Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
metallisches Scheppern
hallte wie ein
dröhnendes Echo durch die düstere Straße. Nervös blickte sie
sich nach allen
Seiten um und kicherte kurz darauf erleichtert auf. In der
Dunkelheit einer
Seitengasse hatte eine Katze eine der Mülltonnen umgeschmissen
und machte sich
jetzt gierig über die stinkenden Fischabfälle her. Zwischendurch
warf sie
Loraine immer wieder fauchende Blicke zu, die ihr mitzuteilen
schienen, dass
sie mit niemanden bereit war ihre Beute zu teilen.
Durch die hohe
Luftfeuchtigkeit
klebte ihr mittlerweile das dünne Kleid am ganzen Körper fest.
Vage sah sie
sich in der dunklen Straße um und bemerkte in einiger Entfernung
eine hohe
Steinmauer. Sie schien in einer Sackgasse gelandet zu sein. Auch
gut, dachte
sie. Er würde sie wohl schon wieder von hier rausführen.
Schließlich
verlangsamte sie ihre
Schritte und hörte, dass auch seine Bewegungen langsamer wurden.
Abwartend blieb
sie stehen.
Verzückt lachte sie auf und freute sich über diese ungewohnte
und äußerst
geheimnisvolle Situation.
Vor fünf Jahren
hatte sie den
Entschluss gefasst, nicht im Tal der unberührten Jungfrauen zu
versauern.
Seitdem setzte sie
ihren
mittlerweile 18-jährigen Körper ziemlich erfolgreich ein, wenn
sie einen
materiellen Vorteil für sich sah.
Und dieser Fremde
sah aus, als
wenn er ihr so einiges bieten konnte. Sie befeuchtete ihre
Lippen mit der
Zunge. Dann drehte sie sich langsam um und sah ihn mit
kraftvollen, gleitenden
Schritten auf sich zukommen. Ein faszinierendes Zittern
durchfuhr ihren Körper.
Er war noch viel
größer als sie
vermutet hatte. Seine rostfarbenen Haare waren streng mit Gel
aus dem Gesicht
gekämmt. Dadurch kamen seine markanten Gesichtszüge
ausdrucksvoll zur
Geltung. Sie sah seine dunklen, buschigen Augenbrauen, die sich
in der Mitte
fast berührten, seine leicht gebogene Nase, die an einen Habicht
erinnerte und
registrierte erstaunt seine tiefrubinroten Lippen, die fast zu
glühen schienen.
»Hast du auf mich
gewartet ?« , fragte er. Jetzt stand er
unmittelbar vor ihr.
»Ja, ich denke
schon«, flüsterte
sie neugierig.
»Gut, dann hast du
wohl auch auf
mich gewartet«, raunte eine andere heisere Stimme und von der
linken Seite
erschien eine Gestalt, die mit ihrem Gegenüber absolut identisch
war. Loraine
war verwirrt, aber es kam noch schlimmer. Auf der rechten
Straßenseite tauchte
nun ebenfalls ein komplett gleichaussehender Mann auf.
»Loraine! Oder
wartest du etwa
auf mich? Du musst dich entscheiden. Wen von uns dreien willst
du? Sag es uns.
Jetzt musst du wählen .«
Verwirrt lachte
sie auf,
schüttelte vollkommen perplex den Kopf und versuchte ihre
Gedanken wieder frei
zu bekommen. Mein Gott, dachte sie, von nur zwei Glas Weißwein
konnten
unmöglich diese Halluzinationen entstanden sein.
Warum sah sie
ihren Traummann
gleich dreimal vor sich stehen? Waren es Drillinge, die sich
einen Spaß mit
ihr erlaubten?
»Shit«, fluchte
sie halblaut.
Warum kann ich nicht einmal im Leben Glück haben und nur den
verdammten
Augenblick genießen. Doch trotz der makabren Situation zogen sie
seine dunklen
Augen weiterhin auf magische Weise an.
Er stand jetzt
ganz nah vor ihr,
sodass sich ihre Körper fast berührten und erstaunt bemerkte
sie, dass sich
seine Augen verändert hatten.
Überraschender
Weise blickte sie
nun in ein achatfarbenes , glühendes
Feuer, das
unheilvoll und gleichzeitig erregend wirkte.
»Ich … - … was
geht hier vor ?« , stammelte sie
erstaunt und starrte ihn verwirrt an.
»Das ist nur ein
Traum, Loraine.
In Wirklichkeit siehst du nur mich - glaube mir und das solltest
du genießen .«
Gebieterisch
beugte er sich zu
ihr hinunter und berührte mit seinem harten Mund fast herrisch
ihre Lippen. Aus
den Augenwinkeln sah sie die anderen beiden Klone auf sich
zukommen. Doch heute
Nacht wollte sie die Realität nicht wahrhaben. Verdammt nochmal,
heute wollte
sie endlich einmal in eine Geschichte eintauchen, die
nicht mit dem
pfaden Beigeschmack der Provinz und pickligen Teanagern behaftet
war.
Nein. Heute Nacht
wollte sie die
prickelnde Leidenschaft fühlen. Also beschloss sie auf ihn zu
hören und es
tatsächlich für einen Traum zu halten. Aufseufzend schloss sie
ihre Augen und
öffnete ihre vollen Lippen für ihn.
Sein
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