Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
Vom Netzwerk:
sah sie zum ersten Mal, seit
     unzähligen Stunden, aus fast klaren Augen an.
    »Hi Babe«,
     flüsterte er mit heiserer Stimme und Amy fühlte eine ungeheure
     Welle der Zärtlichkeit in sich hochkommen. Es war zu sehen, das
     Robert endlich auf dem Weg der Besserung war und die
     Entzugserscheinungen zu mindestens halbwegs überwunden hatte.
    Trotzdem lag noch
     ein harter und sehr steiniger Weg in der Drogenklinik vor ihm,
     bevor er seine Sucht endgültig besiegen konnte. Doch daran
     wollte sie jetzt noch nicht denken. Sie stellte das Tablett auf
     dem kleinen Tisch ab und setzte sich zu ihm aufs Bett.
    »Wie fühlst du
     dich«, fragte sie mitleidig und streifte sanft sein Gesicht.
    »Wie ein Mensch,
     der bei lebendigen Leib von einem Trecker überrollt wurde«,
     erwiderte er scherzhaft. »Aber dank dir habe ich das Schlimmste,
     für den Moment jedenfalls, überstanden.«
    »Dafür sind
     Freunde da. Das habe ich dir doch schon so oft gesagt.«
    »Das werde ich dir
     nie vergessen.«
    »Hey, hör auf.
     Sonst muss ich noch heulen. Was anderes… kann ich dich eine
     Weile mit Emily alleine lassen, ohne dass du etwas
     anstellst? Ich habe Milton versprochen, ihn zu besuchen. Wir
     müssen über etwas wichtiges sprechen.«
    »Ja, kein Problem.
     Ich verspreche mich zu benehmen und ein artiger Junge zu sein…
     wenn du mir einen Abschiedskuss gibst…« Amy lachte, beugte sich
     zu ihm runter und ihre Lippen streiften sanft seine rechte
     Wange.

 
    Tal der Erinnerung
     
    E s
     war schon spät, als Amy in die Einfahrt abbog, die zu Michaels
     Haus führte. Unwillkürlich glitt ihr Blick in die offene Garage.
     Aber sein Geländewagen war nicht da, ebenso wenig wie er selber.
     Sie parkte neben dem Hauptportal, umklammert das Lenkrad und
     legte müde ihren Kopf auf die Arme.
    Wo bist du nur
     Michael… langsam weiß ich nicht mehr, was ich machen soll… ich
     habe Angst um dich… wir wissen immer noch nicht, wo sich die
     Eiswelt befindet und was sie von dir wollen. Die Klinik,
     Robert, Zakki… langsam habe ich das Gefühl verrückt zu werden.
    Erschöpft hob sie
     den Kopf und sah in den wolkenfreien Himmel hinauf.
    »Kannst du mich
     hören«, flüsterte sie lautlos. »Seit Tagen habe ich wieder
     unerklärliche Visionen von Kopfschmerzen… rotem Wasser und Eis…
      hilf mir…«
    Doch als Antwort
     vernahm sie nur das Rauschen der Blätter, die in der Luft im
     Takt des lauen Windes tanzten und sie seufzte auf. Sie spürte
     innerlich, dass sie die Grenze der emotionalen Achterbahn
     erreicht hatte. Langsam glitt sie aus dem Wagen und stieg die
     Treppen zur Terrasse hoch. Bevor sie klingeln konnte, war Mahu
     schon an der Tür und umarmte sie fest.
    Ein Stunde später
     fühlte Amy sich schon bedeutend besser. Sie saß in der Küche am
     Tisch, in der Hand ein Glas süßen Tee und beobachtete Michaels
     Mutter, die ihrer eigenen Mutter so sehr ähnelte. Mahu konnte
     genauso einfühlsam reden, wie Tadita und sie war wie ein
     Heizkissen. Man steckte den Stecker ein und genoss die tröstende
     Wärme, solange bis der Schmerz weniger wurde und der angespannte
     Körper besänftigt war.
    All das vermochte
     Mahu mit ihrer stillen und tröstenden Art, die Balsam für Amys
     Seele war. Mahu tätschelte tröstend Amys Hand und erhob sich.
     Mit fließenden Bewegungen stellte sie die Teekanne mit einem
     Glas und eine kleine Gebäckschale auf ein rundes Tablett.
    »Meine geliebte
     Tochter, du darfst nicht verzweifeln. Steine, die sich einem in
     den Weg legen, sind dazu da, um sie wegzuräumen. Das ist der
     Kreislauf des ewigen Lebens.«
    Mit diesen Worten
     drehte sie sich um und drückte Amy das Tablett in die Hand.
    »Sei so lieb und
     bring das zu Milton ins Büro. Er war heute den ganzen Tag im
     Tempel und hat auch sein Mittagessen noch nicht angerührt.«
    Bei ihrem
     Eintreten schaute Milton von seinen Papieren hoch und nickte ihr
     dankbar zu. Sie stellte das Tablett ab,   goss ihm den
     Tee ein und reichte ihm das Glas. Dankbar nahm er es entgegen
     und genoss den aromatischen Dampf, der ihm in die Nase zog.
     Unterdessen begann Amy unruhig in seinem Arbeitszimmer auf und
     abzuwandern.
    Aus irgendeinem
     Grund war sie angespannt und nervös. Schließlich kuschelte sie
     sich in Miltons alten und abgewetzten Armsessel.
    »Musst du so spät
     noch arbeiten?«, fragte sie sanft, mit einem Blick auf sein
     erschöpftes Gesicht.
    Milton zögerte
     einige Minuten, bevor er antwortete.

Weitere Kostenlose Bücher