Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Nacht.
Seine eisblauen, klaren Augen spiegelten sich im
Mondlicht wieder.
Kurz vor ihrer Terrasse nahm er einen riesigen Anlauf und
landete mit einem
geschmeidigen Sprung lautlos auf ihren Balkon. Er hob die
Dimension auf, strich
sich kurz über die Haare und betrat das Schlafzimmer.
Amy sprang mit einem erfreuten Ausruf auf und warf sich
in seine Arme.
»Ich habe dich so sehr vermisst«, wisperte sie ihm ins
Ohr. Er
eroberte ihre Lippen und begann sie stürmisch zu küssen. Nahm
ihren zarten,
betörenden Geruch wahr und versuchte gleichzeitig seinen
eigenen, erregten
Körper zu beruhigen. Es durfte nicht sein, noch nicht. Schwer
atmend versuchte
er standhaft zu bleiben und schob sie sanft ein wenig von sich
weg. Dabei
drehte er sich auf die Seite und in diesem Moment sah Amy zum
ersten Mal eine
Art Tattoo in seinem Nacken aufblitzen. Sie rückte wieder näher
an seinen
Körper um es zu betrachten. In der Mitte sah sie ein rundes, mit
Linien
ausgefülltes Symbol das rechts und links von ornamentalen Ranken
umrahmt wurde.
»Was hat das für eine Bedeutung, Michael«, fragte sie
leise und strich
mit dem Finger zärtlich die Linien
nach.
Michael lachte leise auf und küsste ihre Finger, bevor
er ihr die
Bedeutung erklärte.
»Das ist das Erkennungszeichen der Geisterkrieger. Das
runde Symbol in
der Mitte heißt in unserer Sprache “Tapuat“. Es symbolisiert das
Labyrinth
unseres Lebens. Der heilige Ort des Ursprungs und des Ziels.
Das Labyrinth ist der Spiegel unserer Seele, denn der
Weg hinaus, ist
auch der Weg hinein. Die Ranken an beiden Seiten stellen die
Nabelschnur der
Lilien, unserer Seelen dar. Denn wir Geisterkrieger sind
geboren, um sie auf
immer zu beschützen .«
Amy hauchte einen Kuss auf seinen Nacken und begann
dann überaus
sinnlich durch sein T-Shirt hindurch, seinen Rücken mit
zärtlichen Küssen zu
verwöhnen.
Michaels Herzschlag beschleunigte sich rapide.
»Hör auf Liebling, du weißt ich habe dir nur
versprochen zu kommen,
wenn du ein braves Mädchen sein wirst. Morgen musst du wieder
früh aufstehen.
Also komm, lege dich wieder hin. Ich bleibe bei dir, bis du
eingeschlafen bist .«
Nach diesen Worten, hob er sie hoch und trug sie zum
Bett. Dann deckte
er sie sanft zu und legte sich neben sie. Vermied es dabei aber
pedantisch, sie
nicht mit seinem eigenen Körper zu berühren. Noch immer spürte
er den
Feuerstrom der Leidenschaft, der sich durch seine Adern zog. Amy
nahm seinen
Arm hoch und kuschelte sich zufrieden an seine Brust.
Donnergrollen erklang und das Gewitter, das schon seit
Tagen in der
Luft gehangen hatte, entlud sich jetzt. Michael umarmte sie und
fühlte wieder
die berauschende Wärme die von ihrem Körper ausging.
Scharf zog er den Atem ein und blickte zum Fenster
hinaus. Beobachtete
die dicken Regentropfen, die jetzt auf den Balkon prasselten und
versuchte
verzweifelt seine Erregung zu bekämpfen.
Er begann mit einer ihrer langen Haarsträhne zu
spielen.
»Erzähl mir von deiner Mutter, Amy. Wie war sie, was hat sie dir
alles
beigebracht aus ihrer Welt«, fragte er im leisen Ton.
Amy seufzte leise auf und lächelte verträumt vor sich
hin.
»Sie war die beste Mom auf der ganzen Welt und sie war alles für
mich. Meine
geliebte Mutter, meine verschwiegene Vertraute und meine
allerbeste Freundin.
Wir hatten unser eigenes, von ihr abgeschirmtes
Universum, das sie nur
für uns beide erschaffen hatte.
Tadita sah mich oft einfach nur an und ich verstand
alles, was auch
immer sie mir mitteilen wollte.
Mein Vater war immer ein bisschen eifersüchtig über
unseren tiefen
Zusammenhalt. Aber es war nicht unsere Schuld. Uns verbindet
eine ureigene und
unlösbare Seelenverwandtschaft, bis über ihren Tod hinaus. Es
vergeht kein Tag
in meinem Leben, an dem wir nicht miteinander kommunizieren oder
sie mir in
meinen Visionen erscheint. Wir sind wie ein Ring, miteinander
verschlungen.
Amy sah ihn von der Seite an und begann dabei sanft
seine Brust zu
streicheln. Das ist das gleiche Gefühl, welches ich auch für
dich empfinde,
Michael.
Seitdem du bei mir bist, fühle ich mich zum ersten Mal
im Leben als
ein Ganzes. Deine Seele verbunden mit meiner.«
Er verstand, was sie meinte denn er fühlte genauso seit
einer
unendlich langer Zeit schon.
Michael zog sie näher an sich und drückte ihr einen
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