Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Seidennachthemd
über den Kopf. Dann legte sie sich in ihr Bett und deckte sich
zu.
Sie blickte aus dem Fenster und da sah sie ihn. Stumm
und müde
schüttelte sie ihren Kopf. Jetzt schien sie seine Vision schon
mit offenen
Augen zu verfolgen.
Wartete nicht mehr bis sie eingeschlafen war. Zwischen
der Astgabel
des Pinienbaumes versteckt, sah sie seine eisblauen Augen
aufleuchten. Amy sah
ihm leicht resigniert an.
Warum kam er nicht auf sie zu und redete mit ihr. Was
wollte er von ihr?
Tiefe Verzweiflung machte sich in ihr breit. Müde strich sie
sich durch die
Haare und legte sich dann auf die Seite. Sie wusste mit
unabänderlicher
Sicherheit, dass sie ihn liebte.
Was er fühlte stand dagegen in den Sternen. Trotzdem
war sie beruhigt
ihn an ihrer Seite zu wissen.
Sie fühlte sich beschützt und sicher. Er war ihr Fels
in der Brandung.
Erschöpft fiel in einen traumlosen Schlaf.
So bekam sie es auch nicht mehr mit, dass es keines
ihrer Traumbilder
gewesen war welches dort vor ihrem Fenster in der Baumkrone saß,
sondern
Realität.
Michael hatte sie den ganzen Abend über beobachtet.
Rasende
Verzweiflung machte sich in seinem ganzen Körper breit. Durch
seine Adern
flossen brennende Feuerflammen der Eifersucht. Was erst ein
bisschen gelindert
wurde, als Amy zu Steve sagte, dass sie ihn nicht liebte.
Als dieser sich dann endlich verabschiedet hatte und in
seinen Wagen
gestiegen war, musste Michael an sich halten. Er verspürte den
unbändigen Drang
ihm sehr wehzutun. Ihm zu sagen, das er sich niemals mehr auch
nicht
ansatzweise, in Amys Nähe begeben sollte. Sein Blick glitt durch
das Fenster zu
der geliebten Frau hinüber. Tief und fest schlief sie in dem
großen Bett mit
den schneeweißen Laken. Beruhigt legte Michael seinen Kopf auf
die
Vorderpfoten. Seine eisblauen Augen beschützend auf sie
gerichtet.
14. Kapitel
Am nächsten Morgen stand Amy im Aufenthaltsraum, zog
träge ihren
Ärztekittel über und band ihre Haare zu einem festen
Pferdeschwanz zusammen.
Sie genoss den letzten Schluck Kaffee und stellte den
Becher dann in
die Spülmaschine. Michael kam rein und setzte sich zu ihr.
»Haben sie für mich
auch noch eine Tasse übrig«, fragte er mit mürrischer Miene.
Stumm schenkte sie
ihm eine Tasse ein und schob sie ihm rüber. Seine Freundlichkeit
am Morgen war
wirklich bemerkenswert. Unwillkürlich verspürte große Lust ihm
den Kaffee über
den Kopf zu schütten.
»Kommen sie, lassen sie uns mit der Morgenvisite
anfangen« er stand
auf und winkte ihr ihm zu folgen. Zusammen betraten Michael und
Amy dann das
erste Krankenzimmer, auf der Kinderstation. Ein kleines,
etwa acht
jähriges Mädchen lag versunken von Schläuchen und Apparaten in
dem großen Bett.
»Hallo«, sagte Amy leise, »verrätst du mir deinen Namen ?«
»Ich heiße Tara«, ertönte eine piepsige und
zerbrechliche Stimme unter
der Bettdecke. Amy wusste aus der Krankenakte, dass sie einen
Gehirntumor
hatte.
»Wie geht es meine kleine Squaw heute«, fragte Michael
sie.
Die Kleine lächelte ein bisschen und drückte die Hand ihrer
Mutter, die neben
dem Bett stand.
»Ich glaube ganz gut- bis jetzt .«
»Weißt du, was morgen mit dir passiert ?«
»Ja Doktor. Mommy hat gesagt, sie rasieren mir die
Haare ab und holen
was aus meinen Kopf, was da nicht reingehört .«
Sie schniefte hörbar.
»Danach wird mich mein Freund Joshua bestimmt nicht
mehr leiden
können. Er hat mir nämlich damals gesagt, dass ich die schönsten
langen Haare
habe, von allen Mädchen auf unserer Schule .«
Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen.
»Und«, sie schniefte jetzt lauter, »und am meisten habe
ich große
Angst von der Spritze und der Narkose. Vielleicht wache ich
niemals mehr auf.
Dann werde ich nie erfahren ob Joshua mich heiratet–und ob ich
die
Mathematikarbeit bestanden habe. Mein Dad hat mir bei einer
guten Zensur fünf
Dollar versprochen .«
Amy sah aus den Augenwinkeln, dass die Mutter die neben
dem
Krankenbett stand, fast zusammen brach. Sie konnte ihre Tochter
nicht so leiden
sehen - und musste doch tatenlos alles mit ansehen. Amy beugte
sich zu dem Kind
hinunter und schob ihr zärtlich die nassgeschwitzten Haare aus
der Stirn.
»Aber mein Liebling, Tara, du musst vor der Narkose
keine Angst haben.
Die Spritze wird nur ein ganz kleines bisschen
Weitere Kostenlose Bücher