Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Körper fühlte
sich kräftig
und - eiskalt - an.
Erschrocken riss
Loraine die
Augen auf und schrie entsetzt auf – aber es war schon zu spät.
Genüsslich
beobachtete er, wie sich ihre Pupillen vor Schmerz weiteten, als
sie seinen
Biss in ihrer Unterlippe spürte.
»Hat du ein
Problem mit meinem
animalischen Kuss«, fragte er gefährlich sanft.
Ein Schauer rann
ihr über den
Rücken, doch trotzdem hielt sie seinem Blick stand. Der gesunde
Menschenverstand riet ihr sofort wegzulaufen, aber seine
hypnotischen Augen
lösten eine fast lähmende Ruhe in ihrem Körper aus. Er vernahm
ihr leises
Ausatmen als Zustimmung und beugte sich erneut tief zu ihr
herunter. Aufmerksam
betrachteten seine glühenden Augen ihre Unterlippe, aus der
jetzt ein kleiner,
roter Rinnsal sickerte. Genüsslich strich er mit der Zunge über
ihren Mund und
saugte dabei einige ihrer Blutstropfen auf.
Unmittelbar danach
begannen sich
seine Pupillen wieder dunkel zu verfärben. Teilnahmslos blickte
er in ihr
puppenhaftes Gesicht, das wie immer viel zu stark geschminkt
war.
Loraine begann die
animalische
Situation mit dem Fremdem zu genießen. Genüsslich schloss sie
ihre Augen und
gab sich blind dem Spiel seiner sinnlich kreisenden Hand hin,
die erregend über
ihren Körper fuhr. Und darum bemerkte sie auch nicht, wie er
seinen rechten Arm
hob und schleichend langsam mit seinen kleinen, rechten Finger
über ihren
Oberkörper strich.
Kurz darauf
erstarrte sie und
spürte ein tiefes, brennendes Stechen, als etwas in sie eindrang
und sich in
Sekundenschnelle in ihrer Blutlaufbahn verströmte. Nichts
verstehend starrte
sie fassungslos in sein regungsloses Gesicht und in den letzten
Minuten ihres
Lebens fühlte sie noch einmal seine eiskalten und harten Lippen
auf ihren Mund,
bevor sie zu Boden sank.
Er ging neben ihr
in die Hocke
und betrachtete sie mit seinen dunklen Augen teilnahmslos. Dann
beantwortete er
die stumme Frage, die in ihren leblosen Augen stand.
»Nein, Loraine.
Ich bin kein Vampir – obwohl…«, sein Gesicht verzog sich zu einem teuflischen
Grinsen, bevor
er weitersprach.
»Ein Vampir wäre
in deiner
Situation sicherlich das kleinere Problem gewesen .«
Dann erhob er sich
und schritt
gleichgültig über ihren leblosen, auf dem glänzenden Asphalt
liegenden Körper,
hinweg.
Elektrostatische
Kräfte
schwirrten durch die schwarze Nacht, als die beiden Ebenbilder
lauernd auf ihn
zuglitten.
»Wartet bis sie
aufwacht und
bringt sie dann zu den anderen Läufern«, sagte er mit
gebieterischer Stimme.
Die beiden
verbeugten sich
huldvoll und sahen ihm nach, wie er seinen langen Mantel um sich
schlang und in
der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Als Loraine wieder
zu sich kam,
war sie nicht mehr die, die sie einmal war…
Heimlicher
Besuch
J etzt oder
nie, dachte Amy.
Sie rutschte auf
die vorderste
Bettkante vor und probierte vorsichtig aufzustehen. Leicht
wackelig ging sie
danach zum gegenüberliegenden Wandschrank und zog ihren
meergrünen Morgenmantel
vom Bügel. Die dünne Seide raschelte, als sie reinschlüpfte.
Schon diese kleine
Anstrengung
löste ein Schwindelgefühl aus und schnell stützte sie sich an
der Wand ab.
Trotzdem biss sie die Zähne zusammen und fixierte die
gegenüberliegende Tür in
zwei Metern Entfernung. In ihrem Zustand eine fast
unüberwindbare Distanz.
Zögernd setzte sie einen Schritt vor den anderen, ohne die Hand
von der
stützenden Mauer zu nehmen. Wenn ich das ganz alleine schaffe,
dann sehe ich
endlich einen Fortschritt, dachte sie und schluckte schwer. Es
war seit drei
Wochen das erste Mal, dass sie für einen Augenblick alleine war.
Ohne dass
andauernd irgendjemand
um sie rumwuselte und dabei immer alle ihre Bewegungen oder
Zuckungen an ihrem
Körper mit Argusaugen beobachtete. Angespannt blickte Amy auf
ihre Armbanduhr.
Vierzehn Uhr.
Jetzt waren alle
Ärzte und
Schwestern im Stationszimmer versammelt, um die morgendliche
Visite
auszuwerten. Das Mittagessen war abgeräumt und die Besuchszeit
begann erst um
drei Uhr. Unternehmungslustig sprach sie sich selber Mut zu.
Eine Stunde sollte
reichen, um
von der ersten Etage in die dritte zu gelangen.
Leise öffnete sie
die Tür.
Niemand war weit
und breit auf
dem langen Flur zu sehen. Mit beiden Händen an der Wand
Weitere Kostenlose Bücher