Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
entlassen wird .«
»Kein Problem Dad, ich bin ja so froh, dass du
wenigstens eine Woche
bei mir bist. Ich vermisse dich. Jetzt müssen wir aber aufhören.
Meine Schicht
fängt gleich an .«
Sie verabschiedeten sich und Thomas konnte es gar nicht
erwarten nach
so langer Zeit seine einzige Tochter endlich wieder in die Arme
zu schließen.
Auch Amy freute sich unbändig auf seinem Besuch. Aber nach einem
Blick auf die
Standuhr im Wohnzimmer, schrie sie entsetzt auf und begann
hastig sich
umzuziehen. Fast wäre sie zu spät zur Arbeit gekommen.
»Gut gemacht, Amy«, mit diesen Worten klopfte ihr
Doktor Jennings
anerkennend auf die Schulter.
»Sie sollten sich wirklich überlegen, die chirurgische Laufbahn
einzuschlagen.
Sie haben ein äußerst geschicktes Händchen beim assistieren und
erkennen schon
im Vorfeld welche Instrumente ich brauche. Das habe ich bei
anderen
Assistenzärzten schon ganz anders kennengelernt. Manchmal wissen
die noch nicht
mal, von welcher Seite man das Skalpell übergibt. Haben sie
keine Lust
irgendwann einmal selber Operationen durchzuführen ?« Amy
sah seinem Gesicht an, das er es aufrichtig meinte, aber sie
schüttelte nur
leicht den Kopf, bevor sie antwortete.
»Ich danke ihnen sehr für das Lob, Doktor. Aber mein Ziel steht
schon seit fast
zehn Jahren fest. Ich möchte allgemein Medizinerin werden. Und
ich möchte die
erste Ärztin sein, die die normale Medizin mit den
Naturheilkräften der
indianischen Kultur vereint .«
Jennings betrachtete sie und gleichzeitig zollte er ihr
unbewusst
Bewunderung, wie sie so stolz vor ihm stand und so fest an ihrem
Traum glaubte.
Übermüdet schmiss er seinen blutbefleckten OP-Kittel in
den
Wäschekorb. Ihre einfachen Worte hatten ihn wieder an seine
ersten Jahre als
fertiger Chirurg erinnert. Jung, voller Elan und guten Mutes, um
jeden Menschen
der zu ihm auf dem Operationstisch kam zu retten. Jetzt, nach
über zwanzig
Jahren Berufspraxis musste er sich eingestehen, dass es leider
nicht immer so
war und er darum auch in Laufe der Zeit abgestumpft war. Der Tod
war kein guter
Begleiter um den anschließenden Feierabend zu genießen.
Das fand seine Ex-Frau auch, die ihn schließlich vor
drei Jahren
verlassen hatte. Ausgelaugt warf er noch einen Blick auf sie.
»Ich bewundere
sie für ihren Elan und ich wünsche ihnen von ganzem Herzen, das
alle ihre
Träume in Erfüllung gehen. Machen sie es besser, als ich
Kindchen«, mit diesen
Worten winkte er ihr leicht zu und verließ mit langsamen
Schritten, gestresst
den Umkleideraum. Amy begab sich zurück auf die Station und
assistierte bei der
Nachsorge der frisch operierten Patienten. Es war schon nach
zwei Uhr, als
Robert auf einmal den Kopf zur Tür reinsteckte. »Hey Schönheit,
wie wäre es,
wollen wir die Mittagspause zusammen im Park genießen ?«
»Gute Idee, ich bin in zehn Minuten da.«
Sie freute sich ihn nach längerer Pause endlich mal
wiederzusehen.
Das Gewitter war vorübergezogen und vom jetzt
wolkenlosen Himmel
strahlte wieder die helle Sonne. Amy schloss kurz und verträumt
die Augen als
sie durch die Parkanlage spazierte. Die Vögel zwitscherten in
den Bäumen, es
war kein störendes Geräusch zu hören und eine wundersame Stille
umgab den
Klinikgarten. Gemütlich schlenderte sie auf Robert zu, der schon
im Schatten
einer Palme saß. Sie setzte sich zu ihm ins weiche Gras und
gemeinsam genossen
sie ihr Mittagessen. Als er jedoch seine Wasserflasche öffnen
wollte, fielen
Amy die fahrigen und beinahe zittrigen Bewegungen seiner Hände
auf. Irritiert
sah sie ihn an.
»Robert, was ist los mit dir ?«
»Nichts ist mit mir los. Gar nichts, hör auf dir immer
Sorgen um mich
zu machen. Mir geht es großartig Baby .« Er sah sie an
und strich sich mit fahrigen Fingern durch die Haare. Dann
drehte er ihr leicht
den Rücken zu. Aber Amy registrierte aus den Augenwinkeln heraus
sehr wohl,
dass er einige Tabletten aus seiner Kitteltasche fischte und
dann hastig mit
dem Wasser runterschluckte.
»Robert, komm schon und sag mir was mit die los ist«,
sie fasste ihm
leicht am Arm und er drehte sich wieder zu ihr um.
Stumm schüttelte er den Kopf und blickte in die Ferne als ob da
etwas auf ihn
warten würde.
»Baby, mach dir keine Sorgen es sind wie immer nur
meine
Kopfschmerzen, die mich eines Tages noch
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