Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
freudiger Stimme.
»Ihr habt ihn vielleicht auch schon getroffen, sein
Name ist Blake
Atcitty .«
Rachel schaute immer noch verzückt vor sich hin aber
Amy gefror bei
ihren Worten das Blut in den Adern.
Wie konnte man einen so kalten und böse blickenden
Menschen nur als
schön, geschweige denn männlich bezeichnen?
Aber sie sagte kein Wort zu ihrer Freundin, sondern
blickte sie
stattdessen nur ernst an. Wie sollte sie ihr auch ihre Visionen
und ihre Ängste
die sie vor diesem Mann hatte klarmachen.
Sie konnte es sich ja selber nicht einmal erklären.
Emily fand zuerst
die Sprache wieder.
»Rachel, du weiß, erstens kann ich nicht tanzen und
zweitens hasse ich
solche große Veranstaltungen .«
Amy stimmte ihr zu.
»Du wirst dich alleine amüsieren müssen, Rachel. Du
weißt, dass wir
alle für die Abschlussprüfungen lernen müssen. Und auch ich habe
weder dein
flammendes Interesse für Partys und schon gar nicht deine
Neugierde für
irgendwelche Männer übrig .« Rachel
verzog daraufhin ihren
Schmollmund und sie vertagten das Thema. Aber sie wussten schon
jetzt mit
hundert prozentiger Sicherheit, dass Rachel nicht so leicht
locker lassen
würde.
Also tranken sie ihren Tee zu Ende und begannen über
andere Sachen zu
sprechen.
Die Tage an denen sie nicht mit Doktor Blake Atcitty
zusammen arbeiten
musste waren außerordentlich schöne Tage. Sie hatte die ersten,
wichtigen
Zwischenprüfungen mit Bravur bestanden und sie bemerkte, dass
Professor Wilson
sie förderte wo er nur konnte.
Nach der allmorgendlichen Visite begannen die
alltäglichen
Routinearbeiten. Wunden mussten versorgt werden, neue Verbände
anlegt werden
und der Blutdruck gemessen werden. Am Spätnachmittag stand Amy
gerade an
Alisons Bett und plauderte angeregt mit der alten Dame die
morgen entlassen
werden sollte.
»Ist es nicht ein wunderschöner und sonniger Tag heute?
Amy, sie sehen
etwas blass um die Nase aus. Was sie brauchen sind ein paar
Sonnenstrahlen auf
ihrem Gesicht. Sie sollten in der Pause ein bisschen im Park
spazieren gehen.«
»Ja«, Amy nickte ihr pflichtbewusst zu und ging langsam
zum Fenster.
Ihr Blick schweifte durch den Garten und blieb dann unbewusst
auf eine ihr sehr
bekannte Gestalt haften, die einsam und scheinbar sehr
verzweifelt an einem
Baumstamm gelehnt stand. Sie drehte sich um und versuchte einen
unbesorgten
Eindruck zu vermitteln.
»Allison, ich glaube das ist eine fantastische Idee.
Ich werde jetzt
mein Sandwich nehmen und ein bisschen im Garten spazieren gehen.
Vergessen sie
bitte nicht ihre Medikamente zu nehmen«, mit diesen Worten ging
sie aus dem
Zimmer. Eilig verließ sie durch die große Drehtür das
Krankenhaus und lief den
schmalen, gepflasterten Steinweg der Parkanlage hoch bis sie den
Platz erreicht
hatte an dem er immer noch wie erstarrt stand. Behutsam legte
sie ihm von
hinten die Hand auf seine Schulter.
»Robert, was ist passiert ?«
Langsam drehte er sich um und sie sah wie sich in
seinen Augen einsame
Tränen spiegelten.
»Hey, gut das du da bist«, er küsste sie auf die Wange,
zog sie an
sich und vergrub sein Gesicht an ihren Schultern. Amy ließ ihm
Zeit und
beruhigend streichelte sie ihm über den Rücken. Nachdem sie
lange so gestanden
hatten beruhigte er sich ein wenig und begann zu sprechen. »Vor
zwei Stunden
ist auf der Kinderklinik ein Junge an Leukämie gestorben .« Er sah sie an. »Amy, er war erst acht Jahre alt und ich konnte
ihm nicht helfen .«
Die Tränen strömten nun über sein Gesicht. Beschämt
über seinen
Ausbruch wandte er sich ab und sah in den auslaufenden Garten
hinein.
Amy konnte sich gut in ihn hinein versetzen. Auch ihr
zerriss es jedes
Mal das Herz wenn jemand starb, gerade bei Kindern war es fast
nicht zu
ertragen. Vorsichtig ging sie auf ihn zu und nahm seine Hand in
ihre. »Robert,
niemand hat daran schuld. Weder du noch die anderen Ärzte.
Manchmal sind wir mit der normalen Medizin einfach
machtlos und am
Ende unserer Weisheit angelangt. So ist das Leben. Aber dich
trifft doch keine
Schuld daran .« »Ja, das haben sie mir
alle gesagt«,
flüsterte er und fast schamhaft wischte er sich die Tränen mit
seinem
Hemdsärmel ab. Wütend kickte er einen umliegenden Stein über den
Rasen und
griff in die Tasche seines weißen Arztkittels. Amy konnte nicht
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