Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Sandsteinwüste, dem
Colorado-Plateau und dem berühmten Monument Valley. Umgeben vom
Canyon de
Chelly und dem großen Antelope Canyon.
Eine eigenständige und sich selbstregierende Welt. Alle
hier lebenden
Indianer, die Navajos, Hopis und alle anderen Stämme, stellten
eine eigene und
völlig frei gewählte Regierung.
Es gab eine selbständige Polizei und das Hope
Krankenhaus mit seinem
angrenzenden Waisenhaus. Amy wusste von ihrer Mutter auch, dass
die Armut unter
den fast 270.000 Einwohnern des Reservates damals schon sehr
groß gewesen war
und auch heute noch allgegenwärtig. Viele Eltern flüchteten
oftmals in die
umliegende, größere Stätte wie Phoenix um dort ihr Glück zu
versuchen. Manche Eltern
ließen ihre Kinder dann einfach alleine hier zurück. Die meisten
fanden sich
aber auch weit weg vom Reservat nicht mit ihrem neuen Leben
zurecht. Durch ihre
durchweg schlechte, oder gänzlich fehlende Schulbildung bekamen
sie fast
nirgendwo eine ordentlich bezahlte Arbeit. Tadita hatte damals
sehr viel Glück
gehabt, denn ihre Eltern hatten den Absprung geschafft und in
Montana einen
neuen Anfang gestartet. Ihr Vater und ihre Mutter verdienten
gut, so dass sie
ihrer einzigen Tochter ein Studium finanzieren konnten. Ihr
Autounfall
zerstörte das idyllische Leben von Tadita.
Aber so lernte sie Thomas kennen und bekam so später
ihre über alles
geliebte Tochter, wie sie immer wieder stolz erzählte. Amy
strich sich eine
Haarsträhne aus der Stirn und seufzte leise auf. Mit Melancholie
erinnerte sie
sich auch noch heute an Taditas Worte. »Meine Tochter, wenn du
eine gute Ärztin
werden willst dann gehe in das Hope Krankenhaus im Reservat.
Nur dort findest du den Ursprung der uralten Heilmittel
der
indianischen Medizin. Sie werden dich leeren was sie all unseren
Söhnen und
Töchtern schon seit Jahrhunderten leerten.
Nur wir Indianer leben im völligen Einklang mit der
Natur. Weil wir
die Erde als unsere Mutter betrachten.
Menschen und Tiere haben dieselbe Würde. Alles auf
dieser Welt hat
seinen Sinn und seinen Ursprung. Wenn auch du einmal deinen Sinn
in diesem
Dasein verstanden hast, deine Gabe des Visionenlesens
vervollständigt und die
indianische Heilrezepte zusammen mit deinem Fachwissens des
Studiums vereinigt
hast, dann meine Tochter, nur dann wirst du eine gute Ärztin
sein.«
An diese Worte dachte sie als sie jetzt ihren Wagen vor
dem Reservat
parkte und ausstieg. Langsam spazierte sie durch die Straßen und
sah sich um,
bis sie auf einer kleinen Anhöhe stehenblieb. Für einen Moment
schloss sie die
Augen und atmete tief die frische Luft ein. Hier an diesem Ort
konnte sie ihre
geliebte Mutter wieder ganz in sich fühlen und spüren.
Träumerisch betrachtete
sie die Umgebung, bis ihr Blick schließlich auf ein großes
Gebäude im unteren
Tal hängen blieb. Dem Ziel ihrer jahrelangen Wünsche und Träume.
Die Hope Klinik lag idyllisch eingebettet von
knochigen, alten
Mesquite Bäumen auf einer sonnendurchfluteten Lichtung.
Im Schatten der Bäume standen ein paar wacklige Bänke
und Stühle wo
die Patienten verweilen, oder mit den Besuchern plaudern
konnten.
Eine tropfende Wasserpumpe plätscherte leise vor sich
hin. Ein paar
Vögel zwitscherten in den hohen Baumkronen und vom hellblauem
Himmel brannte
die gleißende Mittagssonne herab. Die gesamte Klinik war von
einem riesigen
Steingarten umgeben. Übergroße Kakteen standen wie Wächter an
dem schlichten
weißen Holzzaun gelehnt der das gesamte Gelände umgab.
Ein kleiner, schmaler Weg schlängelte sich zwischen den
Bäumen
entlang, bis zu einer Lichtung und gab dann den Blick auf das
kleine
Krankenhaus frei.
Die gesamte Fassade war in einem leuchtenden Türkis
gestrichen und
strahlte so schon von weitem in der Sonne. Die Fensterrahmen
waren in einem
kräftigen Rotton getaucht. Amy musste leise auflachen, denn dank
Tadita kannte
sie auch dieses Geheimnis der doch sehr ungewöhnlichen
Farbauswahl für ein
Krankenhaus. Immer noch leise schmunzelnd griff sie in ihre
rechte Hosentasche.
Wie fast jeder Indianer trug auch sie immer einen
Türkis Stein bei
sich. Die Farbe des Türkis galt schon ewigen Zeiten als ein
Symbol des Glücks.
In Verbindung mit einem Korallenstein und seinem kräftigen
Rotton brachte es
doppeltes Glück. Diese Farbwahl war auch
Weitere Kostenlose Bücher