Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
geweckt.
Dieser Abend
jedoch, versprach
auf eine überraschende und subtile Weise, eine gelungene
Abwechslung zu werden.
Loraine fühlte, wie sich das Prickeln in ihrem Bauch vor
Aufregung verstärkte.
Suchend sah sie sich in der Menge der Tanzenden um, bis sie
endlich ihre
Freundin Dina entdeckte.
Nachdem sie sich
mit ihren
Ellenbogen energisch einen Weg durch das Getümmel gebahnt hatte,
flüsterte sie
ihr atemlos ins Ohr: »Warte nicht auf mich. Ich glaube, ich habe
heute Nacht
endlich eine Eroberung gemacht .«
Dina sah sie
überrascht an.
»Kennst du ihn?
Ist er von hier ?«
»Nein, ich habe
ihn vorher noch
nie hier gesehen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden,
oder«, kichernd
wies sie mit dem Kopf in seine Richtung.
Dina folgte ihrem
Blick und hielt
erschrocken den Atem an.
»Bist du dir ganz
sicher Loraine?
Er sieht irgendwie… wie soll ich sagen - unheimlich – aus, finde
ich. Mir würde
er jedenfalls Angst machen .«
Loraine wippte auf
den
Zehenspitzen und nickte zustimmend.
»Ja, aber das ist
genau das, was
ich so anziehend an ihm finde. Er scheint so ganz anders zu
sein… nichts im
Vergleich mit den langweiligen Vorstadtcowboys hier .«
Dina war noch
immer nicht
überzeugt. Verwirrt hielt sie Loraine am Arm fest.
Nachdenklich
betrachtete sie ihre
Freundin. Das goldblonde, leicht lockige Haar umrahmte ihr
puppenhaftes,
blasses Gesicht. Die hohen Wangenknochen mit den leicht
schrägstehenden, grauen
Augen verliehen ihr einen Hauch von Überheblichkeit und
Arroganz, was - wie
Dina schon sehr oft zu spüren bekommen hatte - im perfektem
Einklang mit ihrem
egoistischen Charakter stand.
»Hey, ich habe
kein gutes Gefühl
bei seinem Anblick. Lass ihn doch in Ruhe. Was hältst du davon,
wenn wir von
hier abhauen und stattdessen ins Rimini gehen? Dort spielen sie
doch auch immer
megamäßig heiße Musik .«
»Und warum lässt
du mir nicht
meinen Spaß«, flüsterte Loraine ihr pikiert ins Ohr und
betrachtete Dina mit
einem wütenden Blick.
»Also warte nicht
auf mich. Heute
Nacht werde ich das Abenteuer herauszufordern. Wünsch mir Glück .«
Mit diesen Worten
drängte sie
sich wieder durch die tanzende Menge. Unsicher knabberte Dina an
ihrer
Unterlippe und blickte ihr nach. Letztendlich zuckte sie mit den
Schultern. Sie
wusste, wenn sich Loraine einmal etwas in ihren hübschen Kopf
gesetzt hatte,
dann war sie davon nicht mehr abzubringen.
Trotzdem beschlich
sie ein
eigenartiges und seltsam mulmiges Gefühl. Aber gerade als sie
sich doch
entschlossen hatte, Loraine noch aufzuhalten, zog ihr
Tanzpartner sie am Arm
und forderte wieder ihre ganze Aufmerksamkeit.
Loraine war
unterdessen am Rand
der Tanzfläche angekommen und versank erneut in seine
hypnotisierenden Augen,
die sie mit unergründlicher Respektlosigkeit anfunkelten.
In diesem Moment
fasste sie einen
folgenschweren Entschluss. Demonstrativ blickte sie zum Ausgang.
Dann warf sie
ihr blondes Haar zurück und ging betont lasziv auf die Tür zu.
Auf der Straße
zündete sie sich eine Zigarette an, inhalierte tief den Rauch
und wartete.
****
Sie wurde nicht
enttäuscht. Nach
wenigen Minuten hörte sie ein erneutes zuschlagen der Tür.
Er war ihr also
tatsächlich
gefolgt. Genüsslich verzog sich ihr Mund zu einem arroganten
Lächeln. Sie
drückte die Zigarette mit ihrem Absatz aus und spazierte langsam
die Straße in
Richtung Wheeler Park runter. Sie spürte, dass er ihr lautlos
folgte und das
verschaffte ihr eine sinnliche Genugtuung.
Nachdem sie vor
ein paar Tagen
Trevor Miles, Besitzer einer großen Modeboutique, den Laufpass
gegeben hatte,
war sie nun gezwungen, sich nach einer neuen, zweibeinigen
Geldquelle
umzusehen.
Das milchige und
diffuse Licht der
Straßenlaterne spiegelte sich auf dem schwarzen
Kopfsteinpflaster in den
Pfützen. Der Regen hatte die nächtliche Luft noch schwüler
gemacht. Durch die
Hitzewelle der vergangenen Tage erhoben sich jetzt Nebelschwaden
und begannen
den Himmel zu verdunkeln.
Die Häuserfassaden
sahen grau und
heruntergekommen aus. Überall blätterte der Putz von den Wänden.
Aus dem
offenen Fenster des rechten Häuserblocks drang laute Rockmusik
und ein Kind
schrie wie am Spieß.
Plötzlich schrie
Loraine auf und
blieb erschrocken stehen. Ein lautes,
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