Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
und sah, wie
die Schatten des Feuers auf ihrer Gestalt hin- und herflackerten.
Nahla blickte Sébastien
unauffällig von der Seite an. Noch nie hatte sie ein Mann derart aus der Fassung
gebracht wie dieser. Er war grob, sexistisch und ließ keinen an sich heran.
Gleichzeitig hatte sie noch niemals einen schöneren Mann gesehen. Wenn das Wort
schön überhaupt mit einem Mann im Zusammenhang gebracht werden konnte.
Irgendetwas hatte er an sich, was sie wie magisch anzog.
Sie hasste sich selber für diese
Gedanken. Doch manchmal träumte sie davon, dass seine starken Hände ihren Körper
berührten und sie mit ihrem Mund über seine Narbe glitt. Verschämt senkte sie
ihren Kopf, als sein Blick sie streifte.
Aus irgendeinem Grund war er
heute Abend bevorzugt abweisend und noch rauer in seinem Umgangston als sonst.
Komischerweise nur zu ihr. Denn den Einwohnern gegenüber zeigte er sich überaus
reizend.
»Verdammter Macho.« Ihr, die
sonst nie so leicht weinte und die für alles immer eine Lösung wusste, liefen
jetzt verzweifelte Tränen über das Gesicht. Unglücklich umschlang sie mit den
Armen ihren bebenden Körper und blickte mit tränenblinden Augen auf das
Meer.
****
Die Tänze begannen und die
Fackeln am Strand beleuchteten die bunte Szenerie. Ein junges Mädchen trat auf
Sébastien zu und forderte ihn lachend auf. Froh aus der betörenden Nähe Nahlas
zu entkommen, ergriff er die Hand des Mädchens und begann mit ihr zu tanzen.
Nach und nach wechselten sich die Tänzerinnen ab.
Sébastien zwang sich, die
Sehnsucht, die ihn ergriffen hatte, wieder aus seinem Herzen zu verbannen. Er
wollte nichts mehr als seine alte Verfassung zurück. Und das bedeutete, mit
leichtlebigen Frauen oder Prostituierten zu schlafen, die seine Triebe für einen
kurzen Augenblick befriedigten.
Ihn ansonsten aber in Ruhe ließen
und sein Herz nicht berührten. Er wusste, dass es ein einsames und beschissenes
Leben war. Aber mehr war er nicht in der Lage zu fühlen. Nicht mehr, seit Amaru
sein Herz gebrochen hatte. Irgendwann bemerkte er, dass ihn ein außergewöhnlich
schönes Mädchen anstarrte.
Auffordernd und lasziv winkte sie
ihm zu. Sie war geradezu überirdisch schön. Jedoch ohne die warme und liebevolle
Aura von Nahla. Verflucht, merde. Nein, er wollte jetzt nicht an sie denken,
denn das machte ihm Angst zuzugeben, dass er Gefühle für sie empfand und das
wollte er auf keinen Fall. Er wandte den Blick wieder zu dem blassen Mädchen und
spürte, dass sie versuchte, seine Gedanken zu manipulieren, aber da war es schon
zu spät.
Wie in Trance folgte er ihr, als
sie langsam durch die Tanzenden hindurch, Richtung Urwald ging. Als er sie nach
einiger Zeit eingeholt hatte, ergriff er ihre Hand und erschrak über die Kälte
ihrer Haut. Sie drehte sich um und er blickte in kalte, silbrig glänzende Augen,
in denen keinerlei Leben war.
Trotzdem konnte er sich dem Bann
ihrer Ausstrahlung nicht entziehen. Unfähig, sich aus ihrer Umarmung zu lösen,
sah er wie ihr bleiches Gesicht dem seinen immer näher kam. Eine eisige Kälte
erfasste seinen Körper, aber er war wie gelähmt und konnte sich nicht gegen sie
wehren.
Als ihr eisiger Mund nur noch
Zentimeter von seinem entfernt war, spürte er wie eine Hand ihn energisch von
dem Mädchen wegriss. Erleichtert drehte er sich um und starrte in die sehr
wütenden Augen von Nahla.
»Um Himmels willen, komm mit«,
zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen und begann mit schnellen Schritten von
der Lichtung zu laufen. Am Strand, abseits von den Tanzenden blieb sie stehen
und funkelte ihn mit glutvollen Augen an.
»Du verdammter elender Idiot!
Bist du wirklich so schwanzgesteuert, dass du es nicht erkannt hast?«, fragte
sie ihn ungläubig.
»Sie, die blasse Frau… Sie ist
die Vila gewesen und gekommen, um dich zu töten.« Mit schmerzverzerrtem Blick
sah ihn an.
»Herrgott nochmal, Sébastien. Du
solltest lieber dein Herz öffnen und deine Hose für eine Weile geschlossen
halten.« Wutentbrannt stampfte sie mit dem Fuß auf.
Entgeistert sah Sébastien sie an.
Er kämpfte zwischen dem Drang, sie in seine Arme zu reißen, und dem Wusch, so
viel Abstand wie möglich zu ihrer verführerischen Ausstrahlung zu bringen. Dann
gab er stöhnend auf.
Mit einem Schritt überwand er die
Distanz zwischen ihnen und zog sie an seinen stahlharten Körper. Er küsst sie
hart und besitzergreifend. Wütend über seine Emotionen,
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