Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
umbringen werden«,
versuchte er im
ironischen Ton zu erklären.
»Verdammt Robert. Du weißt genau, dass das eine Lüge
ist«, sagte sie
wütend. Er stand schwerfällig auf und reichte ihr die Hand.
»Komm Babe, hör auf
mit mir böse zu sein. Unsere Pause ist zu Ende, wir müssen
wieder rein .«
Geschafft, die letzte anstrengende zwölf Stunden
Schicht hatte sie
überstanden. Jetzt stand sie zu Hause unter der Dusche und
fühlte sich
ausgelaugt und unendlich müde. Nach anstrengenden Operationen,
den alltäglichen
Stationsarbeiten und den nervenaufreibenden Gesprächen mit den
Angehörigen,
fühlte sie sich jetzt wie erschlagen. Nur das Wissen, das sie
morgen endlich
wieder im Hope–Center anfing und Michael wiedersehen würde
erhielt sie noch
halbwegs am Leben.
Langsam stellte sie das Wasser ab und trat aus der
Dusche. Sie
streifte ihr zartes, hellgrünes Seidennachthemd über und fiel
danach todmüde
ins Bett.
Zum ersten Mal seit langer Zeit, schlief sie tief und traumlos
durch.
16. Kapitel
Pünktlich um zehn Uhr am nächsten Morgen, stand sie an
der Rezeption
des Hope–Centers und begrüßte die Oberschwester. Kiara blickte
sie unverwandt
an. »Sie sehen so glücklich aus, Kindchen. Ist irgendetwas
passiert, was mir
entgangen sein sollte«, fragte sie mit neugieriger Stimme.
Amy lachte schelmisch. »Nein Kiara, ich bin nur gerade sehr
zufrieden mit
meinem Dasein das ist alles .«
Sie winkte der älteren noch einmal zu und verschwand
dann in dem
Umkleideraum. Sie war gerade dabei die letzten Knöpfe ihres
Ärztekittels zu
schließen, als die Tür aufging. Leise und überrascht schrie sie
auf.
Michael riss sie in die Arme, erstickte ihren Ausruf
mit einem langen
und hingebungsvollen Kuss und Amy schnurrte leise vor Glück.
»Guten Morgen Amy,
hast du mich vermisst ?« flüsterte er
ihr ins Ohr. »Und
wie, noch einen Tag länger und ich hätte es nicht mehr überlebt .«
Sie schmiegte sich bei ihren Worten an seinen Körper und nahm
seine Wärme tief
in sich auf.
Noch einmal streiften seine Lippen über ihren
Halsansatz und wanderte
dann langsam weiter zu ihren Lippen um sie auf spielerische
Weise mit seiner
Zunge zu öffnen.
»Komm«, flüsterte er dann mit rauer Stimme. »Es wartet
schon
sehnsüchtig Jemand auf dich .«
Mit diesen Worten stieß er die Tür der Umkleidekabine
auf und zog sie
an der Hand mit sich.
Auf der Kinderstation angekommen, öffnete er eine Tür
und schob sie
sanft vor sich her.
So konnten sich die beiden sofort in die Augen sehen.
Als sie Taras
Blick begegneten, schossen ihr die Tränen in die Augen. Dick
einbandagiert war
ihr kleines Köpfchen fast nicht mehr von den weißen Bettlaken zu
unterscheiden.
Aber sie lächelte Amy tapfer an und zeigte mit einer zittrigen
Bewegung auf den
Nachttisch neben ihrem Bett. Dort lag der Türkisstein, in der
Mitte zerbrochen.
Entzwei gegangen, weil sein ganzes Glück nun auf seinem
Träger Tara
übergegangen war.
Amy trat näher an das Bett und umarmte sie dann stumm.
Dicke Tränen
flossen ihr über das Gesicht, aber sie schämte sich nicht.
Selten war sie so
froh, dass ihre Vorahnung sich bewahrheitet hatte und die
Operation so gut
verlaufen war. Tara drückte ganz zart mit ihren noch etwas
tauben Fingern Amys
Hand.
»Du hast gemacht, dass ich gesund werde«, flüsterte sie
mit kaum
erkennbarer Stimme. »Dein Stein hat mir wirklich die Kraft zum
Überleben
gegeben. Dankeschön, vielen, vielen Dank«, müde und erschöpft
schloss sie
danach ihre Augen.
Michael beugte sich sanft über Amy, um ihr aufzuhelfen.
»Komm, sie wird wieder ganz gesund werden. Sie hat auf
dich gewartet,
tagelang, nur um dir zu danken. Jetzt ist sie völlig erschlagen
von der
Chemotherapie. Sie hat noch einen langen Weg vor sich. Aber sie
wird es
schaffen und wieder ganz gesund werden. Und du hast mit deiner
Kraft dazu
beigetragen .«
Mit tränenverschleierten Blick nickte sie stumm.
Den restlichen Tag arbeiteten sie Hand in Hand
zusammen. Ein paarmal
musterte ihn Amy verstohlen von der Seite. Ein unheimliches
Glücksgefühl
überströmte ihren Körper.
Sie wusste, dass sie an ihrem Weg angekommen war. Sie
war endlich zu
Hause, bei ihm.
Er blickte auf und lächelte sie mit seinen eisblauen,
warmen und liebevollen
Augen an. Es war ihm anzusehen, dass er das gleiche
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