Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
gestrichen. Die
deckenhohen Regale und
Schränke waren alle aus rustikalem, dunklen Pinienholz gefertigt
und auf dem
alten, gebeizten Holzfußboden verbreiteten helle Flickenteppiche
mit bunten
indianischen Mustern ein gemütliches Ambiente.
Das schönste im ganzen Zimmer aber war, wenn man in dem
großen
handgearbeiteten Bett aus runden Baumstämmen lag. Denn von dort
konnte man beim
Aufwachen den überwältigen Sonnenaufgang sehen.
Probeweise setzte sie sich auf das Bett und die
schneeweiße
Leinenbettwäsche vermittelte eine angenehme Kühle an diesem
heißen Nachmittag.
Ihr Blick schweifte durch die riesigen Terrassen Türen nach
draußen. Der
Anblick war einfach traumhaft. In der Ferne erstreckten sich die
felsigen
Bergformationen am sonnigen Horizont. Auf seinen Hügeln erhoben
sich die
riesigen Kieferwälder bis zu den Ufern des Mormon Lake. Ein
kleiner See, der
sich friedlich und gemächlich in runden Kurven durch das
Waldgebiet
schlängelte. Verträumt schweifte ihr Blick weiter durch den
Garten der das
gesamte Haus umgab.
Grüne Kakteenformationen erhoben sich zu einzelnen
Inseln und wurden
von großen Felsen umrahmt, die die ganze Anlage einzäunten.
Dazwischen wuchsen
überall die meterhohen, riesigen Pinienbäume. Amy fühlte sich an
diesem Ort
sofort zu Hause. Behaglich kuschelte sie sich in die Bettkissen.
Ja, dachte sie, es war die richtige Entscheidung
gewesen
hierherzukommen. Sie fühlte wie sie sich ihren Wurzeln und ihrer
Seele näherte.
Die noch immer schmerzende Wunde, die der Tod ihrer Mutter
hinterlassen hatte,
begann langsam zu heilen. An diesem Ort fühlte sie sich ihr
wieder ganz nahe.
Es gab sie von da an nur noch im dreier-Pack.
Sie studierten zusammen und fragten sich gegenseitig
die
Prüfungsfragen ab. Zusammen belegten sie einen Joga Kurs und
bestritten einen Kochkurs, wenn auch bei Rachel und
Emily ohne große
Wirkung. Aber sie gaben die Hoffnung auf ein leckeres und
selbstgemachtes Essen
trotzdem nicht auf.
Denn außer Amy verstand sich keiner der beiden anderen
aufs kochen
oder der täglichen Hausarbeit. Aber sie rauften sich zusammen.
Damit sie sich
nicht nur von Hamburgern oder dem schlechten Mensa-Essen in der
Klinik ernähren
mussten, übernahm Amy das kochen und den Hausputz.
Im Gegenzug dafür ging Emily jede Woche den Einkauf
machen und Rachel
übernahm, wenn auch notgedrungen die Bügelwäsche die vorwiegend
aus weißen
Ärztekitteln bestand.
Das perfekte dreier-Team und eine echte, eingeschweißte
Mädchenfreundschaft.
»Rachel«, schrie Amy die Treppe rauf, »komm sofort
runter. Hab ich dir
nicht schon tausendmal gesagt, wenn du dir schon meine Sachen
ausleihst dann
wasch sie verdammt nochmal bevor du sie zurück in meinen
Kleiderschrank hängst.
Was hat dein Lover auf meiner schönen, türkisenen Bluse
verewigt?
Deinen verschmierten Lippenstift und irgendetwas Undefinierbares
von dem ich
gar nicht wissen will was es ist«, murmelte sie vor sich hin und
schnaubte vor
Wut.
»Sorry«, flötete es vom oberen Treppenabsatz und
Rachels Kopf tauchte
vornübergebeugt über das Treppengeländer
auf. »Ich mach es wieder gut, warte ich komme runter .«
Leichtfüßig rannte sie sie Treppe hinunter.
Amy sah sie an und konnte ihrer Freundin auf einmal
nicht mehr böse
sein. So war Rachel nun mal. Zu spät, um sie noch zu ändern.
»Also komm mit in die Küche, ich hab den Tee fertig.
Dann kannst du
mir deine Neuigkeiten erzählen, welchen armen Jungen du jetzt
wieder hast
sitzenlassen… .«
In der Zwischenzeit war auch Emily nach Hause gekommen.
Sie schmiss
ihre Aktentasche im Flur in die nächstbeste Ecke und rannte in
Richtung Küche.
In der Hoffnung dass Amy wieder ihre leckeren
Preiselbeeren-Muffins gebacken
hatte.
Zwei Wochen arbeitete sie nun schon auf der
chirurgischenAbteilung.Sie war gerade dabei die Operationsfäden an Mr. Roberts
bereits gut
verheilter Wunde zu ziehen, als ein Aufschrei aus dem Flur
ertönte. Aufgeregt
rannte die junge Lernschwester auf Amy zu und ergriff hektisch
ihren Arm.
»Kommen sie schnell mit, sie müssen mir helfen«, rief sie
panisch. »In Zimmer
drei, die betagte alte Frau. Sie ist erst vor einer halben
Stunde als Neuzugang
eingeliefert worden. Als ich eben ihren Blutdruck messen wollte,
begann sie
plötzlich ihre Augen zu verdrehen und
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