Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
kommen.«
Erschrocken
schnappte sie nach Luft.
»Will er Michael
töten…?«
»Ich weiß es
nicht«, erwiderte er unsicher und sah Amy bei diesen Worten
nicht an.
»Die heiligen
Quellen von Arca - ist für alle Hüter der Gezeiten die Quelle
des ewigen Lebens. Wenn Raha von diesem Wasser acht Tropfen
durch seinen Körper fliesen lässt, dann hat er die
uneingeschränkte Macht über die gesamten Seelen der Menschheit
und kann eine neue Ära des Bösen errichten. Erstarrte Seelen aus
Eis und leblose Marionetten, die ihm folgen. Ein
neues satanisches Reich. Aus diesem Grund will Raha die Quelle -
oder einen Menschen, der die heiligenden Tropfen von Arca in
sich trägt. Denn auch das verhilft ihn zur Unsterblichkeit.«
Amy schwieg einen
Moment und suchte erstickt nach Worten.
»Das war eine rein
hypothetische Feststellung, oder? Wie viele Menschen gibt es, in
deren Blutbahn sich das heilige Wasser von Arca mischt?«
Milton stand am
Fenster und kämpfte mit sich. Nach langen Minuten drehte er sich
schweigend zu ihr um.
»Erinnerst du dich
noch, wie du damals im Kampf von Atcitty lebensgefährlich
verletzt wurdest? Wir haben dich nur durch eine Notoperation
retten können. Aber beinahe wäre es nicht mehr dazu gekommen,
denn schon im Wald hattest du Unmengen an Blut verloren… fast
hätten wir dich verloren. Michael hat dir das nie erzählt, um
dich nicht zu beunruhigen. Doch Tohu hatte schon im Vorfeld des
Kampfes etwas voraus geahnt und Michael eine kleine Flasche
mitgegeben. Die Tropfen daraus würden einer Sterblichen, wie du
es warst - und immer noch bist, im Falle eines großen
Blutverlustes für eine Stunde am Leben halten.«
»Ich verstehe
nicht…“, Amy sah ihn ratlos an und wusste nicht, was das mit
ihrer jetzigen Situation zu tun hatte.
Dann sprach Milton
langsam und leise weiter.
»Es gibt außer uns
Geisterkriegern nur eine einzige sterbliche Person auf der Welt,
durch deren Blutbahn die heiligen Tropfen von Arca fließen – und
das bist du…“
In der Stille, die
nun einsetzte, vernahm Amy ihren eigenen, stoßweise gehenden
Atem.
»Darum wurde
Michael das Gedächtnis genommen? Schon wieder so viele Opfer,
nur um mich zu beschützen?«, fragte sie erstickt.
Tröstend kam
Milton auf sie zu und nahm sie tröstend in die Arme.
»Nein, nicht nur wegen dir. Wir mussten auch uns selber und die Quelle schützen.
Aber du bist in großer Gefahr und darfst dich dieses Mal auf
keinen Fall in dem Kampf einmischen.«
Milton hob ihr
Kinn an und sah ihr eindringlich in die Augen.
»Wirst du mir das
versprechen?«
Erstarrt nickte
sie.
****
»Wir können jetzt
nur noch hoffen«, fasste Tohu alles noch einmal zusammen, »das
Amy und Michael Recht haben. Sie waren in dem heiligen
Alkoven-Saal versammelt. Alle Hüter der Lilien. Der weise Rat,
der Igmu Tanka-Clan und alle anderen Geisterkrieger und
Gestaltwandler, die den Gezeiten angehörten.
Milton beobachtete
seinen Sohn aus den Augenwinkeln. Das Lirysimnumala leistete
immer noch ganze Arbeit, denn Michael erkannte seinen Vater
nicht. Und doch hatte er einen ganz entscheidenden Hinweis
gegeben, nachdem Milton von der Platinlegierung des Ringes
berichtet hatte. Michael war aufgesprungen und nachdenklich
durch den Saal gelaufen und danach hatte er die restlichen
Zusammenhänge des Vademecums erfasst.
»In den
satanischen Versen stand: sie können nur getötet werden, wenn
man sie dort berührt, wo ihr Eisherz eingedrungen ist. Das
bestätigt Miltons Verdacht. Denn wie wir alle wissen, tritt die
Seele in der Mitte des Nackens, im Zentrum des Menschen ein -
und auch wieder aus.«
Danach machten sie
sich mit verbissener Hartnäckigkeit an die Arbeit und rüsteten
sich zum wahrscheinlich härtesten Kampf aller Zeiten.
Ein Goldschmied
wurde unter den Geisterkriegen ausfindig gemacht und nach
Tacante Canku Lily berufen. Er stellte in einer Nacht und
Nebelaktion für alle Krieger die Siegelringe aus der edlen
Weißgoldlegierung mit dem so wichtigen Platin her. Damit würden
sie im Kampf versuchen, jeden Läufer in den Nacken zu treffen,
um ihn so auszuschalten.
Milton hoffte,
dass er mit seinen Gedanken richtig lag, und die Bastarde
tatsächlich allergisch gegen das Platin waren, denn sonst wusste
er sich keinen anderen Rat mehr.
Niemand wusste
das.
Kampf der Giganten
S ie
hatten alle
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