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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Mangrovensümpfen gefürchtet, doch jetzt strahlten die Bäume die Aura von etwas
Schrecklichem aus. Das Licht ging aus und das Klicken verstummte.
    Kurz darauf schwoll ein Motor an,
als wenn jemand Vollgas gab. Und im selben Moment wurde sie von einem hell
aufleuchtenden Scheinwerfer eines Motorrades geblendet. Nahla spürte die Angst,
die pulsierend ihr Herz zusammenpresste.
    Sie drehte sich um und lief
gehetzt den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie stolperte. Rappelte sich
mühsam auf – und dann setzte ihr Herzschlag aus. Ein Rascheln, direkt vor ihr,
ließ sie erstarren.
    »Aaaa… nei…« Ihr Schreckensruf
verstummte, als sich eine große Hand um ihren Mund schloss und sie mit einer
enormen Kraft an der Taille umschlungen und in den Schatten einer großen Palme
gezerrt wurde. Mit festem Griff wurde sie mit ihrem Rücken gegen einen
steinharten Körper gedrückt. Jetzt überkam Nahla blanke Panik. Angstvoll blickte
sie über ihre Schulter. Stoßweise atmete sie aus, als sie in die warmen Augen
von Sébastien blickte.
    »Was soll das?«, fragte sie mit
ungläubiger Miene.
    »Schsch«, flüsterte er leise und
schüttelte warnend den Kopf. Seine warme Hand hielt noch immer ihre Lippen
zusammen, als er ihren zitternden Körper näher an sich zog und sich zu ihr
herunterbeugte.
    »Miou«, sagte Sébastien
besänftigend und sie spürte seinen beruhigenden, sanften Atem an ihrem Hals. »Ma
petite, du musst ganz leise sein. Er ist immer noch in der Nähe. Er wartet auf
dich. Beweg dich hier nicht von der Stelle und warte auf mich. Ich bin mir
sicher, dass er meine Anwesenheit bis jetzt noch nicht bemerkt hat. Den
Überraschungsmoment werde ich ausnutzen, um das Schwein zu stellen.«
    Langsam ließ er sie los. Nahla
sah, wie er seine Muskeln anspannte, bereit zum Sprung. Kurz darauf blitzten
seine schneeweißen Fangzähne im Mondlicht auf.
    »Nein! Das schaffst du nicht
alleine …« Sie schrie hysterisch auf und krallte sich angstvoll an seinem
Oberarm fest. Sébastien wollte sie abschütteln und sich auf den Motorradfahrer
stürzen, aber Nahla entwickelte durch das Adrenalin, das durch ihren Körper
pulsierte, übermenschliche Kräfte und hielt seinen Arm eisern umklammert.
    »Merde. Verdammt, Nahla, lass
mich los«, schrie er wütend über seine Schulter. Mitten in ihrem Gerangel hörte
er, wie das Motorrad abrupt stoppte. Kurz danach drehte der Fahrer mit eine
ruckartige Schleife um und raste mit rasanter Geschwindigkeit durch den Sumpf,
in nördliche Richtung. Ein wütendes Knurren entrang sich Sébastiens Kehle.
    Aufgebracht drehte er sich um und
seine Wut verrauchte so schnell, wie sie gekommen war. Er sah, dass Nahla am
Ende ihrer psychischen Kräfte war und sich kaum noch auf den Beinen halten
konnte. Er atmete ein paarmal durch und verharrte in seiner Position.
    Wartete, bis sich seine Fangzähne
wieder zurückbildeten. Dann ging er rasch auf Nahla zu und nahm sie auf seine
Arme.
    »Wo liegt dein Chalet?«, fragte
er knapp.
    Mit zitternden Fingern zeigte
Nahla auf einen Erker im mittleren Trakt des Kristallpalastes. Sébastien
schätzte die Entfernung ab. Wortlos hob er sie hoch und nahm sie in seine Arme.
Dann durchwand er die Dimension und flog durch die schattenumrankte Nacht. In
ihrem Chalet angekommen, ließ er sie vorsichtig zu Boden gleiten.
    Sein Blick glitt durch das
kleine, stilvoll eingerichtete Wohnzimmer. Über dem sandfarbenen Sofa hing ein
riesiges Gemälde, das das Tadsch Mahal im aufgehenden Schein der indischen
Morgenröte darstellte. In den Wandregalen standen kunstvoll geschnitzte Reliefs.
    Auf dem Bett hinter einem
kunstvoll verzierten Paravent lag eine safrangelbe Patchworkdecke und vor den
Fenstern bauschten sich hauchzarte, rote Seidengardinen im Wind. Sébastien
spürte in jedem Winkel des Zimmers den Zauber Indiens und die Liebe zu ihrem
Heimatland.
    Unterdessen hatte Nahla sich auf
wackeligen Beinen zum Esstisch geschleppt, um die Tischlampe anzuknipsen. Dabei
stieß sie mit ihren zitternden Finger an die gläserne Wasserkaraffe, die
daraufhin auf dem steinernen Boden in klirrende Scherben zerbrach.
    Erschrocken drehte sich Sébastien
um und zog ihre bebende Gestalt in seine Arme. Das geschah instinktiv und ohne
Nachdenken. Beruhigend strich er ihr über die Haare. »Ma Petite. Hast du eine
Ahnung, wer dir etwas antun will?«
    Hilflos schüttelte sie den Kopf.
    »Nein. Ich habe keine Feinde. Ich
weiß überhaupt nicht, was

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