Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
sie besitzen zu wollen.
Doch als er ihren Körper an seinem geschwollenen Unterleib und ihre sanfte
Hingabe spürte, wurde sein Kuss liebevoller.
Für eine winzige Minute wurde
Nahla weicher. Er umgarnte ihre Lippen, spielte mit ihrer Zunge und zog sie in
seinen Mund. Als sie aufstöhnte, spürte er, dass ihr sein männlicher Geschmack
nach Moschus und seine Lust offenbar gefiel.
Doch in der nächsten Sekunde ließ
Sébastien sie erschrocken los, als er die scharfe Schneide ihres Muschelringes
an seiner Kehle fühlte. Und dann durchbrach das klatschende Geräusch ihrer
Backpfeife die Stille. Sébastien hielt ihre Hand fest und starrte sie
entgeistert an. Seine Augen verwandelten sich zu gelben Schlitzen, die auf Nahla
jedoch keinen Eindruck zu machen schienen.
»Lass mich sofort los«, zischte
sie wütend. »Meinst du etwa, ich gebe dir das, was du bei der Nixe verpasst
hast? Sehe ich etwa so aus wie eine Nutte?« Ihre Stimme überschlug sich fast.
»Miou …« Sébastien versuchte sie
zu beruhigen.
»Nein, ich will weder mit dir
reden noch von dir begrabscht werden und nenn mich niemals wieder Miou.«
»Okay«, knurrte er zwischen
zusammengebissenen Zähnen. Im Moment hatte sie auch keinerlei Ähnlichkeit mit
einem kleinen verschmusten Kätzchen. Eher mit einer wildgewordenen Raubkatze.
Energisch wand sie sich aus
seiner Umarmung und sah ihn schmerzverzerrt an.
»Fass mich niemals wieder mit
deinen geilen Fingern an, hast du das verstanden?«
Mit gesenkten Armen stand er in
der Weite des Strandes und sah zu, wie sie sich immer mehr von ihm
entfernte.
Seelenfeuer
A m nächsten Morgen, nach
einer weiteren, schlaflosen Nacht, beschloss Sébastien sich bei ihr zu
entschuldigen. Milton, Ben und die anderen hatten vor, die Spuren der anderen
beiden Familien zu verfolgen.
Calda hatte sich glücklicherweise
entschieden, sich an Jais Fersen zu heften. Bevor er es sich anders überlegte,
schnappte er sich den Wagenschlüssel, setzte sich in den Jeep und machte sich
auf den Weg durch die die Mangrovensümpfe.
Im Sumpfgebiet angekommen, lenkte
er den Jeep vorsichtig durch den Wasserlauf. Dunkle, fast schwarze
Gewitterwolken hingen wie Bleigewichte zwischen den Palmenwedeln. Dann ertönte
das erste Donnergrollen, was von einer kleinen Gruppe Affen kreischend
kommentiert wurde. Aufgeregt hangelte sie sich an den Lianen hin und her und
stießen schrille Warnlaute aus. Doch Sébastien hatte heute keinen Sinn für
irgendwelche Naturschauspiele.
Seine Gedanken und sein ganzer
Körper erlebten eine emotionale Achterbahn der Gefühle. Er hasste sich selber,
dass er sich nicht unter Kontrolle hatte. Merde … Wütend schlug er auf das
Lenkrad ein. Er konnte sich diese Anziehungskraft zwischen ihnen beiden einfach
nicht erklären.
Was für unglaubliche Gefühle ihre
Berührungen jedes Mal in ihm auslösten. Warum war das so? Er wollte das nicht.
Jeden Tag kämpfte er von Neuem dagegen an. Niemals wieder sollte ihn ein
weibliches Wesen so sehr verletzen wie Amaru. Das hatte er vor langer Zeit
geschworen und er war nicht bereit, den Eid zu brechen, den er sich selbst
auferlegt hatte. Aber, verdammt nochmal, diese Hexe ging ihm einfach nicht mehr
aus dem Sinn.
Mitten in seine trübsinnigen
Überlegungen hinein gewahrte er mit einmal etwas im Wasser, direkt vor seiner
Kühlerhaube. Fuck. Erst im letzten Moment sah er den Affen, der seelenruhig
mitten im Wasserlauf saß. Sébastiens Augen sondierten in Sekundenschnelle die
Umgebung. Den Affen umfahren war nicht möglich. Rechts und links versperrten
große Felsen im Wasser ein Ausweichmanöver.
Also blieb ihm nichts anderes
übrig als eine Vollbremsung zu machen. Schlitternd kam der Jeep im knöcheltiefen
Wasser zum stehen. Fluchend drückte Sébastien auf die Hupe. Keine Reaktion. Gab
es taube Affen? Ok, dann nicht. Frustriert gab er es auf. Übermüdet schloss er
die Augen und legte seinen Kopf aufs Lenkrad. Das schien heute sein Glückstag zu
sein. Flatsch …
Aufgeschreckt zuckte er zusammen.
Kampfbereit schnellte sein Kopf hoch und sah blickte in die schwarzen
Kulleraugen eines triefenden, pitschnassen Macacaäffchens, das sich neben ihn
auf den Beifahrersitz geschwungen hatte.
»Ich glaub, ich werde verrückt«,
murmelte Sébastien mit gerunzelter Stirn. Den Affen schien das nicht im
Mindesten zu stören. Fasziniert starrte es den blinkenden Buddha an, der an
einer silbernen Kette am Wagenspiegel
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