Ich werde jetzt gehen«, flüsterte er leise in ihr Ohr.
»Versuch ein wenig zu schlafen,
Miou, und mach dir keine Sorgen. Ich werde dich beschützen.« Zärtlich strich er
mit seinem Finger über ihren Mund und beugte sich zu ihr hinunter. Es war ein
kurzer, besitzergreifender Hauch als seine Lippen sie streiften. Schwer atmend
löste er sich von ihrem warmen Körper und schob sie weg.
Wie an Fäden gezogen ging sie mit
weichen Knien zur Tür. Aus den Augenwinkeln sah sie einen schwarzen Puma, der
mit einem geschmeidigen Sprung durch das offene Fenster sprang und in den
Schatten der Nacht verschwand.
Mechanisch öffnete sie die Tür
…
Nachtschatten
D er nächtliche Sturm hatte
sich gelegt. Der jetzt nur noch leichte Wind trug den Geruch von Salz und Meer
zu der kleinen Strandterrasse hinauf, auf der sich Ben in dem ausladenden
Rattansofa lümmelte.
Fröhlich vor sich hinpfeifend
lief Jai temperamentvoll die Holzstufen, die zur Veranda führten, hoch und ging
auf die Gruppe zu. »Guten Morgen, alle zusammen. Hallo Calda, hast du mich beim
Frühstück vermisst?«
Calda lag etwas abseits auf einer
Chaiselongue und überhörte geflissentlich seine Anzüglichkeiten. Gelangweilt
blätterte sie die Seite einer Modezeitschrift um, ohne ihn eines Blickes zu
würdigen. Milton saß gegenüber Ben und dachte über den gestrigen Mord nach, von
dem ihm Sébastien noch in der Nacht,
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