Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Stimme zitterte
leicht, als sie jetzt wieder Ben ansah.
»Okay. Damit hast
du soeben noch einen Einblick in mein Leben erhalten. Es stimmt.
Ich habe tatsächlich auch Angst vor Pferden und mich noch nie
näher als zwei Meter an sie herangewagt. Alles klar?«
Benn antwortete
ihr nicht sofort, aber sein vorwurfsvoller Blick schien Rachel
zu durchbohren. Er wusste von Michael, dass sie sehr
oberflächlich und egoistisch war. Aber das war noch lange kein
Grund, seine eigene Schwester so bloßzustellen. Langsam ging er
auf Rebecca zu und begann so leise zu sprechen, dass nur sie ihn
verstehen konnte.
»Weißt du, was der
Mensch nicht kennt, davor fürchtet er sich. Mir ist es auch so
ergangen. Als ich zum ersten Mal vor einem Pferd stand, dass
grösser war als ich, bin ich schreiend weggerannt. Das ist ein
ganz natürlicher Reflex, absolut nichts wofür man sich schämen
muss. Wir müssen morgen auch nicht reiten. Vielleicht möchtest
du dir lieber das Fohlen anschauen und du kannst mir dabei
helfen, ihm sein Fläschchen zu geben. Es entwickelt sich
allmählich zu einem echten Vielfraß.«
Erleichtert
blickte Rebecca ihn an und nickte ihm zu. Dankbar für sein
Einfühlungsvermögen und das er sie nicht auch verspottet hatte.
»Gut, dann hole
ich dich morgen von der Schule ab«, sagte Ben und strich ihr
dabei zart mit dem Daumen über ihre Wange.
Rebecca war
verwirrt und konnte es nicht einordnen.
In dieser Nacht
schlief sie seit langer Zeit wieder durch.
Ohne von
Alpträumen gepeinigt zu werden.
Eisige Visionen
N ach
dem Sportunterricht zog Rebecca sich um. Hastig schlüpfte in
ihre Jeans und zog sich den karamellfarbenen Pullover über den
Kopf. Sonst immer eine Musterschülerin, war es ihr heute zum
ersten Mal schwergefallen, sich auf den Unterricht zu
konzentrieren.
Immer wieder
musste sie an Ben und seine einfühlsame Art denken. In seiner
Gegenwart fühlte sie sich seltsam geborgen und fast ohne Ängste.
Sie schnappte sich ihre Schultasche und rannte raus. Ungeduldig
quetschte sie sich an einer Gruppe Mitschüler vorbei, die
lachend den Weg versperrten und dann sah sie ihm. Lässig, beide
Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er an einem
Mauervorsprung. Als ihre Blickte sich kreuzten, huschte ein
erfreutes Lächeln über sein Gesicht. Er stützte sich mit dem
Bein von der Mauer ab und kam ihr langsam entgegen.
»Hi! Du hast mir
gar nicht erzählt, das du so viele Verehrer hast.«
»Was…-«, sprachlos
starrte sie ihn.
Ben begann
schelmisch zu grinsen und nahm leicht ihren Arm.
»Sag nicht, dass
die drei Typen da hinten nicht pausenlos hinter dir her sind.
Ich beobachte sie schon die ganze Zeit, sie verschlingen dich
förmlich mit den Augen.«
»Du spinnst ja«,
murmelte sie verlegen und schielte dabei vorsichtig über die
Schulter. Tatsächlich schauten drei Jungen die sie aus der
Oberstufe kannte, interessiert zu ihnen rüber. Die Röte schoss
ihr ins Gesicht, bevor sie fast lautlos murmelte: »Das sind die,
die überall rumerzählen das ich die einzige noch ungeküsste
Jungfer in der gesamten Schule bin.«
»Na, dann sollten
wir ihnen jetzt mal was bieten, für ihr Geld«, witzelte Ben
vergnügt. Blitzschnell beugte er sich zu ihr runter und sie
fühlte, wie seine warmen Lippen leicht ihren Mund streiften.
»Jetzt sehen sie
mich an, als hätten sie große Lust mich zu verprügeln«, raunte
er ihr ins Ohr. Belustigt nahm er danach ihre Hand, dirigierte
sie zu seinem Wagen und half ihr bei einsteigen. Rebecca saß auf
dem Beifahrersitz und versuchte ihre Atmung wieder unter
Kontrolle zu bringen. Ihr seit gestern verwirrendes Gefühl war
jetzt abrupt umgeschlagen und wurde nun durch heftige
Herzrhythmusstörungen abgelöst. Ben sah sie von der Seite an und
erkannte die Verwirrung in ihrem Gesicht.
»Hey, ist alles in
Ordnung mit dir? Ich wollte diesen Idioten einfach nur zeigen,
dass du das schönste Mädchen weit und breit bist. Sei nicht
sauer auf mich«, bat er. Ungläubig blickte sie ihn an.
»Weißt du, sie
hatten ja recht. Aber dank dir bin ich jetzt zu mindestens eine geküsste Jungfer. Und ich bin in keinster Weise sauer auf
dich«, erwiderte sie leise.
»Macht es dir
übrigens sehr viel aus, wenn wir noch schnell bei der Bibliothek
anhalten? Ich muss noch ein paar Bücher abholen, die ich
vorbestellt habe«, fragte sie
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