Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
ihr.
Dann fühlte sie Gladys Gedanken mit einer emotionalen und
unbändigen Kraft in ihren Kopf eindringen. Die Vision war stark
und mächtig.
Amy sah einen
kleinen indianischen Jungen vor ihren Auge, der von seiner
alkoholgeschwängerten Mutter weggerissen wurde. Seine Schreie
hallten durch Amys Kopf. Dann sah sie ihn in einem Bett im
Sozialheim… wieder Schreie… Schläge. Jemand fesselte seine
kleinen Füssen und Händen ans Bettgestell und Amy fühlte die
ersten Anzeichen einer Wolke aus Hass in seiner Aura.
Es folgte ein
Zeitsprung und sie sah einen etwa achtzehnjährigen, zornigen
jungen Teenager. Übergewichtig und ganz in schwarz gekleidet. Er
saß vor seinem Computer und entwickelte ein Animationspiel. Der
Name flackerte in roten Buchstaben auf:
Das Erwachen
der Eiswelt – Tod allen Seelen.
Amys Augen
begannen unruhig zu flackern, als sie seine abgrundartigen
Gedanken durchströmten. Sie konnte seinen aggressiven Hass auf
die gesamte Welt - insbesondere auf seine Mutter, die ihn
verlassen hatte - mental fühlen. Auf einmal sah sie ihn neben
Gladys stehen.
Diese versuchte
verzweifelt auf den Jungen einzureden, doch er stieß sie weg und
sie fiel mit einem dumpfen Aufprall gegen den Schrank. Daraufhin
tauchte ein Mann im Zimmer auf. Durch Gladys Gedanken erkannte
Amy, dass er ihr Ehemann war. Ein Tumult entbrannte.
Hart prügelte er
auf den Jungen ein und schmiss ihn anschließend aus dem Haus.
Gladys wollte dem
Jungen zur Hilfe kommen und bat um Gnade, aber der Mann schloss
energisch die Tür und zog den Schlüssel ab.
Ein neuer
Zeitsprung durchzog die Vision.
Gladys war mit dem
Jungen alleine im Haus. Ihr Ehemann war an einem anderen Ort und
neben ihm eine sehr viel jüngere Frau. Jetzt überfielen Amy
apokalyptische, schwarze und abgründige, dunkle Visionen. Die
Gedanken gingen von dem Jungen aus und zeitgleich spürte sie
eine entsetzliche Kälte in sich hochkriechen.
Wieder sah sie ihn
am Schreibtisch sitzen und mit Jemand reden, aber es war niemand
im Zimmer zu sehen. Bis ihr auffiel, dass er mit seinem Computer
sprach. Als er abrupt aufsprang und dabei seinen Stuhl
umschmiss, konnte Amy seinen Bildschirm erkennen. Die Buchstaben
begannen vor ihren Augen zu verschwimmen und sie konnte nicht
fassen, was sie las.
Vademecum der
neun Ritualverse für die Wiederauferstehung Satans…
Augenscheinlich
hatte er diese Verse rezeptiert.
Entsetzt zuckte
Amy zurück aber die Indianerin hielt sie weiterhin mit eisernem
Griff umklammert. Es war noch nicht zu Ende.
Der Jungen befand
sich nun in einem Wohnzimmer. Seine Kleidung war voller Blut und
in den leblosen Gestalten am Boden vor ihm, erkannte sie Gladys
Ehemann mit seiner neuen Lebensgefährtin. Kurz darauf
durchzuckten Amys Gedanken entsetzliche Schreie und sie sah
tödlich getroffene Kinder in einer Schulklasse am Boden liegen -
alles war mit Blut getränkt. Seine jetzt vom blanken Wahnsinn
gefärbte Stimme übertönte die Schmerzensschreie der Opfer.
„Bumm, bumm, bumm,
und danach kein Geschrei mehr…. dann gehören eure verdammten
Seelen mir… mir alleine . Denn ich bin
auferstanden und erwacht. Ich bin Raha, der neue
Herrscher.“
Im selben Moment
durchdrang ein ohrenbetäubender Knall Amys Gehirn und sie zuckte
entsetzt zusammen. Sie sah ihn in einer Blutlache am Boden
liegen… neben sich sein Gewehr - mit dem er sich selbst
gerichtet hatte.
Ihr stockte der
Atem und ihr Blut begann in ihren Adern zu gefrieren, denn was
sie jetzt in den Visionen sah - ließ sie den Abgrund erahnen.
Der tote Körper
bewegte sich am Boden. Ein schattenhafter Umriss seines
Antlitzes erhob sich, dann ein zweiter und schließlich noch ein
dritter Körper. Amy begann am ganzen Körper zu zittern und ein
lautloser Schrei formte sich in ihren Mund.
Sie spürte in der
Trance, dass Gladys Hand noch stärker ihren Arm umschlang und
sie eisern festhielt.
Auf dem kahlen
Klinikflur zuckte auch Mahu durch die Kraft der satanischen
Gedanken zusammen. Durch ihre mentale Verbindung zu Amy war sie
das Medium, durch das Milton und ihr Sohn die Visionen mit
verfolgen konnten. Michael spürte das tiefe Entsetzten und die
Angst in Amy. Erregt wollte er aufspringen, doch Mahu hielt ihn
ab.
»Wenn du sie jetzt
unterbrichst, dann werden wir niemals erfahren, mit welcher dunklen Macht er sich vereinigt hat. Amy geht es
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