Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
vermischen.
Amy verspürte
keine Angst.
Fasziniert beugte
sie sich hinunter
und tauchte ihre Hand hinein. Die Lavamassen hatten sich in
strahlende gelbe
und leuchtend rote Asche verwandelt. Weich wie Puderzucker
rieselte der Sand
durch ihre Hände. Sie sah sich in ihrem Traum aufstehen und
barfuß über den
farbenprächtigen Ascheteppich wandern.
Er fühlte sich
wunderbar weich
und warm an.
Dann mit einem Mal
und wie aus
dem Augenblick heraus, begann der Sand sich zu bewegen. Feine
Wellen, wie
Wasser, durchzogen den Hügel und schleichend erschien an der
Oberfläche ein
langes und behaartes Bein.
Angstschweiß
perlte im Traum auf
Amys Stirn. Langsam und stolpernd wich sie schrittweise
rückwärts zurück. In
diesem Moment tauchte das Wesen auf sein Ganzes auf. Eine
riesige, fast einen
Meter große Spinne.
Dunkelbraun, mit
acht bizarren
behaarten Beinen.
In der Mitte, am
oberen Ende des
Körpers, starrte sie ein Frauenkopf hinterlistig an. Die großen,
grünen Augen
schienen sie zu verspotten.
Gemächlich
kriechend bewegte sich
die Spinne langsam auf sie zu und begann mit heiserer Stimme zu
flüstern.
»Ich habe ein kleines Rätsel für dich, Amy Kimimala. Jedes Mal,
wenn ein Vulkan
ausbricht, dann erwacht ein neues Leben. Errätst du, was ich
damit meine ?«
Langsam kroch sie
noch näher auf
sie zu.
»Nein«, panisch
zuckte sie
zusammen.
»Amy. Wach auf, es
ist nur ein
Alptraum .«
Michael beugte
sich über sie und
strich ihr das verschwitze Haar aus der Stirn.
»Liebling, du hast
nur geträumt.
Es ist vorbei .«
»Nein, nein, das
war kein
normaler Alptraum. Ich glaube, es war eine Vision aber ich weiß
nicht was es zu
bedeuten hat. Ich habe von gelben und roten Sand geträumt. Und
von einer
Spinne.«
Michael schaute
sie überaus ernst
und nachdenklich an.
Aber auch er
verstand den Sinn
ihrer Vision nicht.
»Komm, versuche
noch ein bisschen
zu schlafen .«
Er zog sie wieder
an seine Brust
und tief beunruhigt blickte er dabei in die Dunkelheit der Nacht
hinaus.
25. Kapitel
Die Sonne
erwachte.
Schwach drangen
ihre ersten
Strahlen durch den nebeligen Schleier über den Bergen und
begrüßten so den
neuen Tag. Dem Tag der Entscheidung.
Alle Besucher und
Männer des
Hauses begaben sich nach dem Frühstück in den kleinen Tempel.
Gemeinschaftlich
vollzogen sie dort ihre rituellen Waschungen bevor der Kampf
begann.
Es waren nur noch
wenige Stunden
bis zum Vollmond. Alle im Haus waren in gedrückter und
angespannter Stimmung.
Stündlich erschienen die Späher. Berichteten was sie im Umfeld
von Atcitty
wahrgenommen hatten und das war nicht sehr viel.
Weder er, noch
seine Söhne hatten
das Haus bisher verlassen und drinnen schien auch niemand zu
sein.
Aber er musste
sich das Mädchen,
die Jungfrau schon ausgesucht haben. Sonst konnte das Ritual
nicht vollzogen
werden und er würde niemals seine Unsterblichkeit erlangen.
Wen also hatte er
auserkoren?
Michael ließ Amy
nicht eine
einzige Sekunde mehr aus den Augen. Die Angst spiegelte sich in
seinen Augen,
das Atcitty es doch immer noch auf sie abgesehen hatte. Am
liebsten wollte er
sie auch auf die Toilette begleiten. Aber das war Amy dann doch
zu viel.
»Michael,
entspanne dich. Und
nein, ich lasse dich auf keinen Fall mit in das Badezimmer. Ich
werde dir in
die Rippen boxen, wenn du es auch nur ansatzweise versuchen
solltest.
Unterschätze nicht meine Kräfte, denn dank deinem Bruder, bin
ich jetzt
bärenstark geworden. Ich werde dir wehtun, glaub mir .«
Mit diesen
eindrucksvollen Worten
verschwand sie im Bad und drehte den Schlüssel zweimal von innen
um.
Suletu stand im
Flur und lachte
aus vollen Hals. Er sah sie stirnrunzelnd an.
»Michael, mein
Bruder. Mach nicht
so ein betrübtes Gesicht. Sie hat absolut recht. Auf der
Toilette verschleppt
zu werden, das Risiko ist wirklich verschwindend gering. Ich
liebe Amys Humor,
er ist so erfrischend, findest du nicht ?«
Immer noch
grinsend über Amys
Reaktion verschwand sie in der Küche.
Wahrscheinlich
würde der Rest der
Familie auch gleich in herzerfrischendes Gelächter ausbrechen,
schwatzhaft wie
Suletu war. Grollend schaute er ihr hinterher.
»Jetzt reicht es
mir. Niemand von
euch hat heute Morgen das Frühstück angerührt. Aber ohne Essen
kann kein
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