Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
verflochten mit unserer Liebe.
Auch zu unserer Zeit damals, gab es das unsagbare Böse.
Das wird es
immer geben. Solange es die Menschheit gibt, werden auch immer
die verlorenen
und schwarzen Seelen existieren. Die wir zu retten versuchen
oder die wir
bekämpfen und vernichten müssen. Wir Geisterkrieger sind die
Hüter der Seelen
und die Verbindung zwischen Geist und Materie.
Unser Feind damals hieß Tokahca.
Er verbreitete das Böse wie die Pest unter den
Menschen. Ich wollte
meine Frau beschützen und habe sie darum auf die Traumreise
geschickt. Was wir
zu jener Zeit jedoch noch nicht wussten war, dass sie im zweiten
Monat
schwanger war. Sie hatte es noch nicht bemerkt oder sie wollte
mich erst später
damit überraschen. Ich weiß es bis heute nicht. Auf jeden Fall
war ihre Seele
durch die Schwangerschaft gespalten. So konnte sie sich nicht
hundert prozentig
auf die Trance einlassen .«
Tohu wischte sich traurig über die Augen und schämte
sich seiner
Tränen nicht.
Mit gebrochener Stimme erzählte er stockend weiter.
»Ich konnte sie nicht halten. Ihre Seele flog mit einem
Mal davon und
sie kam nicht mehr zurück zu mir .«
Er schluckte hart. Noch nie hatte Michael ihn in so
einem intimen und
so persönlichen Moment erlebt. Eine leichte Gänsehaut überkam
ihn und er spürte
ein tiefes Mitgefühl für diesen alten und weisen Mann, der jetzt
so einsam und
gebeugt vor ihm stand.
»Seit damals ist ihre Seele gefangen in den
Zwischenwelten und unfähig
zu mir zurück zu kommen. Manchmal kann ich ihre Stimme hören.
Leise flüstert
sie mir zu und redet mit mir. In meinen Visionen kann ich sie
immer noch sehen
und oft schon hat sie mir erzählt, wenn sie unser Baby zur Welt
gebracht hätte,
dann wäre es ein Junge geworden. Seine Seele ist jetzt bei ihr,
in der
Zwischenwelt. Sie sagt immer wieder, dass er ist genau so schön
und klug ist
wie sein Vater .«
Tohu lacht verlegen auf.
»Ich träume noch immer in jeder einzigen Nacht von ihr,
sie war so
unsagbar schön. Du siehst also mein Sohn, ich kann dich sehr
wohl verstehen und
deine Gefühle nachempfinden .«
Langsam kam er näher und legte eine Hand auf seine
Schulter.
»Michael, du bist für mich wie der Sohn den ich nie hatte. Ich
bewundere deine
tief empfundene Liebe zu diesen Mädchen. Ich habe sie in meinen
Traumdeutungen
oft genug gesehen, noch bevor wir uns für sie entschieden
hatten. Sie ist wie
ein klares, bis auf den Grund blickendendes Meer. Darum haben
wir sie auch
auserwählt. Ihre Seele ist rein und unverfälscht. Sie ist die
wahre und
zutiefst reine Lilie an die unser Volk glaubt .«
Er betrachtete ihn mit einem liebevollen Blick.
»Michael, auch sie liebt dich aus ihren tiefsten Inneren heraus
und sie würde
alles für dich tun, das habe ich schon vor langer Zeit in ihrer
Seele gelesen.
Du musst keine Angst haben, mein Sohn. Wir werden alles
Menschenmögliche
versuchen, um es auch ohne die Trance der Gezeitenreise zu
schaffen. Solange es
irgendwie geht, werden wir das vermeiden. Darauf gebe ich dir
mein heiliges
Ehrenwort .«
Michael blieb für einen langen Augenblick lang stumm.
Aber etwas von
der Last der letzten Monate fiel nun von ihm ab. Seine immer
wiederkehrende
Angst, dass sie ihn zwingen würden Amy in die Trance zu
versetzten und das sie
ihn damit verließ und nicht mehr aufwachte. Sein allnächtlicher
Alptraum.
Michael drehte sich immer noch angespannt um und
starrte stumm aus dem
hohen, halbrunden Fenster der Grotte in die tiefe Nacht hinaus.
Allmählich lockerten sich seine verkrampften Finger die
er zu Fäusten
geballt hatte und er begriff, dass dieser weise Mann sein Freund
und nicht sein
Feind war.
Langsam drehte er sich um.
»Tohu, mein Gebieter. Ich danke dir für deine
unendliche Güte und
große Offenheit. Ich hoffe, dass ich mich als würdig erweisen
werde um unser
Ziel zu erreichen. Und das Kimimala, mein geliebter
Schmetterling am Leben
bleibt…«, fügte er mit leiser Stimme hinzu.
Tohu küsste ihn auf die Stirn.
»Akita´mani´yo. Ich wünsche dir alles Gute, mein Sohn.
Beobachte alles
auf deinen Weg. Dann wird dir und Amy nichts passieren. Und
hier…« Er stockte kurz
und zogeine silberne Kette
unter seinem weißen
Gewand hervor. Als Anhänger glitzerte daran ein kleines
filigranes Fläschchen.
Es war mit einer
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