Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
eine andere Frau von den Geisterkriegern
auswählen können. Die meisten Frauen in eurer Welt schweben in
ständiger Gefahr.«
»Verdammt, aber
ich bin nicht in die meisten Gestaltwandlerrinnen verliebt«,
schrie Michael wütend und schlug mit der flachen Hand auf das
Lenkrad.
»Ich liebe dich!«
Sprachlos starrte
Amy ihn an und Michael bereute seinen impulsiven Ausbruch.
Er warf ihr einen
entschuldigenden Blick zu und strich ihr sanft über die Wange.
»Kein Angst, Amy.
Ich werde dich nie mehr verlassen. Trotzdem musst du bald durch
die Gezeiten-Reise gehen, damit du nicht mehr so verletzlich
bist«, murmelte er gequält.
Danach griff er
nach ihrer Hand, zog sie an seine Lippen und küsste zärtlich
ihre Fingerspitzen.
Kurze Zeit später
hatten sie die Klinik erreicht. Michael bog in die Einfahrt ein
und stoppte mit quietschenden Bremsen vor dem Notausgang.
Vision des Bösen
A my
hatte Mühe Michael zu folgen, als sie den langen Krankenhausflur
der Intensivstation entlangliefen, bis sie endlich vor dem
Zimmer zum stehen kamen. Zusammen traten sie an das Bett, wo
Milton gerade die Versorgung des Sauerstoffes kontrollierte. Amy
stand dicht neben ihm, als Michael sich zum Bett herunter
beugte.
»Wicasa
Iyotanyapi, was möchtest du uns sagen, ehrwürdige Großmutter«,
fragte er.
Ihre Augen waren
durch den Nebel des versinkenden Lebenssterns schon leicht
getrübt. Das hatte auch Milton bemerkt und gehofft, dass sein
Sohn es mit Amy zusammen noch rechtzeitig schaffte, herzukommen.
Viel Zeit würde sie nicht mehr haben, denn der Monitor der ihre
Herzfrequenzen anzeigte, gab immer schwächere Signale ab und die
Linie verlangsamte sich rasant. Doch auf einmal wurden ihre
trüben Augen wieder klar und lebendig. Ihre abgemagerte Hand
schnellte unter dem weißen Bettlaken hervor und mit einer
fahrigen Bewegung riss sie sich die Sauerstoffmaske vom Gesicht.
»Lasst uns
alleine… ich kann nur mit ihr reden«, röchelte sie und deutete
mit ihrem knöchernen Zeigefinger auf Amy.
»Nein! Das kommt
überhaupt nicht in Frage«, protestierte Michael.
»Wir haben keine
Geheimnisse voreinander. Sag uns, was du von ihr willst.« Die
Alte beugte sich leicht vor und schaute Michael angestrengt in
die Augen, doch dann verließ sie die Kraft und ihr Kopf sank
wieder in das Kissen zurück. Dabei fiel ihr dünnes, schneeweißes
Haar zur Seite und Milton erstarrte im selben Moment. Michael
war so in Sorge um Amy, dass er die Gefühlsregung seines Vaters
nicht bemerkte.
»Unci. Bitte sag,
was du uns zu erzählen hast«, versuchte er es erneut.
Ihre Augen
fokussierten ihn und stumm schüttelte sie den Kopf. Milton
reagierte jetzt instinktiv, denn er hatte die Schwierigkeit
ihrer Situation erfasst.
»Mein Sohn, lass
sie alleine. Tun wir, was sie will.«
Frostig verneinte
Michael und gab dabei ein unwilliges Knurren von sich. Nicht
bereit seine Amy mit dieser mysteriösen Indianerin alleine
zu lassen.
»Michael, es wird
ihr nichts passieren. Vertraue der Situation und komm mit mir
nach draußen. Wir werden vor der Tür warten.«
Milton legte
seinem Sohn die Hand auf die Schulter. Als Michael unwillig
aufblickte, sah er den unbezwingbaren Willen in den Augen seines
Vaters aufflackern und gab nach. Sanft berührte er mit seinen
Finger Amys Gesicht.
»Also gut, ich
werde vor der Tür auf dich warten. Wenn irgendetwas passiert,
dann werde ich es an deinen Gefühlen merken und sofort wieder
bei dir sein. Das verspreche ich dir, in Ordnung?«
Amy nickte ihm
beklommen zu. Draußen auf dem Flur sah Michael seinen Vater
zornig an.
»Was soll das? Wir
wissen nicht, wer diese Frau ist… woher sie kommt und was genau
sie von Amy will. Wir können sie doch nicht mit ihr alleine
lassen«, rief er beschwörend. Milton warf seinen Sohn einen
beruhigen Blick zu. Er schloss die Augen und versuchte sich
mental mit seiner Frau zu verständigen.
Mahu, die gerade
über ein neues Naturrezept grübelte, hielt unvermittelt in ihrer
Bewegung inne. Blicklos starrte sie aus dem Fenster und nahm
dabei still die Gedanken ihres Mannes in sich auf. Kurz danach
erhob sie sich, schaltete sie die Geräte aus und verließ hastig
das Labor.
»Dad?«, fragte
Michael erneut, »würdest du mir bitte mitteilen, was hier vor sich geht?«
Milton strich sich
angespannt über sein weißes Haar, bevor er zu
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