Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
zögernd.
Erleichtert atmete
Ben nach ihren Worten aus und startete den Wagen.
»Überhaupt nicht.«
Rebecca versuchte
sich zu beeilen. Ihr fehlte nur noch ein Buch. Laut Liste befand
es sich im Gang 243, Regal 17F, auf der rechten Seite.
Ben hatte sich im
Sofa in der Leseecke bequem gemacht und versichert, dass es ihm
nichts ausmachte zu warten. Trotzdem wollte sie seine Geduld
nicht unnötig strapazieren. Endlich, in der obersten Reihe sah
sie die richtige Nummer. Das Buch stand ganz alleine da, der
restliche Platz war leer. Sie musste sich auf die Zehenspitzten
recken, um es raus zu fischen. Als sie ihre Finger danach
ausstreckte, wurde ihr Handgelenk unvermittelt umklammert.
Jäh schrie sie auf
und Panik verschleierte ihren Blick. Ihr Atem ging stoßweise und
entgeistert starrte sie auf ein Gesicht, das sie jetzt durch das
offene Regal hindurch ansah. Höchstwahrscheinlich hatte er auf
der anderen Seite des Regals, im Nebengang auf sie gewartet.
Angstgeweitet sah sie in achatfarbenen Augen, die sie
hintergründig ansahen.
Und urplötzlich
spürte sie, wie eine gewaltige Kältewelle in ihren Arm hochzog,
wo er sie immer noch mit eiserner Kraft umklammert hielt. Hinter
sich fühlte sie einen zweiten Lufthauch.
»Rebecca, was ist
los?«, rief Ben alarmiert und kam um die Ecke gerannt.
In der gleichen
Minute löste sich die Gestalt im Nebengang auf und ihr Arm war
schlagartig wieder frei.
»Was zum Teufel
ist hier passiert?«
Ben und zog ihren
bebenden Körper an sich.
»Ich… ich weiß es
nicht. Ein Mann stand auf der anderen Seite. Er hat mich so
komisch angeguckt, als wenn er mich hypnotisieren wollte. Ich
habe mich wahnsinnig erschrocken«, wisperte sie an seiner Brust.
Beruhigend streichelte Ben ihren Rücken.
Doch dann stutze
er plötzlich und hob elektrisiert den Kopf. Rebecca sah hoch und
bemerkte wie sich seine Nase kräuselte, als ob er eine Witterung
aufgenommen hatte.
»Ben, was hast du?
Weißt du wer das war«, fragte sie ängstlich.
»Nein«, sagte er
brüsk und nahm ihre Hand, »aber wir sollten hier
schnellstmöglich verschwinden.«
Der Wagen flog
fast über den Highway. Die Räder schienen den Asphalt fast nicht
zu berühren. Angespannt umklammerten seine Hände das Lenkrad,
sodass seine Knöchel weiß hervortraten.
»Ben«, fragte sie
stockend, »was hast du eben gerochen, sag es mir doch bitte.«
Nervös rieb er
sich das Kinn. Er hatte nicht vor, sie noch mehr zu
verunsichern. Aber verdammt, sie war davon betroffen und er
wollte sie nicht mit idiotischen Floskeln abtun.
»Ich habe Meersalz
und den metallischen Beigeschmack von Blut gerochen«, stieß er
hervor. Sie sah ihn mit angsterweiterten Augen an.
»Was hat das zu
bedeuten?«
»Ich weiß es auch
nicht Rebecca«, sagte er nervös.
Behutsam suchte er
ihre Hand, mit der sie sich verkrampft am Autositz festhielt und
streichelte sie beruhigend.
»Ich werde dich
jetzt nach Hause fahren, Kleines. Michael wartet auf mich.
Morgen werden wir weitersehen.«
»Woher weißt du,
dass Michael wieder zurück ist?« Rebecca sah ihn verunsichert
an. »Weil er das Geschehene auch gesehen hat. Ich habe es in
seinen Visionen gelesen.«
Ben stoppte vor
dem Haus ihrer Eltern und sah sie ernst an.
»Rebecca, hör mir
gut zu. Es wird dir nichts passieren. Ich werde auf dich
aufpassen und dich beschützen, das verspreche ich dir. Aber
ziehe dich nicht wieder in deine Depressionen zurück,
versprichst du mir das?«
Unglücklich nickte
sie und öffnete die Wagentür.
»Hey, schau mich
an.« Ben fasste ihre Hand und hielt sie zurück.
»Du musst keine
Angst haben. Wenn es dunkel wird, dann werde ich in Gedanken bei
dir sein. Du wirst mich fühlen, auch wenn du mich nicht sehen
kannst, vertraue mir, okay?«
Mit seinen Fingern
strich er zart über ihr angespanntes Gesicht. Dann beugte er
sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Verzweifelt
nickte sie mit dem Kopf und stieg aus. Tränenverschleiert
blickte sie seinen davonfahrenden Wagen nach und versuchte die
Fassung wenigstens halbwegs zu bewahren.
****
In der Einfahrt
wartete Michael auf ihn. Wortlos umarmten sich die Brüder.
»Komm«, sagte
Michael, »Vater erwartet uns.«
Schweigend begaben
sie sich zu dem Tempel im Garten. Als sie eintraten, kam ihnen
schon Milton entgegen. An seinem besorgtem Blick erkannten sie
sofort dass
Weitere Kostenlose Bücher