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Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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schlich
     sie
     haltesuchend den fünf Meter langen Korridors entlang, bis sie
     die Glastür zum
     Treppenhaus erreicht hatte.
    Schon seit zwei
     Tagen hatte sie
     sich ihre Strategie ausgearbeitet. Darum nahm sie auch
     absichtlich nicht den
     Aufzug, denn die Gefahr dort entdeckt zu werden, war viel zu
     groß. Die Tür
     knackte ins Schloss und Amy starrte entgeistert auf die
     unzähligen
     Treppenstufen.
    Doch schließlich
     siegte ihre
     Abenteuerlust. Fest umklammerte sie das Geländer, bis ihre
     Handknöchel weiß
     hervortraten, setzte dabei zaghaft den linken Fuß auf den ersten
     Absatz und zog
     dann bedächtig das zweite Bein nach. Stufe für Stufe kämpfte sie
     sich vor. Als
     sie endlich das zweite Stockwerk erreicht hatte, blieb sie
     stöhnend stehen und
     ihr Atem ging  stoßweise. Sie spürte wie ihr der Schweiß
     aus allen Poren
     ausbrach und im Rücken in einem dünnen Rinnsal wieder
     hinunterlief.
    Oh nein, so kurz
     vor dem Ziel
     nicht schlappmachen, flüsterte sie sich selber Mut zu. Es war
     ihr von Anfang an
     klargewesen, dass ihr Kreislauf nach so langem Liegen
      rebellieren würde. Wie
     durch eine Nebelwand sah sie die Stufen vor sich verschwimmen
     und schwarze
     Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen. Das Zeichen einer
     drohenden
     Ohnmacht.
    Verzweifelt
     schloss sie die Augen
     und konzentrierte sich darauf, tief ein und aus zu atmen.
    Langsam griff sie
     in die Tasche
     ihres Morgenmantels, zog ein Stück Traubenzucker heraus und
     schob es in den
     Mund.
    Nach einigen
     Minuten flaute die
     die Übelkeit ein wenig ab. Neuen Mutes blickte sie auf die
     restlichen fünfzig
     Stufen und holte noch einmal tief Luft.
    Achtundvierzig…
     neunundvierzig…
     fünfzig….
    Mein Gott, ich
     habe es
     tatsächlich geschafft, flüsterte sie andächtig. Halleluja.
     Genauso musste sich
     Edmund Hillary bei seinem Aufstieg zum Mount Everest gefühlt
     haben, davon war
     sie fest überzeugt.
    Ihr Schnaufen
     ähnelte jetzt stark
     dem eines Arbeitspferdes beim Pflügen eines trockenen
     Ackerlandes. Aber sie
     strahlte mit neugewonnenen Selbstvertrauen über das ganze
     Gesicht. Schleppend
     schlurfte sie die letzten Meter weiter und blieb vor der Tür
     Nr.34 stehen.
     
    ****
     
    Nachdem sie auf
     ihr zaghaftes
     Anklopfen keine Antwort bekam, drückte sie leise die Klinke
     runter. Ihr Blick
     glitt zu dem einzigen Bett in dem Krankenzimmer. Darin lag eine
     kleine und
     zierliche Person mit einem unendlich traurigen Gesichtsausdruck,
     die sich jetzt
     ruckartig aus den Kissen erhob und erschrocken auf die geöffnete
     Tür starrte.
     Als sie Amy erkannte, begann sie zu strahlen und winkte sie ins
     Krankenzimmer.
     Amy kicherte verschwörerisch, betrat das Zimmer und setzte sich
     stöhnend auf die
     Bettkante.
    »Meine Süße, wie
     geht es dir ?« , fragte sie
     teilnahmsvoll.
    Rebecca umarmte
     sie fest und
     wollte sie scheinbar gar nicht mehr loslassen.
    »Ich bin so froh,
     dass du hier
     bist«, endlich hob sie den Kopf und Amy betrachtete dabei ihr
     bleiches Gesicht.
    Rebecca hatte sich
     in den drei
     Wochen, nach Tohopka Atcittys grauenvoller Angriff auf sie,
     erschreckend
     verändert. Vom vormals leicht pummligen sechzehnjährigen
     Teenager war nichts
     mehr übergeblieben.
    Im Bett lag nun
     ein stark abgemagertes
     Mädchen mit eingefallenen Gesichtszügen und gravierenden
     Angst-Attacken.
    »Wie bist du hier
     hochgekommen,
     ohne Aufpasser und Krankenschwester ?« ,
     fragte Rebecca
     erstaunt.
    Amy lachte
     verschmitzt und begann
     zu berichten.
    »Ich war bis vor
     kurzem noch auf
     der Intensivstation und nur die engsten Angehörigen durften mich
     dort besuchen.
     Jetzt bin ich seit ein paar Tagen auf der normalen Station und
     langweile mich
     zu Tode. Mein Vater und Michael sind besser als jeder Bluthund.
     Sie bewachen
     mich rund um die Uhr und die Krankenschwestern haben Anordnung,
     mich ja nicht
     alleine aufstehen zu lassen. Ich hätte fragen können, ob ich
     dich besuchen
     darf. Aber dann hätten sie mich wieder in den Rollstuhl gestopft
     und eine
     Leibgarde mitgeschickt .«
    Amy strich Rebecca
     liebevoll
     übers Haar.
    »Ich hatte Lust
     dich zu besuchen
     und gleichzeitig meine Grenzen auszutesten .« Amy
     leicht auf.
    »Ich kann dir
     mitteilen, dass
     sich so wohl meine Großmutter gefühlt haben musste, als sie
     ihren neunzigsten
     Geburtstag feierte .«
    Ein Lächeln
     huschte über Rebeccas
     Gesicht, als Amy ihr erzählte, das

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